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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Kör­per, der sich ihm nicht ent­zog. Als er über das Ge­sicht fuhr, stell­te er fest, daß der Un­ter­kie­fer fehl­te. Er spür­te ei­ne große Wun­de, aus der ein Wim­mern drang.
    Sie um­arm­ten sich, und ei­ne Wär­me und Ge­bor­gen­heit, von der sie nicht mehr wuß­ten, daß es sie noch für sie ge­ben könn­te, ließ Schau­er des Ent­zückens über ih­re Kör­per lau­fen. Nicht mehr fä­hig, ih­re Um­welt wahr­zu­neh­men, so sehr hat­te sie der war­me Kör­per des an­de­ren ge­fan­gen­ge­nom­men mit sei­ner le­ben­den Wär­me, be­merk­ten der au­gen­lo­se Chick und die mund­lo­se Frau nicht, daß sich ih­nen am En­de des Gan­ges zwei Ge­stal­ten nä­her­ten.
    Die bei­den tru­gen glän­zen­de An­zü­ge, die naht­los Ar­me und Bei­ne um­schlos­sen. Nur an Fü­ßen und Hän­den schi­en fes­te­res Ma­te­ri­al über die glän­zen­de Fo­lie ge­gos­sen wor­den zu sein. Der Kopf­teil der An­zü­ge war hals­los und zer­knit­tert. Er hat­te vor­ne drei ein­ge­las­se­ne schwarzum­ran­de­te Öff­nun­gen. Auf den blei­ver­glas­ten Öff­nun­gen spie­gel­te sich die Dun­kel­heit und grins­te.
    Die bei­den un­för­mi­gen, lang­sam da­her­tap­pen­den Ge­stal­ten, die in den di­cken Plas­tik­hand­schu­hen lan­ge Roh­re tru­gen, ver­harr­ten, wo­bei die Fo­lie der An­zü­ge knis­ter­te. Ge­dämpft dran­gen Stim­men aus den An­zü­gen.
    „No­tierst du?“ frag­te der ei­ne An­zug.
    „War­te“, ant­wor­te­te der an­de­re, „ich muß erst ei­ne neue Kar­te fin­den, ich ha­be kaum noch wel­che.“
    „Es sind zu vie­le noch hier un­ten.“
    „Ist so­wie­so Quatsch, die auf­zu­neh­men.“
    Der ei­ne An­zug bück­te sich und zog aus ei­ner Ta­sche, die sich auf dem Ober­schen­kel be­fand, ei­ne Kar­te mit der Num­mer 3968, auf der stand:
    Ver­letz­ten­be­gleit­kar­te.
    Bei den Spal­ten „Na­me“, „Stra­ße“ und „Wohn­ort“ mach­te er mit der Spit­ze des rech­ten Zei­ge­fin­gers, an der sich ein Schreib­ge­rät be­fand, einen Strich.
    Dar­un­ter war ein mensch­li­cher Kör­per auf der Kar­te ab­ge­bil­det, wo­bei nur die Um­ris­se so­wie ei­ni­ge In­nen­li­ni­en auf­ge­druckt wa­ren.
    Er mach­te über den un­te­ren Teil des Kopf­es der Fi­gur einen gro­ben Strich. Dann no­tier­te er hin­ter dem Wort „Zeit“ 19.42, dar­un­ter hin­ter „im“ einen Strich, eben­so bei der Ab­kür­zung „iv“, un­ter der sich die sti­li­sier­te Ab­bil­dung ei­ner me­di­zi­ni­schen Sprit­ze be­fand.
    Chick und die Frau hiel­ten sich um­schlun­gen und er­schu­fen aus der Wär­me ih­rer Kör­per ei­ne er­träg­li­che­re Welt. Ei­ne Welt, in der es viel Zärt­lich­keit gab.
    Un­ter der Spal­te mit der Ab­bil­dung der me­di­zi­ni­schen Sprit­ze folg­ten auf der Kar­te drei wei­te­re Spal­ten, wo­bei in der Mit­te der Wör­ter, die die­se Spal­ten aus­füll­ten, die Zah­len 1 bis 3 vor­ge­druckt wa­ren.
    Das sah so aus:
     
    Be­hand­lungs  1  prio­ri­tät
    Trans­port  2  prio­ri­tät
    spä­te­re  3  Ver­sor­gung
     
    Der An­zug mach­te durch die­se drei Spal­ten mit dem Schreib­ge­rät an sei­nem Fin­ger einen Strich.
    „Was ist mit dem an­de­ren?“ frag­te er und zog müh­sam ei­ne zwei­te Kar­te aus ei­ner Ta­sche, nach­dem er die ers­te Kar­te weg­ge­steckt hat­te.
    Bei der zwei­ten Kar­te kreuz­te er die Stel­le an, wo sich beim Men­schen die Au­gen be­fin­den, und ver­fuhr im üb­ri­gen ge­nau­so wie bei der ers­ten Kar­te. Dann steck­te er auch die­se Kar­te weg. „Wir kön­nen nun“, sag­te er.
    In­dem sa­hen die sechs blei­ver­glas­ten run­den Öff­nun­gen, die sich oben an den An­zü­gen be­fan­den, die Fo­li­en knis­ter­ten bei je­der Be­we­gung, sich an.
    Sie ho­ben bei­de ih­re di­cken Roh­re und rich­te­ten sie auf Chick und sei­ne Be­glei­te­rin.
    Nach­dem die Flam­men­wer­fer ihr Werk der Zer­stö­rung voll­bracht hat­ten, schlepp­ten die bei­den An­zü­ge die ver­kohl­ten Lei­chen in einen Tun­nel, der schon bis oben­hin mit Lei­chen an­ge­füllt war.
    Dann ver­schwan­den die bei­den matt­glän­zen­den An­zü­ge in der Dun­kel­heit.
     
    „ Was liegt an mir. Ich ge­he ger­ne ein.
    Die Mut­ter weint. Man muß aus

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