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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Schlüs­sel du für die Haus­tür neh­men mußt, du Arsch­loch? Mit dem Dau­men er­tas­te­te er den rich­ti­gen Schlüs­sel (den mit der tie­fen Ker­be), und kli­ckend öff­ne­te sich das Tür­schloß.
    Klar, ir­gend et­was wür­de er Kaplan er­zäh­len müs­sen. Kaplan wür­de wis­sen wol­len, wes­halb er nicht kam, und er wür­de ver­su­chen, ihn zu über­re­den. (Die Trep­pe hin­auf, im­mer rund­her­um.) Er muß­te ihm ir­gend­ei­nen Blöd­sinn er­zäh­len. We­nigs­tens brauch­te er sich für Em­ma kei­ne Aus­re­de mehr aus­zu­den­ken – sie hät­te wis­sen wol­len, warum er nicht gin­ge und ob er krank wä­re, und sie hät­te sei­ne Stirn be­füh­len wol­len, um zu se­hen, ob er Fie­ber hat­te. Es war ei­ne Er­leich­te­rung, sie los zu sein. Sie war jetzt fast einen Mo­nat weg. Das ein­zi­ge Pro­blem war nun: Was wür­de er dem be­scheu­er­ten Kaplan er­zäh­len? (Al­tes Holz knarr­te un­ter sei­nen Schu­hen. Die Luft war sti­ckig. Ge­dämpf­te Stim­men dran­gen durch die Tü­ren, an de­nen er vor­über­kam, und blei­stift­dün­ne Licht­strah­len fie­len durch die Rit­zen. Staub­flöck­chen tanz­ten in den schma­len, be­leuch­te­ten Strei­fen.)
    Über­haupt, zum Teu­fel mit Kaplan. Ihm ge­gen­über brauch­te er sich schließ­lich nicht zu recht­fer­ti­gen für das, was er tat. Es reich­te schließ­lich, wenn er ihm sag­te, daß er kei­ne Lust hat­te. Zum Teu­fel mit ihm. Zum Teu­fel mit der gan­zen Ban­de.
    Die Woh­nung: ein großes Zim­mer, durch einen nied­ri­gen Tre­sen in Kü­che und Wohn­raum un­ter­teilt. Spül­be­cken, Kühl­schrank, Herd und ein klei­ner Tisch in der Kü­che, Ses­sel, Rauch­tisch und ein trag­ba­rer Fern­se­her im Wohn­zim­mer. Ein klei­nes Schlaf­zim­mer ne­ben­an und ein Bad. Schei­ße, ir­gend et­was wür­de er Kaplan wohl doch er­zäh­len müs­sen. Schließ­lich soll­ten die Jungs nicht an­fan­gen zu quat­schen. Und es war schon auf­fäl­lig, wenn er einen Bow­lin­ga­bend ver­säum­te. Ma­son zog sei­ne nas­sen Sa­chen aus und warf sie über den Ses­sel, da­mit Em­ma sie zum Trock­nen auf­hän­gen konn­te. Dann fiel ihm ein, daß Em­ma nicht mehr da war. Hat­te ihn schließ­lich ver­las­sen – und ver­mut­lich konn­te er es ihr nicht ein­mal vor­wer­fen. Es stimm­te wohl, daß er nichts taug­te. Ver­mu­te­te er. Vol­ler Un­be­ha­gen zuck­te Ma­son die Ach­seln. Jetzt, da sie Fre­d­ricks vor ihm be­för­dert hat­ten, wa­ren sei­ne Zu­kunfts­aus­sich­ten wahr­schein­lich nicht mehr all­zu ro­sig. Ihn küm­mer­te das nicht, aber Frau­en wa­ren da an­ders. Sie mach­ten sich um sol­che Din­ge Sor­gen, für sie war es wich­tig. Und hei­ra­ten woll­te er sie auch nicht. Da­zu war er zu un­s­tet. Aber Fa­mi­lie und was sonst noch da­zu ge­hör­te – das war wich­tig für ei­ne Frau. Gott, im Grun­de konn­te er ihr kei­ne Vor­wür­fe ma­chen, der däm­li­chen Fot­ze – sie ver­stand das eben nicht. Un­be­hol­fen leg­te er sei­ne Klei­der selbst zu­sam­men und ver­dreh­te da­bei die Ho­sen­naht. Man ver­mißt Leu­te um der klei­nen Din­ge wil­len. Nicht daß er sich viel dar­um scher­te, ob sei­ne Ho­sen rich­tig zu­sam­men­ge­fal­tet wa­ren oder nicht. Und Gott wuß­te, daß sie ihn wahr­schein­lich mehr ver­miß­te als er sie. Er war da un­ab­hän­gi­ger – klar, im Grun­de brauch­te er nie­man­den au­ßer sich selbst. Blö­de Fot­ze. Viel­leicht soll­te er Kaplan er­zäh­len, er hät­te ei­ne Frau hier oben, die er vö­geln wür­de. Kaplan war däm­lich ge­nug, um das zu glau­ben. Er blieb ste­hen, den Klei­der­bü­gel in der Hand, über­rascht von die­ser plötz­li­chen Hef­tig­keit. Kaplan war nicht däm­li­cher als al­le an­de­ren. Und wes­halb soll­te er nicht vö­geln? War das so un­vor­stell­bar, so über­ra­schend? Schei­ße, soll­te er sich denn hier zu­sam­men­rol­len und ver­flucht noch mal ster­ben, bloß weil sein Mäd­chen ihn ver­las­sen hat­te, selbst wenn es ein Lang­zeit­mäd­chen (drei Jah­re) ge­we­sen war? War es das, was Kaplan und die an­de­ren Arschlö­cher dach­ten? Na, dann ruf Kaplan doch an und sag ihm, es tut dir leid, aber du kannst heu­te nicht kom­men, und be­schreib ihm, was für ein knacki­ges

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