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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Tier­chen du hier heu­te bum­sen willst. Soll der Wich­ser doch vor Neid sei­ne ei­ge­ne Le­ber fres­sen, weil er da un­ten in die­ser ver­damm­ten, dre­cki­gen Bow­ling­bahn fest­sitzt, mit all den ver­damm­ten, dre­cki­gen Leu­ten, wäh­rend du hier oben vö­gelst. Viel­leicht spricht es sich so­gar bis zu Em­ma her­um. Kaplan wird es glau­ben. Er ist däm­lich ge­nug.
    Ma­son nahm ei­ne ge­fro­re­ne Piz­za aus dem Kühl­schrank und schob sie zum Abendes­sen in den Herd. Er aß sel­ten Fleisch; er war nicht ver­ses­sen dar­auf. Nie­mand in sei­ner Fa­mi­lie war das ge­we­sen. Sein Va­ter hat­te eben­falls in ei­ner Fleisch­ver­pa­ckungs­fa­brik ge­ar­bei­tet – in der­sel­ben so­gar. Er hat­te zu den Män­nern ge­hört, die die Kuh­ka­da­ver mit Mes­sern und Bei­len zer­le­gen. „In die Fa­brik“, sag­te er im­mer, wenn er sich nach der drit­ten Tas­se Kaf­fee vom Früh­stücks­tisch hoch­stemm­te, wäh­rend Ma­son bei der of­fe­nen Klap­pe des Gas­ofens stand, weil es dort wär­mer war, und die Pelz­müt­ze auf­ge­setzt be­kam, da­mit er zur Schu­le ge­hen konn­te. „Ich muß jetzt in die Fa­brik.“
    Ma­son sprach auch im­mer nur von der Fleisch­ver­pa­ckungs­fa­brik.
    (Hen­der­son hat­te „Schlacht­haus“ ge­sagt, aber Hen­der­son hat­te ge­kün­digt.)
    Auf der Pa­ckung stand: fünf­zehn Mi­nu­ten bei 250 Grad im vor­ge­heiz­ten Back­ofen. Viel­leicht soll­te er Kaplan ja doch nicht sa­gen, daß er bum­sen woll­te. Sonst wür­den ihn mor­gen al­le aus­fra­gen, sie wür­den wis­sen wol­len, wer das Mäd­chen war, wie sie im Bett ge­we­sen war, wo er sie auf­ge­ga­belt hat­te, und dann wür­de er den Rest des Ta­ges da­mit zu­brin­gen müs­sen, ima­gi­näre De­tails der An­ge­le­gen­heit zu er­fin­den. Und wenn sie nun ir­gend­wie her­aus­be­kämen, daß er über­haupt kein Mäd­chen hier­ge­habt hat­te? Dann wür­den sie glau­ben, er sei ver­rückt, so ei­ne Ge­schich­te zu er­fin­den. Zu lü­gen. Viel­leicht soll­te er Kaplan ein­fach sa­gen, die Grip­pe hät­te ihn er­wi­scht. Oder ei­ne schlim­me Er­käl­tung. Er war wirk­lich mü­de heu­te abend. (Tod­mü­de.) Viel­leicht be­kam er tat­säch­lich ei­ne Grip­pe. Durch Über­ar­bei­tung oder weil er zu lan­ge im Re­gen ge­stan­den hat­te oder so was. Viel­leicht war das der Grund da­für, daß er so be­schis­sen mü­de war – Je­sus, er war er­schöpft! – und daß er kei­ne Lust hat­te, zum Bow­ling zu ge­hen. Klar, das war es. Und er brauch­te sich auch nicht zu ge­nie­ren, krank zu wer­den: Sei­ne Ak­te war pri­ma. Nur zwei Fehl­ta­ge in sechs Jah­ren. Je­der wird mal krank, so ist das eben. Sie wür­den das ver­ste­hen.
    Wenn nicht, soll­ten sie ihn am Arsch le­cken.
    Ma­son ließ die Piz­za ein we­nig ver­bren­nen. Als er sie mit ei­nem Ge­schirr­tuch her­aus­zog – wo­bei er sich die Hand ver­seng­te –, hat­te der Rand an­ge­fan­gen, schwarz zu wer­den, und die Krus­te und der Kä­se wa­ren leicht an­ge­kohlt. Aber nicht zu schlimm. Es war noch zu ret­ten. Mit ei­nem Roll­mes­ser schnitt er die Piz­za in Stücke. Wie ge­wöhn­lich trö­del­te er beim Es­sen her­um, so daß die letz­ten Stücke kalt ge­wor­den wa­ren, als er sie in den Mund schob. Sie schmeck­ten wie Papp­de­ckel mit un­ge­wärm­ter Spaghet­tis­au­ce. Er aß sie trotz­dem. Da­zu trank er ein Bier und hin­ter­her einen Kaf­fee. Als er da­mit fer­tig war, emp­fand er im­mer noch ein un­be­stimm­tes Hun­ger­ge­fühl, und so nahm er ei­ne Pa­ckung Fei­gen aus dem Schrank und aß auch da­von noch ein paar. Da­nach blieb er am Tisch sit­zen und rauch­te ei­ne Zi­ga­ret­te. Kein Laut war zu hö­ren – nichts reg­te sich. Sta­sis.
    Das Te­le­phon klin­gel­te: Kaplan.
    Ma­son sprang auf und nahm dann einen lan­gen, un­re­gel­mä­ßi­gen Zug an der Zi­ga­ret­te. Er zit­ter­te. Ver­blüfft starr­te er auf sei­ne Hand. Ner­ven. Him­mel. Er ar­bei­te­te zu­viel, mach­te sich zu vie­le Ge­dan­ken. Zum Teu­fel mit Kaplan und der gan­zen Ban­de. Sag ih­nen über­haupt nichts. Brauchst du doch nicht. Laß sie schmo­ren. Das Te­le­phon schrie noch ein­mal und noch ein­mal: drei­mal, vier­mal, sechs­mal. Nimm nicht ab, sag­te Ma­son zu sich

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