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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Tur­nier­zu­schau­er um un­se­re Ti­sche ver­sam­melt. Je­der konn­te se­hen, daß Chi­ca­go in Schwie­rig­kei­ten war. Wir hiel­ten auf zwei Bret­tern ein­deu­tig über­le­ge­ne Stel­lun­gen, und auf den an­de­ren bei­den stan­den wir gleich.
    Es wur­de bes­ser. Ich spiel­te auf dem drit­ten Brett ge­gen Hai Winslow. Wir hat­ten ei­ne flaue, gleich star­ke Auf­stel­lung, und wir ei­nig­ten uns auf ein Re­mis. Und auf dem vier­ten Brett wur­de E. C. all­mäh­lich an die Wand ge­spielt und gab schließ­lich in ei­ner völ­lig ver­lo­re­nen Po­si­ti­on auf.“
    „E.C.?“
    „Ed­ward Co­lin Stu­art. Wir ha­ben ihn al­le E.C. ge­nannt. Ein Ori­gi­nal. Du wirst ihn oben bei Bun­nish ken­nen­ler­nen.“
    „Er hat ver­lo­ren?“
    „Ja.“
    „Das hört sich für mich nicht nach ei­nem son­der­lich sen­sa­tio­nel­len Er­folg an“, mein­te sie tro­cken. „Aber viel­leicht ist es für dei­ne Be­grif­fe ein Tri­umph.“
    „E. C. hat ver­lo­ren“, sag­te Pe­ter, „aber mitt­ler­wei­le hat­te Del­ma­rio sei­nen Geg­ner auf Brett zwei ein­deu­tig er­le­digt. Der Bur­sche zog es in die Län­ge, aber schließ­lich be­ka­men wir den Punkt, was den Stand auf 1½: 1½ brach­te, bei noch ei­nem lau­fen­den Spiel. Und wir wa­ren da­bei, das zu ge­win­nen. Es war un­glaub­lich. Bru­ce Bun­nish spiel­te an un­se­rem ers­ten Brett. Ein ech­ter Knall­frosch, aber ein halb­wegs passabler Spie­ler. Er war eben­falls ein A-Spie­ler, und er hat­te ein phä­no­me­na­les Ge­dächt­nis. Fo­to­gra­fisch. Kann­te je­de Er­öff­nung rück­wärts und vor­wärts. Er spiel­te ge­gen Chi­ca­gos großen Mann.“ Pe­ter lä­chel­te ver­zerrt. „Groß in mehr als ei­ner Hin­sicht. Ein in­ter­na­tio­na­ler Meis­ter na­mens Ro­bin­son Ves­se­le­re. Ver­dammt star­ker Schach­spie­ler, aber er muß 180 Ki­lo ge­wo­gen ha­ben. Er pfleg­te ab­so­lut un­be­weg­lich da­zu­sit­zen, wäh­rend man ge­gen ihn spiel­te, die Hän­de auf sei­nem Bauch ver­schränkt, die klei­nen Au­gen schiel­ten auf das Brett. Und dann über­wäl­tig­te er einen. Er hät­te Bun­nish mit links schla­gen müs­sen. Ver­dammt, er war vier­hun­dert Punk­te hö­her ein­ge­stuft. Aber das ist nicht ge­lau­fen. Mit sei­nem raf­fi­nier­ten Ge­dächt­nis hat­te Bun­nish Ves­se­le­re ir­gend­wie mit ei­ner ob­sku­ren Va­ri­an­te der si­zi­lia­ni­schen Ver­tei­di­gung aus­ge­trickst. Er be­dräng­te ihn über­all. Ein un­glaub­li­cher An­griff. Die Stel­lung war kom­pli­zier­ter als al­les, was ich je ge­se­hen hat­te, sehr raf­fi­niert und tak­tisch ge­ni­al. Ves­se­le­re in­sze­nier­te einen Ge­gen­an­griff auf der Da­men-Sei­te, der auch einen ge­wis­sen Druck hat­te – aber das war nichts ge­gen die Be­dro­hun­gen, die Bun­nish auf der Kö­nigs-Sei­te auf­ge­zo­gen hat­te. Es war ein ge­won­ne­nes Spiel. Des­sen wa­ren wir uns al­le si­cher.“
    „Ihr habt die Meis­ter­schaft al­so bei­na­he ge­won­nen?“
    „Nein“, sag­te Pe­ter. „Nein, das war es nicht. Wenn wir das Spiel ge­won­nen hät­ten, wä­ren wir zu Chi­ca­go und ein paar an­de­ren Teams bei 6:2 punkt­gleich auf­ge­rückt, aber der Meis­ter­ti­tel wä­re an je­mand an­ders ge­gan­gen, an ei­ne Mann­schaft mit 6½ Spiel­punk­ten. An Ber­ke­ley viel­leicht oder Massa­chu­setts. Für uns ging es nur dar­um, sie aus der Fas­sung zu brin­gen. Es wä­re un­glaub­lich ge­we­sen. Sie wa­ren die bes­te Col­le­ge-Schach­mann­schaft im Land. Wir wa­ren nicht ein­mal die bes­te un­se­rer Schu­le. Wenn wir sie ge­schla­gen hät­ten – das wä­re ei­ne Sen­sa­ti­on ge­we­sen. Und wir sind so na­he dar­an ge­we­sen.“
    „Was ist pas­siert?“
    „Bun­nish hat es ver­patzt“, sag­te Pe­ter mür­risch. „Da war ei­ne kri­ti­sche Stel­lung. Bun­nish war in der Klem­me, ei­ne sei­ner Fi­gu­ren war ein po­ten­ti­el­les Op­fer, weißt du. Ei­gent­lich wa­ren es zwei Op­fer. Sehr hart, aber der Zug hät­te Ves­se­le­res Kö­nigs-Sei­te ka­putt­ge­macht und sei­nen Kö­nig ins Freie hin­aus­ge­trie­ben. Aber Bun­nish war da­für zu ängst­lich. Statt des­sen schau­te er stän­dig auf Ves­se­le­res An­griff auf der Da­men-Sei­te, und

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