Kopernikus 7
abgehalten worden waren, obwohl dieser Rekord später gebrochen wurde. Aber wir haben einen zweiten Rekord aufgestellt, und der besteht noch immer. Weil das Turnier auf unserem heimischen Gelände stattfand, hatten wir eine Menge Spieler zur Verfügung. Wir brachten sechs Teams ein. Keine andere Schule hat je mehr als vier Teams in den Nationalen gehabt.“ Dieser Rekord brachte noch immer ein Lächeln aufsein Gesicht. Vielleicht war es kein großartiger Rekord, aber es war der einzige, den er errungen hatte, und es war seiner. Viele Leute leben und sterben, ohne irgendeine Art von Rekord aufzustellen, überlegte er still. Vielleicht sollte er Kathy sagen, daß sie ihm seinen Rekord auf den Grabstein setzen sollte: HIER RUHT PETER K. NORTEN. ER LIESS SECHS MANNSCHAFTEN ANTRETEN. Er kicherte.
„Was ist so komisch?“
„Nichts.“
Sie hakte nicht weiter nach. „Du hast also dieses Turnier geleitet, sagst du?“
„Ich war der Club-Präsident und der Vorsitzende des örtlichen Komitees. Das Turnier selbst habe ich nicht geleitet, aber ich habe die Bewerbung zusammengestellt, die die Nationalen nach Evanston brachte, und alle vorbereitenden Vorkehrungen getroffen. Und ich habe unsere sechs Mannschaften zusammengestellt, entschieden, wer in welcher spielte, die Mannschaftskapitäne ernannt. Aber während des Turniers selbst war ich nur der Kapitän der B-Mannschaft.“
Sie lachte. „Du warst also ein großes As beim zweiten Eisen im Feuer. Das paßt. Die Geschichte unseres Lebens.“
Peter verkniff sich eine scharfe Antwort und sagte nichts. Der Toyota schwenkte in eine weitere Haarnadelkehre, und ein weites Colorado-Bergpanorama tat sich vor ihnen auf. Es ließ ihn seltsam unberührt.
Nach einer Weile sagte Kathy: „Wann hast du aufgehört, Schach zu spielen?“
„Ich habe es kurz nach dem College aufgegeben. Eigentlich keine wirklich bewußte Entscheidung. Ich bin einfach irgendwie abgetrieben. Ich habe seit fast neun Jahren an keinem Schachturnier mehr teilgenommen. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile ziemlich eingerostet. Aber damals war ich recht gut.“
„Wie gut ist recht gut?“
„Ich war wie jeder andere in unserer B-Mannschaft als A-Klasse-Spieler eingestuft.“
„Was heißt das?“
„Das heißt, daß meine USCF-Einstufung bedeutend höher war als die der großen Mehrheit von Turnier-Schachspielern im Land“, sagte er. „Und die Turnier-Spieler sind im allgemeinen viel besser als die unklassifizierten Holzschieber, denen man in Bars und Kaffeehäusern begegnet. Die Einstufungen reichten bis hinunter zur Klasse E. Über der A-Klasse waren noch die nationalen Meister, die internationalen Meister sowie die Großmeister angesiedelt, aber davon gab es nicht viele.“
„Drei Klassen über dir?“
„Ja.“
„Dann könnte man also sagen, du warst in deiner allerbesten Zeit ein viertklassiger Schachspieler.“
Daraufhin schaute Peter zu ihr hinüber. Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück, ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht. „Stänkerin“, sagte er. Er war plötzlich wütend.
„Paß auf die Straße auf!“ fauchte Kathy.
Er riß den Wagen so hart er konnte in die nächste Biegung, und drückte auf das Gas. Sie haßte es, wenn er schnell fuhr.
„Mein Mann, die große Nummer“, sagte sie. Sie lachte. „Ein viertklassiger Schachspieler, der in der zweitklassigen Uni-Mannschaft gespielt hat. Und obendrein ein fünftklassiger Fahrer.“
„Halt den Mund“, sagte Peter wütend. „Du weißt überhaupt nicht, wovon du redest, verdammt noch mal. Vielleicht waren wir nur die B-Mannschaft, aber wir waren gut. Wir haben besser abgeschnitten, als irgendjemand ein Recht hatte zu erwarten, nur einen halben Punkt hinter der
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