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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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un­se­rer Be­reit­schaft, be­herrscht und da­mit von jeg­li­cher Ver­ant­wor­tung ent­bun­den zu sein. Doch wenn mich der Zwang über­kommt …
    El­fle­da be­rührt mei­nen Arm, ich zu­cke hef­tig zu­sam­men. Sie springt eben­so über­rascht wie ich zu­rück, ih­re an­de­re Hand ist im­mer noch zum Him­mel er­ho­ben, wo­hin sie mei­ne Auf­merk­sam­keit len­ken woll­te.
    „Schau.“
    Dun­kel­heit hat sich her­ab­ge­senkt. Ich be­trach­te die Ster­ne und se­he ein glei­ßen­des, viel­far­bi­ges Licht nä­her kom­men. Über uns flie­gen un­se­re Meis­ter in ei­nem lenk­ba­ren Luft­schiff, das ma­je­stä­tisch über den Ber­gen da­hinglei­tet. Sei­ne Ma­schi­nen sind fast laut­los. Es ist in Licht ge­ba­det, das so­gar die Baum­wip­fel dar­un­ter zu er­hel­len ver­mag. Es zieht di­rekt über uns da­hin, wir hö­ren Mu­sik und Ge­läch­ter. Ich be­trach­te El­fle­da. Das Licht färbt ih­re Ge­stalt rot, vio­lett, blau, grün. Ihr Aus­druck ist hof­fend und sehn­süch­tig. Mich sieht sie nicht an.
    Ein schar­fer Schrei des Schmer­zes oder des Ent­zückens lenkt mei­ne Auf­merk­sam­keit wie­der zum Luft­schiff. Als ich den Blick wie­der sen­ke, ist El­fle­da ver­schwun­den.
    Aber was macht das schon? Was schert mich sie? Wenn sie mich nicht be­gehrt – an­de­re tun es. Vor ei­nem Au­gen­blick fühl­te ich mich noch ab­ge­spannt und mü­de, nun aber bin ich wie­der mäch­tig und vol­ler Freu­de. Zwi­schen mir und der Wie­se liegt der hal­be Wald, und wenn ich mich nicht be­ei­le, wer­de ich zu spät kom­men. Doch Ent­fer­nun­gen spie­len kei­ne Rol­le. Im­mer­grü­ne Zwei­ge strei­chen über mei­ne Ge­stalt, wäh­rend ich da­hin­ei­le. Der Schmerz in mei­nen Hu­fen ist kaum mehr als ein In­sek­ten­stich.
    Al­le von un­se­rer Art ha­ben sich auf der Wie­se ver­sam­melt, Tie­re und Halb­men­schen glei­cher­ma­ßen. Die klei­nen Pe­ga­si flie­gen um und über uns, wäh­rend die grö­ße­ren, flug­un­fä­hi­gen ihr Ge­fie­der zur Schau stel­len. Ein auf ei­nem Fel­sen sit­zen­der Gry­phon brüllt und kreischt, wäh­rend der über­ir­di­sche Schein des Flug­ge­räts uns ein­hüllt. Das Luft­schiff senkt sich lang­sam her­ab. Es ist so groß, daß sein Um­riß die Ster­ne aus­löscht. Ich er­grei­fe ein Hal­te­tau, die Zen­tau­rin He­ka­te ein an­de­res. He­ka­te zieht fes­ter als ich, ih­re Mus­keln tre­ten her­vor. Das Schiff senkt sich auf ih­rer Sei­te, sie lacht. Wir zie­hen das Schiff ge­gen die Flieh­kraft her­un­ter und glo­ri­fi­zie­ren un­se­re Stär­ke. Dann bin­den wir die Taue an Bäu­men fest. Un­se­re Meis­ter be­tre­ten den Bo­den.
    Sie sind ge­wöhn­li­che Men­schen, so ge­wöhn­lich wie wir vor un­se­rer Ver­än­de­rung. Sie se­hen so selt­sam aus mit ih­ren zwei Bei­nen so­wie den feh­len­den Hu­fen, Klau­en und Haa­ren. Sie sind klein, schwach und doch über­mäch­tig. Sie lä­cheln uns zu, und wir war­ten und hof­fen, er­wählt zu wer­den. Sie sind so herr­lich an­zu­se­hen wie Blu­men. Der Gry­phon kau­ert sich nie­der und reibt sich ein­schmei­chelnd an ih­ren Bei­nen.
    Ei­ne schat­ten­haf­te Ge­stalt steht in der Lu­ke des Flug­zeugs und schaut her­un­ter. Er tritt her­ab und zö­gert, als das Licht auf ihn fällt. Sein Ge­sicht ist un­ge­schlacht, sein Aus­druck un­si­cher. Er ist so­wohl neu­gie­rig als auch furcht­sam.
    „He­ka­te!“
    Der häß­li­che Jun­ge ver­schwin­det aus mei­nen Ge­dan­ken. Ei­ner un­se­rer Meis­ter ruft He­ka­te, die ge­horcht, ihr schwar­zes Haar weht im Wind hin­ter ihr her. Ih­re Hu­fe trom­meln auf der Er­de, bis sie schließ­lich vor der schlan­ken jun­gen Frau ste­hen­bleibt. Ihr Pfer­de­kör­per ist kräf­tig und groß und ein­drucks­voll, sei­ne dunkle Eben­holz­far­be schim­mert durch das bun­te Licht des Luft­schiffs. Im an­de­ren Le­ben muß sie ei­ne schö­ne und be­geh­rens­wer­te jun­ge Frau ge­we­sen sein, denn sie ist ein ver­lo­cken­der My­thos. Die jun­ge Frau springt auf ih­ren Rücken und gräbt die Fer­sen in ih­re Flan­ken. Sie lacht. He­ka­te wir­belt her­um und prescht über die Wie­se, wo­bei sie den Schweif wie ein Ban­ner hoch­hält. Die Vi­bra­tio­nen ih­rer Huf­trit­te

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