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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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di­stan­ziert, kri­tisch und streit­süch­tig. Sie igno­rier­te ihn, und, was noch schlim­mer war, sie igno­rier­te ih­ren ei­ge­nen Sohn.
    Nicht, so dach­te er, daß es ihm et­was aus­mach­te, den größ­ten Teil der Ver­ant­wor­tung für Spatz al­lein zu tra­gen. Schließ­lich war der Jun­ge ja auch sein Sohn. Und er muß­te zu­ge­ben, daß Spin­nes Ar­beit schwie­rig, ner­ven­auf­rei­bend und zeit­auf­wen­dig war, da­her war sie häu­fig ab­we­send und emp­find­lich. Aber … nun, zum Teu­fel, man muß­te sie nur ein­mal be­ob­ach­ten. Schließ­lich fand sie ja auch Zeit für lan­ge Ge­sprä­che mit Schwan, und dann wid­me­te sie Häs­chen Stun­den ih­rer Zeit, die sie ei­gent­lich für Spatz auf­wen­den soll­te. Co­yo­te war si­cher, daß er schon ein ei­fer­süch­ti­ges Fun­keln in Spatz’ Au­gen ge­se­hen hat­te, wenn sei­ne Mut­ter mit Häs­chen zu­sam­men war. Und soll­te ei­ne aus­ge­dehn­te Fa­mi­lie nicht ge­ra­de das ver­mei­den … Ei­fer­sucht? Wenn die Kul­tur­re­vo­lu­ti­on einen Ma­kel auf­wies, dach­te er, dann war es der, daß sie auf Leu­te von ges­tern zu­rück­grei­fen muß­te. Co­yo­te kick­te kopf­schüt­telnd ge­gen einen Erd­klum­pen.
    Und dann gab es auch noch Wan­de­rer. Hat­te Spin­nes Be­zie­hung zu ihr nicht den Hauch von et­was Per­ver­sem? Nein, nicht we­gen des Sex – Co­yo­te war er­wach­sen, auch er hat­te sei­ne ho­mo­se­xu­el­len Af­fä­ren ge­habt, dar­an war nichts aus­zu­set­zen. Nein, es hat­te et­was mit der ge­fühls­mä­ßi­gen In­ten­si­tät von Spin­nes und Wan­de­rers Be­zie­hung zu tun. Ihr Lie­bes­ge­tur­tel hat­te et­was An­stö­ßi­ges, et­was Pu­ber­tä­res an sich. Ih­re Be­zie­hung war zu ex­klu­siv. Er fühl­te sich voll­kom­men aus ih­rer bei­der Le­ben aus­ge­schlos­sen. Und er war si­cher, daß die an­de­ren dies ähn­lich emp­fan­den. Er war nicht ein­fach nur ei­fer­süch­tig – Göt­ter, es lag schon Mo­na­te zu­rück, seit Spin­ne und er zum letz­ten Mal ko­pu­liert hat­ten, und noch län­ger war es her, daß sie wirk­lich Freun­de ge­we­sen wa­ren. Es war nicht sein Pro­blem, es war ih­res …
    Er um­run­de­te die Kup­pel wei­ter und nä­her­te sich dem Gar­ten. Es war schön, die Saat schon so früh se­hen zu kön­nen. Er selbst hat­te den Gar­ten im ers­ten Herbst an­ge­legt, kurz nach­dem Spin­ne und er hier­her­ge­kom­men wa­ren, und er hat­te das tra­di­tio­nel­le fla­che Gar­ten­mus­ter ver­än­dert, das Schwan jah­re­lang be­nutzt hat­te. Sein Gar­ten stieg lang­sam zu ei­nem Hü­gel über dem um­lie­gen­den Ra­sen an, des­sen Form, wie es sich so er­gab, an Spin­nes lin­ke Brust er­in­ner­te, wenn sie schlief. Aber das hat­te er ihr nie­mals ge­sagt. Sie hät­te ihn wahr­schein­lich nur da­für kri­ti­siert, dem einen oder an­de­ren Frucht­bar­keits­göt­tin­nen­my­thos nach­zu­hän­gen. Wie das Bild auch aus­se­hen moch­te, der Gar­ten bil­de­te ei­ne durch­dacht an­ge­leg­te und funk­tio­nel­le Ein­heit. Wo der Nip­pel sein soll­te, be­fand sich ein klei­ner Teich, der von der Quel­le des Haus­halts ge­nährt wur­de, die sich nicht weit ent­fernt bei ei­ner Müh­le be­fand. Das Was­ser rie­sel­te durch ein Sys­tem ir­de­ner Röh­ren, die die Pflan­zen be­wäs­ser­ten. Die Pflan­zen­bee­te ver­lie­fen spi­ral­för­mig vom Teich her­ab, und sie wur­den von meh­re­ren ra­dia­len Pfa­den un­ter­bro­chen, die di­rekt von der Kup­pe her­ab­führ­ten. Co­yo­te er­klomm den Hü­gel, nahm aber den län­ge­ren, spi­ral­för­mi­gen Weg nach oben. Als er die letz­te Kur­ve um­run­det hat­te, sah er Spatz zu­sam­men­ge­kau­ert im Sand der ge­gen­über­lie­gen­den Sei­te spie­len. Er blieb ste­hen und at­me­te drei­mal tief durch. Erst dann ging er lang­sam wei­ter.
     
    War das ein Un­kraut? Spatz beug­te sich über die Sand­wöl­bung, um das win­zi­ge Pflänz­chen bes­ser se­hen zu kön­nen. Die Blät­ter wa­ren spit­zer und hat­ten mehr Aus­buch­tun­gen als To­ma­ten­blät­ter. Er griff da­nach, um es her­aus­zu­rei­ßen, dann aber hielt er in­ne und strei­chel­te das win­zi­ge Pflänz­chen statt des­sen. So­gar Lö­wen­zahn war gut im Sa­lat,

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