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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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oder, wie er es lie­ber nennt, das Ge­sicht Pans, ei­nes Fauns der Küns­te, ver­blaßt auf dem Schirm. Er hat so­gar die Oh­ren ma­ni­kürt. Echt ab­ge­fah­ren.
    „Bää-ää-ää!“ plärrt Chib dem Phan­tom hin­ter­her. „Bä! Pap­per­la­papp! Ich wer­de dir nie­mals in den Arsch krie­chen, Lus­cus, und du in mei­nen schon gar nicht. Auch wenn ich einen Mä­zen ver­lie­re!“
    Das Te­le­fon klin­gelt wie­der. Das dunkle Ge­sicht von Rous­seau Ro­ter Fal­ke er­scheint. Sei­ne Na­se gleicht dem Schna­bel des Ad­lers, sei­ne Au­gen sind schwar­ze Glas­scher­ben. Ein ro­ter Stoff strei­fen ist um sei­ne brei­te Stirn ge­schlun­gen, der das schwar­ze Haar zu­rück­hält, wel­ches ihm auf die Schul­tern fällt. Sein Hemd ist aus Wild­le­der, ein Per­len­dia­dem hängt von sei­nem Nacken her­ab. Er sieht wie ein ed­ler In­dia­ner aus, ob­wohl Sit­ting Bull, Cra­zy Hor­se und so­gar der edels­te von al­len, Ro­man No­se, ihn wahr­schein­lich mit Fuß­trit­ten aus dem Stamm ge­jagt hät­ten. Nicht, daß sie an­ti­se­mi­tisch ge­we­sen wä­ren, sie hät­ten ein­fach kei­nen Tap­fe­ren re­spek­tie­ren kön­nen, der Angst­zu­stän­de be­kam, wenn er sich ei­nem Pferd nä­hern muß­te.
    Er wur­de als Ju­li­us Ap­pel­baum ge­bo­ren und an sei­nem Na­mens­tag rech­tens zu Rous­seau Ro­ter Fal­ke. Ge­ra­de ge­maß­re­gelt aus den Wäl­dern zu­rück­ge­kehrt, suhlt er sich nun wie­der in den fleisch­li­chen Genüs­sen ei­ner de­ka­den­ten Zi­vi­li­sa­ti­on.
    „Wie geht’s dir denn, Chib? Die Ban­de fragt sich ge­ra­de, wann du wohl hier sein wirst?“
    „Bei euch? Ich ha­be noch nicht ge­früh­stückt, und zu­dem ha­be ich tau­sen­der­lei Din­ge zu er­le­di­gen, bis die Aus­stel­lung be­ginnt. Ich wer­de ge­gen Nach­mit­tag dort sein.“
    „Den größ­ten Spaß ges­tern nacht hast du ver­säumt, ’n paar gott­ver­damm­te Ägyp­ter ha­ben ver­sucht, die Mä­dels an­zu­ma­chen, aber wir ha­ben sie an die Wand ge­sel­amt.“
    Rous­seau ver­schwand wie der letz­te der ro­ten Män­ner.
    Chib denkt ge­ra­de an Früh­stück, da mel­det sich der In­ter­kom. Se­sam, öff­ne dich! Er sieht das Wohn­zim­mer. Rauch, zu dicht und wir­belnd, als daß die Kli­ma­an­la­ge ihn noch ab­sau­gen könn­te, kräu­selt sich dort. Am an­de­ren En­de des Ovals schla­fen sein Halb­bru­der und sei­ne Halb­schwes­ter auf dem Bett. Wäh­rend sie Ma­ma-und-Freund spiel­ten, sind sie ein­ge­schla­fen, ih­re Mün­der in sü­ßer Un­schuld of­fen, wun­der­schön, wie nur schla­fen­de Kin­der sein kön­nen. Ge­gen­über ih­ren ge­schlos­se­nen Li­dern be­fin­det sich ein star­res Au­ge, das an einen mon­go­li­schen Zy­klo­pen er­in­nert.
    „Sind sie nicht süß?“ fragt Ma­ma. „Die Kind­chen wa­ren ein­fach zu mü­de, um ab­zu­zo­ckeln.“
    Der Tisch ist rund. Die be­tag­ten Rit­ter und Burg­frau­en ha­ben sich zur letz­ten Run­de um As, Kö­nig, Da­me und Bu­be dar­um ver­sam­melt. Ih­re Rüs­tun­gen be­ste­hen le­dig­lich Wulst für Wulst aus Fett. Ma­mas Un­ter­kie­fer hän­gen wie Fah­nen an ei­nem wind­stil­len Tag her­un­ter. Ih­re Brüs­te zit­tern und ru­ckeln auf dem Tisch.
    „Ei­ne Hor­de von Spie­lern“, sagt er laut und be­trach­tet die fet­ten Ge­sich­ter, die rie­si­gen Tit­ten, die auf­ge­dun­se­nen Wäns­te. Sie zie­hen die Brau­en in die Hö­he. Wo­von, zum Teu­fel, re­det das wahn­sin­ni­ge Ge­nie nun schon wie­der?
    „Ist dein Kind wirk­lich re­tar­diert?“ er­kun­digt sich ei­ner von Ma­mas Freun­den, wor­auf sie la­chen und noch mehr Bier trin­ken. An­ge­la Ni­non, die sich mal wie­der kei­nen Auf­tritt ent­ge­hen las­sen will und sich denkt, daß Ma­ma so­wie­so bald die Was­ser­spei­er ein­schal­ten wird, pißt an ih­ren Bei­nen hin­ab. Dar­auf­hin la­chen sie al­le, und Wil­liam der Er­obe­rer sagt: „Ich öff­ne.“
    „Ich bin im­mer of­fen“, sagt Ma­ma, wor­auf sie al­le ver­gnügt krei­schen.
    Chib ist zum Wei­nen zu­mu­te, aber er weint nicht, ob­wohl er von Kin­des­bei­nen an er­mu­tigt wur­de, im­mer zu wei­nen, wenn ihm da­nach ist.
     
    … man fühlt sich hin­ter­her bes­ser. Schaut nur die Wi­kin­ger an, was das für Ker­le wa­ren, und

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