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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wir auch beide. Also laß uns über was anderes reden, ja?“
    Der alte Mann schien ein wenig gekränkt. „Ich wollte ja nur … Ach, vergiß es. Wo steckt eigentlich dein Freund, der Späher?“
    „Unser Freund, meinst du. Ich hab keine Ahnung. Er hat sich gleich nach der Landung verdrückt und ist seither nicht mehr aufgetaucht. Vermutlich sitzt er im Reaktor und läßt sich mit Gammastrahlen vollaufen, oder er macht diese Plasmawesen vom Deneb an. Was diese Burschen halt so anstellen, um ihre Kicks zu kriegen.“
    Für einen Moment tauchte in seinem Gehirn das Bild eines einzelnen, freischwebenden Auges auf. Es war nahezu verdeckt von einem Knäuel aufgeregt herumflatternder Plasmawesen, die in allen Farben des Spektrums schillerten. Das Auge schien dem jungen Mann mit verschwörerischer Lüsternheit zuzuzwinkern, und unwillkürlich mußte er grinsen.
    Der Kommandant beobachtete ihn ein wenig traurig und sagte schließlich: „Du kommst ganz gut mit ihm klar, was?“
    Der junge Mann nickte. „Es würde nichts schaden, wenn du es auch mal versuchtest. Schließlich sind wir noch immer ein Team, auch wenn du ihn nicht ausstehen kannst.“
    „Ich hab’ ihn mir nicht ausgesucht.“
    „Er dich auch nicht. Trotzdem solltest du versuchen, mit ihm klarzukommen. Für deinen Hokuspokus kannst du ihn schließlich auch ganz gut gebrauchen.“
    „Nun fang nicht schon wieder damit an“, sagte der alte Mann müde.
    „Keine Sorge.“ Der junge Mann lächelte bitter. „Ich hab’s sowieso schon einmal zu oft gesagt.“
    Sie schwiegen eine Weile unbehaglich. Der junge Mann winkte stumm den Robotkellner heran und ließ seinen Becher nachschenken. Er starrte mit abwesendem Gesichtsausdruck in den klebrigen, dunkelroten Wein; dann setzte er sich mit einem Ruck auf und sagte so laut, daß die Kadetten am Nebentisch erschrocken zusammenfuhren: „Wozu das alles? Ich frage dich: Wozu das alles?“
    Der alte Mann seufzte. „Weil wir im Krieg sind. Weil es auf jeden einzelnen Planeten ankommt. Deshalb.“
    „Weil es auf jeden einzelnen Planeten ankommt“, wiederholte der junge Mann ironisch. „Nun komm mir bitte nicht mit dieser Propagandascheiße. Spar dir das für die Mannschaft, ja?“
    Der alte Mann zuckte beleidigt die Schultern.
    „Sieh ihn dir doch an, diesen Scheißplaneten. Diesen kleinen blauen Drecksklumpen“, fuhr der junge Mann unbeirrt fort. „Für uns ist er vollkommen uninteressant, und die Exos können noch nicht mal darauf leben. Was also soll’s?“
    „Du weißt sehr genau, was es soll“, sagte der alte Mann geduldig.
    „Natürlich weiß ich das“, sagte der junge Mann verächtlich. „Die Vermessungstypen wollen in aller Ruhe ihre sinnlosen Pyramiden bauen, und die Schreibstubenhengste wollen in aller Ruhe mit ihren verdammten Computern rumspielen, und ein paar Anthropologen wollen in aller Ruhe ihre idiotischen Papiere über die Edlen Wilden verfassen. Und so weiter und so weiter und so weiter.
    Und allesamt tun sie unheimlich wichtig und freuen sich, daß sie so weit vom Schuß sind. Und wenn wider Erwarten alles glatt geht, kriegt am Ende jeder einzelne von ihnen einen Scheißorden und denkt, er hätte den Krieg ganz alleine gewonnen.“
    Er schwieg abrupt und stürzte in einem einzigen Zug seinen Becher voll Rotwein hinunter. Hab’ ich mir auch verdammt angewöhnt, da unten, dachte er. Wenn ich noch lange so weitersaufe, sind meine Reflexe bald ganz im Eimer.
    „Wärst du vielleicht lieber an der Front?“ sagte der alte Mann eisig. „Die Exos haben gestern das halbe System 118 weggeblasen. Es ist noch nicht offiziell, aber die Meldung kam heute früh übers Admiralitätstelex.“
    „Na dann Prost“, sagte der junge Mann tonlos.
    „Siehst du?“
    „Seh ich was? Der dusseligste Rekrut, der irgendwo im Sumpf rumkriecht und hofft, daß er die Exos erwischt, bevor die Exos ihn erwischen, weiß wenigstens, was er tut. Und was machen wir? Wir pumpen einer Horde schmutziger, blutgieriger, sadistischer Wilder einen Haufen Unsinn in den Kopf – als wären sie nicht auch so schon bescheuert genug.“
    „Nun hör mal …“ begann der alte Mann.
    „Unterbrich mich nicht. Ich bin noch nicht fertig, noch lange nicht.
    Dieser ganze Hokuspokus kotzt mich allmählich an. Warum sagen wir den armen Schweinen nicht einfach, was wirklich los ist? Warum sagen wir ihnen nicht: Freunde, es ist Krieg, und ihr habt das Pech, genau zwischen den Fronten zu sitzen – also zieht die Köpfe ein und backt für ein

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