Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Ordnung?
    Coyote lächelte. „Ich glaube schon. Unkräuter sind verdammt zähe Burschen.“
    Spatz seufzte und ließ sich auf die Fersen zurücksinken. Das kleine Fleckchen Sand, kaum größer als seine Handfläche, auf dem das Unkräutlein sprießte, war nun sein eigener Garten. Er kam zu dem Ergebnis, daß er ihn dem großen Familiengarten vorzog. Er würde jeden Tag die Pflanze gießen, damit sie saftige grüne Blätter und eine große gelbe Blüte bekam. Und dann im Herbst …
    Coyote nahm ihn bei der Hand. „Komm“, sagte er. „Höchste Zeit zum Waschen.“
    Spatz runzelte die Stirn und signalisierte mit der linken Hand: Wozu?
    Coyote gab vor, vor lauter Verblüffung ganz aus dem Häuschen zu sein, so daß Spatz lachen mußte. „Hast du das denn schon vergessen? Heute ist doch der Tag von Wanderers großer Überraschung!“
     
    Spinne holte ein Fahrrad aus dem Schuppen und schob es in die Sonne, wo Fuchsia stand und Häschen im Arm hielt. Glasurspritzer waren auf der braunen Gesichtshaut und in den Haaren auf Brust und Armen getrocknet.
    „He“, sagte er zu ihr. „Nochmals vielen Dank. Rose sagte aber, ihr würde es nichts ausmachen, sie zu nehmen, wenn du deine Meinung ändern solltest.“
    Spinne schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, ehrlich, das tue ich doch gerne. Es wird bestimmt sehr lustig werden.“ Sie rückte lachend ihre Sonnenbrille zurecht. „Häschen ist noch zu jung, um mir Ärger zu machen, oder nicht, Mädchen?“ Sie hob Häschen aus den Armen ihres Bruders, das Weiß ihrer Hände wirkte sogar im Vergleich mit Häschens rosafarbener Haut fahl, und setzte sie in den Babykorb zwischen der Lenkstange. „Alles klar?“
    Häschen kicherte. Fuchsia ging wieder zum Haus zurück.
    „He!“ rief sie ihm hinterher. „Du bist wirklich der einzige Mann, mit dem ich klarkomme.“ Er lachte, doch dann erblickte er etwas hinter ihr und wurde wieder ernst. Sie wandte sich um und sah Spatz und Coyote Hand in Hand näher kommen. Coyotes Wangen wirkten eingefallen, aber er lächelte – sie sah zurück zu Fuchsia, doch der war hinter der Rundung der Kuppel verschwunden. Sie stieß einen langen Seufzer zwischen den Zähnen hervor, versuchte ein Lächeln und wandte sich wieder um.
    „Hallo, Spatz! Wie geht es meinem kleinen Mann denn?“
    Spatz lächelte ihr zu, sah kurz zu Coyote auf, dann legte er die letzten paar Meter laufend zurück. Spinne beugte sich hinab, um ihn zu umarmen, doch das Fahrrad kam aus dem Gleichgewicht, und sie mußte auf einem Fuß hüpfen, um nicht umzufallen. Dabei fiel ihr allerdings die Sonnenbrille von der Nase – sie fluchte und verbarg die Augen vor dem grellen Sonnenlicht, während Häschen zu weinen begann. „Schon gut, Häschen, schon gut“, beschwichtigte sie das Kind, dann sagte sie: „Spatz, würdest du mir bitte die … ja, danke.“ Sie nahm die Brille entgegen, setzte sie wieder auf und blinzelte. Coyote stand neben ihr und biß sich auf die Lippen.
    „Oh, danke“, wiederholte sie dann. „Wo ist Spatz?“
    „Weggelaufen. Was hattest du erwartet? Soll ich …?“
    „Nein, danke. Schon gut, ich werde später mit ihm reden.“ Ihr Götter, dachte sie dabei, wenn er mich doch nur angeschrien hätte, anstatt mich nur so anzusehen. „Hör zu“, sagte sie dann. „Ich werde ein wenig Zeit mit Wanderer verbringen. Ihr könnt ja später nachkommen, okay?“ Sie fuhr rasch davon, war nicht ganz sicher, ob sie eine Antwort gehört hatte, und wandte sich an den Kuppeln vorbei zur Wiese und dem Wald. Sobald sie sich ausreichend sicher fühlte, ließ sie sich auf den Fahrradsitz nieder und atmete tief durch, wobei sie sich bemühte, langsam zu atmen. Sie konnte ihre Schultern zittern spüren. Götter im Himmel, warum hatte Coyote nur einen so großen Einfluß auf sie? Zum Teufel mit dem Mann, fauchte sie sich selbst an und wartete auf die unverzügliche Reue. Sie kam nicht. Sie war nur müde und erleichtert, allein zu sein. Wenigstens würde Häschen sie nicht in eine häßliche Szene verwickeln.
    Sie strampelte weiter den schmalen Pfad entlang und segelte stumm durch die Lichtmuster und Gerüche des Waldes. Unter den Bäumen war das Sonnenlicht nicht so schmerzend grell. Das dichte Piniennadelbett des Waldes absorbierte nahezu alle Geräusche, strömte dafür jedoch einen starken Geruch aus, einen sexuellen Geruch, einen Geruch langsamer Verwesung, während die säurehaltigen Nadeln langsam zu feuchter Erde zerfielen. Vier Vogelarten konnte sie anhand ihrer

Weitere Kostenlose Bücher