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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ru­mo­ren in Spatz’ Ein­ge­wei­den ließ nach. Er stieg von der Tru­he her­un­ter, blieb einen Au­gen­blick un­ent­schlos­sen in der Mit­te des Zim­mers ste­hen, dann eil­te er zum Fens­ter, riß es auf und klet­ter­te hin­aus.
     
    Co­yo­te schritt auf dem Tep­pich im Haupt­zim­mer hin und her, rieb die Hän­de an­ein­an­der und schritt wei­ter. Wo­hin war Spatz jetzt nur wie­der ver­schwun­den?
    „He“, rief ihm Spin­ne zu. „Setz dich end­lich wie­der hin und hör auf, dir Sor­gen zu ma­chen! Ihm wird schon nichts pas­siert sein.“ Sie saß un­ter ei­nem blau­en Pi­cas­so-Druck, Schwan an ih­rer Sei­te und Häs­chen auf ih­rem Schoß. Ro­se und Fuch­sia wa­ren schon längst wie­der ge­gan­gen, Ro­se zur Ar­beit im Dorf gar­ten und Fuch­sia zur Töp­fe­rei.
    Co­yo­te wand­te sich um und durch­quer­te den Raum er­neut. „Es ist al­les mei­ne Schuld“, sag­te er. „Hät­te ich nicht die dum­me Be­mer­kung ge­macht, daß ich hö­ren kann … dann wä­re er mit uns ge­kom­men, um dich zu emp­fan­gen, und das gan­ze un­lieb­sa­me Er­eig­nis wä­re nie …“
    „Co­yo­te!“
    Er blieb ste­hen.
    Spin­ne sah mü­de aus. „Komm schon, kannst du dich denn nicht ein­fach ei­ne Wei­le still hin­set­zen und ru­hig sein? Du machst mich ner­vös, da­bei bin ich erst seit ei­ner Stun­de wie­der zu Hau­se. Spatz muß an sei­nen Pro­ble­men ar­bei­ten, des­halb ist er nicht hier. Ir­gend­wann muß er ein­mal ler­nen, daß Leu­te, die hö­ren kön­nen, ihm eben in man­cher Hin­sicht über­le­gen sind, und er kann sich glück­lich schät­zen, wenn er kein hö­he­res Lehr­geld be­zah­len muß, als ei­ne Wet­te zu ver­lie­ren. Sei nicht so über­emp­find­lich.“
    Co­yo­te über­kreuz­te die Ar­me und schürz­te die Lip­pen. „Du nennst das ein­fach über­emp­find­lich sein’, aus­ge­rech­net du! Manch­mal bin ich der Mei­nung, daß dir über­haupt nichts an Spatz liegt.“
    Spin­ne sah mit zu­sam­men­ge­preß­ten Kie­fern weg.
    „Jetzt aber Schluß, Co­yo­te“, sag­te Schwan be­schwich­ti­gend. „Du weißt doch, was die Ärz­te ge­sagt ha­ben …“
    „Die Ärz­te kön­nen sich sel­ber ver­ge­wal­ti­gen!“ brüll­te er.
    Häs­chen ver­zog das Ge­sicht und be­gann zu wei­nen. Spin­ne wieg­te sie und sag­te: „Schon gut, Häs­chen, schon gut.“ Dann be­dach­te sie Co­yo­te mit ei­nem wü­ten­den Blick über die Schul­ter des Kin­des. Die ver­blüff­te Schwan sag­te nichts.
    Co­yo­te at­me­te tief durch und ver­such­te, et­was ru­hi­ger zu spre­chen. „Tut mir leid, daß ich dich an­ge­schri­en ha­be, aber ich ma­che mir Sor­gen um Spatz. Schwan, die Ärz­te kann­ten den Jun­gen nicht. Sie wa­ren ein­fach stam­meln­de Ver­hal­tens­for­scher, die ih­re Sta­tis­ti­ken durch­fors­te­ten, um so zu ei­nem ver­nünf­ti­gen Er­geb­nis zu kom­men. Die Bur­schen sind doch al­le gleich.“
    Spin­ne sah ihn un­gläu­big an und gab ein er­stick­tes Ge­räusch von sich.
    „Die Ärz­te rie­ten“, sag­te Schwan, „sanft vor­zu­ge­hen. Nichts zu er­zwin­gen.“
    „Er­zwin­gen!“ Co­yo­te schüt­tel­te den Kopf. „Glaubst du, ich möch­te et­was er­zwin­gen? Ich möch­te nur, daß mein Kind emo­tio­nal aus­ge­gli­chen auf­wächst.“
    „Viel­leicht bist du da­bei zu streng“, sag­te Spin­ne.
    „Denkst du denn nicht dar­an, daß ich den Jun­gen lie­be?“
    „Pss­st!“
    „Du …“ Er wand­te sich ab, dann wie­der um. „Bei dir hört sich das an, als wä­re ich auf ei­ner Art Ego-Trip.“
    Spin­ne sah ihn ver­blüfft an und lach­te.
    Er ging zur Tür.
    „Schwer“, sag­te Schwan mit lei­ser Stim­me hin­ter ihm. Er um­klam­mer­te die Mul­de ne­ben der Tür und at­me­te lang­sam aus.
    „Was?“ frag­te er.
    „Lie­be“, sag­te sei­ne Mut­ter, „ist schwer zu tei­len.“
    Co­yo­te grunz­te und ging hin­aus. Die Son­ne hat­te die Hälf­te ih­res Weges am Him­mel be­reits hin­ter sich ge­bracht, klei­ne Wölk­chen sam­mel­ten sich vor ih­rer glei­ßen­den Schei­be. Es wür­de ein hei­ßer Tag wer­den. Mit tief in die Ta­schen ge­steck­ten Hän­den um­run­de­te er die Au­ßen­kup­pel. Warum fiel es ihm nur so schwer, mit Spin­ne zu re­den? So ging das nun schon seit Mo­na­ten. Sie war

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