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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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geringste zu tun. In diesem Fall mußten wir uns mit ein paar Dutzend „Zufällen“ an einem Strang abfinden. Auch nicht besser – falls Sie schon mal Münzen geworfen und dabei versucht haben, mehr als dreimal hintereinander die gleiche Seite zu erwischen, werden Sie wissen, was ich meine.
    Natürlich gab es noch eine dritte Möglichkeit, aber sie war nicht logisch. Donovan brachte sie zuerst ins Gespräch.
    „Vielleicht ist er ja einfach ein Jonas.“
    „Ein was?“
    „Ein Jonas. So haben sie früher auf den Segelschiffen einen Burschen genannt, der durch seine bloße Anwesenheit Unglück bringt.“
    „Sehr witzig. Schreib das in deinen Bericht, Pat. Ich besuch dich dann auch regelmäßig in der Klapsmühle.“
    „Ich mein es ganz im Ernst. Es gibt Leute, die Unglück bringen, weißt du. Bei uns in Irland …“
    „Wir sind hier aber nicht in Irland. Außerdem bist du in New York geboren, soviel ich weiß. Also verschon mich mit deinen Erinnerungen aus zweiter Hand.“
    Donovan war eine Weile sauer, und ich war auch eine Weile sauer, und am Ende beschlossen wir, den dicken Mann zu verhaften, weil uns sonst beim besten Willen nichts mehr einfiel.
    Ihn zu finden, war bei allem, was wir inzwischen über Robert F. Johnson wußten, eine der leichteren Übungen, aber viel weiter brachte es uns auch nicht.
    Nachdem wir den dicken Mann fast vierundzwanzig Stunden lang verhört hatten – ohne jedes brauchbare Ergebnis, versteht sich –, gaben wir uns geschlagen und forderten ein paar „Inquisitoren“ bei der Firma an. Sie bearbeiteten ihn nach allen Regeln ihrer häßlichen Kunst: Schlafentzug, sechsunddreißig Stunden Dauervernehmung, Lügendetektortests, Wahrheitsdrogen; am Ende setzten sie sogar einen Hypnotiseur auf ihn an.
    Das Ergebnis war nach wie vor gleich Null, und das war’s dann wohl. Niemand mag diese Verhörspezialisten besonders – man muß nicht unbedingt ein Sadist sein, um ihre Arbeit zu machen, aber es hilft zweifellos –, doch selbst ich muß zugeben, daß sie ihr Handwerk verstanden. Ich habe einmal erlebt, wie ein professioneller Killer nach anderthalb Stunden mit den Inquisitoren buchstäblich darum bettelte, endlich gestehen zu dürfen.
    Kurz und gut: Wir hatten einen kapitalen Bock geschossen.
    „Ich weiß nicht recht“, sagte Donovan nochmal. Er wurde immer so stur, wenn er müde war.
    „Geh nach Hause, um Himmels willen, und schlaf dich aus. Diese Folterknechte haben den dicken Mann drei Tage lang in der Mangel gehabt. Und was haben sie rausgefunden? Heiße Luft, nichts als heiße Luft.“ Ich schlug mit der flachen Hand auf den dicken Stapel Vernehmungsprotokolle, der zwischen uns auf dem Schreibtisch lag. „Daß der dicke Mann einen Haufen unehelicher Kinder hat und eine Heidenangst vor der Steuerfahndung. Wenn das Adolf Hitlers Superagent sein soll, steht’s um Deutschland noch viel beschissener als ich immer gedacht habe. Der Mann ist kein Agent, und er ist auch nie einer gewesen. Versuch das endlich in deinen paranoiden Bullenschädel zu bekommen.“
    „Vielleicht könnte er ja einer werden.“
    „Was?“
    Donovan starrte seinen leeren Pappbecher an, als habe er so etwas noch nie gesehen, und warf ihn dann achtlos in die ungefähre Richtung des Papierkorbs. „Entschuldige, Steve, ich hab’ was versiebt. Ich hab’ einfach vergessen, es dir zu erzählen. Als du vorhin beim Essen warst, haben die Mathematiker noch mal angerufen. Anscheinend machen sie auch Überstunden. Der Typ in New Orleans hat recht. Das Zeug stimmt bis auf vier Stellen hinter dem Komma.“
    „Na schön. Vielleicht sollten wir ihm einen Brief schreiben und uns für seine unschätzbare Mitarbeit bedanken. Wird ihn sicher freuen.“
    Donovan machte die vage Handbewegung eines Betrunkenen, der einen Einwand wegwischen will. „Sie können sich auch nicht vorstellen, wie das eigentlich funktionieren soll, aber ich habe recht gehabt. Ganz offensichtlich zieht Johnson wirklich das Unglück an, auf irgendeine magische Art.“
    „Sein Problem.“
    „Auch“, sagte Donovan. „Nur, daß sie noch was rausgefunden haben, etwas, das bisher niemand bemerkt hat. Es gibt einen progressiven Trend.“
    „Was?“
    „Einen progressiven Trend.“ Donovan schüttelte geistesabwesend seine leere Zigarettenschachtel, nahm sich dann eine von meinen und entzündete sie umständlich. „Wir sind doch immer davon ausgegangen, daß Johnson irgendwo auftaucht, und einen Monat später passiert irgendeine Schweinerei,

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