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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ja?“
    „Ja, natürlich“, sagte ich und gähnte.
    „Die Sache ist in Wirklichkeit viel komplizierter. Die Statistiker haben rausgefunden, daß das Unglück gewissermaßen immer näher kommt. Vor einer Weile lag die Distanz zwischen Johnson und den Dingen, die er auslöst, noch bei fast zwei Monaten. Jetzt ist es bloß noch einer. Und außerdem werden die Zwischenfälle immer böser: mehr Verletzte, höherer Sachschaden und so weiter. Es hat schon die ersten Toten gegeben. Wenn das so weitergeht, kommt in ungefähr einem Dreiviertel jähr alles zusammen.“
    „Und dann fällt Johnson der Himmel auf den Kopf, und wir sind das Arschloch endlich los. Laß uns Schluß machen für heute, okay?“
    „Hörst du mir überhaupt zu, Steve? Der Mann ist eine menschliche Zeitbombe, verstehst du? Stell dir mal vor, daß er in acht Monaten in Berlin ist, mitten in der Reichskanzlei … Johnson ist der perfekte Attentäter. Er braucht nicht mal eine Pistole. Er muß bloß im richtigen Moment am richtigen Platz sein. Und wenn er vorher gefaßt wird, können sie uns nicht das geringste nachweisen.“
    „Pat, du spinnst“, sagte ich. Ich nahm die halbvolle Flasche Bourbon aus einem Aktenfach meines Schreibtischs und schenkte mir einen großzügigen Schluck ein. „Gib mal deinen Becher rüber. Du könntest auch einen gebrauchen. Damit du wieder auf den Boden kommst.“
    Donovan zuckte die Schultern. „Vielleicht ist es ja wirklich bloß eine Wahnidee. Aber wenn nun doch was dran ist … Wir hätten die Chance des Jahrzehnts vertan.“
    „Ja, ja“, sagte ich müde. „Dein teuflischer Plan hat nur einen einzigen Fehler. Johnson ist nämlich kein Deutscher.“
    „Wir könnten ja einen aus ihm machen,“ Donovan grinste. „Ich glaube, jetzt könnte ich doch ’nen Drink gebrauchen.“
     
Vier
     
    Also nahmen wir uns den dicken Mann vor und machten einen Deutschen aus ihm – einen Nazi, um genau zu sein.
    Ihn zur Mitarbeit zu bewegen, war noch das Einfachste an der Sache. Schon bei den ersten Verhören hatte sich herausgestellt, daß Johnson von einer kindlichen Sehnsucht nach Pulverdampf und Heldentaten geplagt wurde. 1917 war er noch zu jung gewesen, um gemeinsam mit General Pershings Expeditionstruppen dem Kaiser eins aufs Haupt zu geben, und nun war er bereits zu alt für den „Dienst am Vaterland“, falls Uncle Sam zu den Waffen rief. Da kam ihm unsere Kateridee gerade recht.
    Seine letzten Bedenken räumten wir mit dezenten Hinweisen auf die fürchterlichen Strafen für Steuerbetrug aus. Wir übertrieben schamlos, aber es war eine wertvolle Entscheidungshilfe. Als Johnson erst einmal auf der Ranch war, fand er ohnehin keine Zeit mehr zum Nachdenken.
    Die Ranch lag in der Wüste von Nevada, präzise in der Mitte von vielen Quadratmeilen Nichts, gehörte der Firma, und war für unsere abwegigen Zwecke nahezu perfekt: Jeder Versuch, sich zu nähern, wurde schon Meilen im voraus durch eine riesige Staubwolke angekündigt; sie zu Fuß zu verlassen, war eine der dümmeren Selbstmordmethoden. Abgesehen davon war die Ranch ein recht hübsches Plätzchen, wenn man von den Bluthunden und mit Hochspannung geladenen Stacheldrahtzäunen einmal absah; zumindest funktionierte die Klimaanlage.
    Normalerweise benutzten wir sie, um übergelaufene Feindagenten eine Weile von der Bildfläche verschwinden zu lassen, und Leute, die etwas über die Mafia mitzuteilen hatten, solange am Leben zu erhalten, bis sie ihre Aussage gemacht hatten, aber nun war die Ranch ausschließlich für das Jonas-Projekt reserviert.
    Donovan freute sich wie ein Kind über diesen Decknamen. Immerhin waren seine irischen Ammenmärchen damit gewissermaßen offiziell gebilligt worden.
    Die Ranch bot einigermaßen luxuriöse Quartiere für alle am Projekt Beteiligten. Johnson hatte einen ganzen Bungalow für sich allein; schließlich war er die Hauptperson der ganzen Posse. Sie hatten sich viel Mühe gegeben, damit die Bude nicht allzusehr nach dem Gefängnis aussah, das sie in Wirklichkeit darstellte. Man konnte es tatsächlich fast vergessen, fast. Na schön, die Türen hatten innen keine Klinke, und die vergitterten Fenster ließen sich nicht öffnen – aber wer will schon mitten in der Wüste ein Fenster öffnen?
    Selbstverständlich erklärten wir Johnson, das diene alles nur zu seiner eigenen Sicherheit. Zum Teil stimmte das sogar. Das Jonas-Projekt war inzwischen ziemlich groß geworden; niemand wollte riskieren, daß unserem Wunderknaben im letzten

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