Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
ob er ein Männchen oder ein Weibchen war. Und was ist unten rausgefallen? Ein dicker, harmloser Schnapsvertreter.
    Na schön, er trinkt zuviel, er raucht gräßliche Zigarren, er hat ein halbes Dutzend unehelicher Kinder, er schummelt bei der Steuererklärung. Mit einem Wort, er ist ein ausgesprochen widerlicher Zeitgenosse. Aber dafür werden sie ihn wohl kaum hängen können – sonst könnten sie nämlich halb Amerika am nächsten Ast aufknüpfen.“
    Donovan lächelte nicht.
    „Außerdem haben wir spätestens morgen früh um elf die Burschen vom Rechnungsprüfungsamt auf dem Hals und dürfen unsere Spesen rechtfertigen. Ich würde gerne noch ein paar Stunden schlafen, ehe ich geschlachtet werde.“
     
    Dabei hatte die Sache vielversprechend genug angefangen. Dem Verfasser der „Berichte zur Lage der Nation“ war aufgefallen, daß sich im Süden in letzter Zeit die Unglücksfälle häuften: Hotelbrände, Zugentgleisungen, Vergiftungen durch verdorbenes Gasthausessen und so weiter. Natürlich hatte er nach einem System hinter all diesen Ereignissen gesucht, und natürlich hatte er auch prompt eines gefunden.
    Die Zwischenfälle – meinte jedenfalls unser Rechenkünstler – folgten einer regelmäßigen Route, ganz so, als klappere jemand in einem festgehaltenen Turnus ein paar Dutzend Städte ab, um dort systematisch Unheil anzurichten. Der Versicherungsmann schloß daraus, daß wir einen überaus gefährlichen Saboteur im Lande hätten, einen heimtückischen Nazi selbstverständlich.
    Ich ging rüber ins Archiv, ließ mir sämtliche Lokalzeitungen vom letzten Monat kommen und wußte eine knappe Stunde später, daß diese Theorie vollkommener Blödsinn war. Ganz abgesehen davon, daß Adolf Hitlers fünfte Kolonne vermutlich Wichtigeres zu tun hatte als in drittklassigen Hotels herumzuzündeln und irgendwelchen Hinterwäldlern die Cheesburger zu vergiften, gab es nicht die geringsten Indizien für Sabotage oder Brandstiftung. Es war wirklich eine ganze Menge passiert in der letzten Zeit, aber es waren durchweg jene kleinen, grauen Katastrophen, für die man niemanden wirklich verantwortlich machen kann – banaler Alltagskram, der sich abwechselnd mit „menschlichem Versagen“ und „höherer Gewalt“ erklären ließ, so als hätten Gott und die Welt gemeinsam beschlossen, für eine Weile fünfe gerade sein zu lassen.
    Ein wenig seltsam war die Angelegenheit dennoch; außerdem gab sie einen schönen Vorwand ab, für ein paar Tage vom Schreibtisch wegzukommen.
    Also beantragte die „Sonderabteilung zur Erfassung und Überprüfung etc … .“ einen Reisekostenvorschuß für ihre beiden wichtigsten (und einzigen) Mitarbeiter, machte für eine Weile den Laden dicht und begab sich auf einen gut getarnten Betriebsausflug ins sonnige Dixie-Land.
    Fast vierzehn Tage lang überprüften wir ohne sonderliches Interesse verwanzte Hotels und schmierige Imbißbuden, interviewten wichtigtuerische Feuerwehrhauptleute und kämpften uns durch Vernehmungsprotokolle, die allesamt von Analphabeten aufgesetzt zu sein schienen. Es war ödester Routinekram, und natürlich kam nichts dabei heraus, aber irgendwie mußten wir ja unsere Spesen rechtfertigen.
    Dann stießen wir – sehr zu unserer eigenen Verblüffung – auf eine Spur. Kein vom Pech verfolgtes Hotel, wo sich nicht der Name Robert F. Johnson im angekokelten Gästebuch fand, keine verstörte Kellnerin, die nicht früher oder später auf den dicken Mann aus Louisville zu sprechen kam, der aussah wie W. C. Fields und immer versuchte, ihr an die Bluse zu fassen.
    Also begannen wir unsere Tournee noch einmal von vorn und stellten diesmal die richtigen Fragen. Ein paar Tage später hatten wir eine Indizienkette fertig, die einen Sherlock Holmes hätte vor Neid erblassen lassen. Sie hatte nur einen einzigen Fehler: Johnson war zwar an jedem einzelnen unserer „Tatorte“ aufgetaucht – aber jeweils einen runden Monat bevor die Scheiße in den Ventilator gefallen war.
    Das ließ nur zwei logische Erklärungen zu, und beide hinkten gewaltig.
    Entweder: Johnson war tatsächlich der Brunnenvergifter und Zündelfrieder, nach dem wir suchten. Dann mußte er allerdings vollkommen neue Methoden der Sabotage anwenden, Methoden, die nicht die geringste Spur hinterließen und obendrein erst nach Wochen wirksam wurden. Höchst unwahrscheinlich – so etwas funktionierte allenfalls in Science Fiction-Geschichten.
    Oder: Johnson war unschuldig und hatte mit der ganzen Sache nicht das

Weitere Kostenlose Bücher