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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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haben wir ihn schon“, meldete sich das MinTerm nach angemessener Pause, „ich fand ihn auf Anhieb, weil nur ein Mensch dieses Namens meritierte. Er erhielt seine Auszeichnung, weil …“
    „Erspare uns die Einzelheiten. Wir müssen nur wissen, ob es einen dunklen Punkt in seiner Vergangenheit gibt. Einen Haken sozusagen, um ihn daran aufzuhängen“, sagte Rod und lachte freudlos.
    „Tut mir leid, die diesbezüglichen Daten stammen aus der Zeit vor seiner öffentlichen Ära. Sie müssen einen gesonderten Antrag stellen.“
    „Unsinn“, sagte Rod, „ich bin schließlich ein integres Mitglied des Büros …“
    „Das sind wir alle“, erwiderte das MinTerm, „sagen Sie einfach, daß Sie Einzelheiten aus dem privaten Leben von diesem – wie hieß er doch gleich … ach ja – Mr. Lindsay erfahren wollen. Und sprechen Sie mit Ihrer eigenen Stimme, damit ich sie dokumentieren kann.“
    „Hat sich was – eigene Stimme“, grollte Rod, „also gut, ich wünsche über jeden Verstoß gegen gesetzliche und moralische Regeln oder relevant von der Norm abweichendes Verhalten des Mr. Jeff Lindsay vor seiner Meritierung informiert zu werden. Im Anschluß daran wirst du eine Fehlersuchroutine einleiten.“
    „Bravo, gib’s ihm“, sagte Miß McAndrews leise.
    „Hier ist tatsächlich was“, sagte das Terminal, „ts – es ist kaum zu glauben!“
    „Sag schon, was er getan hat.“
    „Mit vierzehn Jahren ist er aus der Neobuddhistischen Union ausgetreten und in die … in die … ts, Entschuldigung. Er bekannte sich kurz nach Eintritt in die Pubertät zu einer inzwischen indizierten Sekte mit dem Namen Christentum. Zwei Jahre später hat er diese Fehlentscheidung allerdings rückgängig gemacht.“
    „Was hat die Pubertät damit zu tun?“
    „Nun, wie allgemein bekannt sein dürfte, wirkt eine gewisse hormonelle Störung beim Menschen, die auch unter der Bezeichnung Pubertät bekannt ist, mehr oder weniger einschränkend auf die Intelligenz oder zumindest Kritikfähigkeit – also wirklich, Mr. Kendall, ich staune, daß Sie derart fundamentale …“
    „Schluß jetzt“, brüllte Rod, „leite umgehend die Fehlersuche ein. Und bis du den Defekt gefunden hast, möchten wir keinen Ton mehr von dir hören.“
    „Stimmt das, Miß McAndrews? – Oh, schon gut.“
     
2
     
    Rod Kendall warf einen Blick in das heutige PE-Show-Programm und beschloß, die Arena in der Lexington Lane zu besuchen.
    Er programmierte einen Standortwechsel seines Modulhome ein. Es schwenkte aus seiner Mietbox am Containerturm und nahm Kurs auf den Arenaparkturm. Als das Apartment in die Halterung einrastete, klirrten leise die Gläser in der Vitrine, und Rod schrak aus seiner Gedankenleere auf.
    Der Schleusenindikator leuchtete grün auf, und Rod verließ sein Wohnzimmer. Er trat in den Innenlift und stand wenige Sekunden später auf dem Arenavorplatz.
    Neben dem Haupteingang hatte ein fliegender Händler seine Bude aufgeschlagen. Rod kaufte ihm einen Damper/Exiter und einen TeleScanner ab und betrat den kühlen Rundgang der Arena, von dem aus man die verschiedenen Ränge erreichen konnte.
    Er ließ sich vom nächsten Lift in die oberste Etage des Rundbaus bringen und steckte seinen P-Chip, der ihn als Mitarbeiter des Büros für Depersonalisation auswies, in den Schlitz neben dem Eingang. Die Tür ging sofort auf, und der kleine Lautsprecher über dem Chipschlitz quäkte: „Bitte, nehmen Sie Rücksicht auf die übergeordneten Interessen der Meriten – danke sehr und viel Vergnügen.“
    Im Gegensatz zu den tieferen Rängen, die bis hinunter zur Kampfarena immer dichter mit Schaulustigen besetzt waren, herrschte hier oben geradezu Leere; nur etwa jeder vierte der weinrot gepolsterten Sessel war besetzt. Rod stieg geduldig über demonstrativ ausgestreckte Beinpaare, von denen nicht eines zurückgezogen wurde, wäre beinahe über eine kleine, wieselflinke Robot-Presse gestolpert, die zwischen den Sitzen nach leeren Coladosen fahndete, und setzte sich auf einen Platz, den er schon am Eingang ausgewählt hatte.
    „He, du Prolet hast mir auf den Fuß getreten“, sagte ein junger Mann mit blassem Gesicht. Er gehörte zu einer Gruppe von Troopern, die ihre Sessel halbkreisförmig zusammengestellt hatten und an denen Rod gar nicht vorbeigekommen war.
    „Das ist schlimm“, sagte ein anderer, „mich hat sein Körpergeruch bei der Meditation gestört.“
    Leider trugen die Jungen sämtlich das schwarzsilberne Abzeichen der Meriten, und so

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