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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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offenbar nicht berücksichtigte, denn es gelang ihm nicht, seinen Gegner zu erwischen.
    Der Mann schien jedoch ermüdet, seine Seitensprünge wurden nach und nach immer matter, und die Hiebe mit seiner bewehrten Hand trafen nur noch selten ihr Ziel.
    Schließlich prallten drei Tonnen Knochen und Muskelfleisch gegen die Steinwand, der sich die Kontrahenten im Verlauf des Kampfes genähert hatten – das Nashorn warf sich unerwartet graziös herum und begrub den Mann unter sich. Das archaische Tier tänzelte um seine eigene Achse, als suche es seinen Widersacher. Dann stapfte es einige Schritte zur Seite.
    Endlich hatte es sein Opfer entdeckt; es schnob heftig, nahm den zerstampften Körper nach mehreren vergeblichen Versuchen auf den Rest seines Hornes und warf ihn hoch in die Luft.
    Dicht unter dem vorspringenden Dach des Gebäudes öffneten sich Hangars, und unter metallischem Schwirren senkten sich kopterflügelige Ordnungs-Moduln auf den Sandboden der Arena – elektronischen Geiern gleich. Der Gullydeckel in der Mitte des Rondells fuhr auf vier stählernen Teleskopstützen in die Höhe, und die Roboter machten sich an die Säuberung.
    Wenige Minuten später war der Kampfplatz gereinigt, und das seinem Tod für diesmal entgangene Nashorn trabte – von einem stachelbewehrten Schwebemodul gelenkt – in den unterirdischen Gang zurück.
    Die Säuberungseinheiten erhoben sich träge in die Luft und strebten ihren Verschlagen zu, die sich hinter ihnen schlossen.
    Die Luke des größten Hangars blieb jedoch geöffnet, und aus ihr kletterte auf mächtigen Vogelbeinen eine Harpyie; sie drehte und wendete ihren kahlen Hals, der einen Frauenkopf trug, und äugte hinunter ins Rund der Arena.
    Ein Mann, nur mit einer kurzen Fellhose bekleidet, in der Hand einen überlangen Speer, betrat den Kampfplatz und sah sich gehetzt um.
    Die Harpyie krächzte heiser auf und ließ sich fallen.
    Ihre Schwingen breiteten sich aus – sie hatten eine Spannweite von mindestens acht Metern –, und sie segelte in enger werdenden Spiralen nach unten.
    Der vorherige Text auf der Anzeigetafel änderte sich in:
     
    GENENTECH
     
    Der Speerkämpfer erblickte die Gefahr von oben im letzten Moment und handelte sofort. Er stemmte den Speerschaft auf den Boden und richtete die Spitze auf das Flugungeheuer. Er umklammerte seine Waffe in der Mitte mit ausgestrecktem Arm und kniete sich in den Sand, als wollte er zu dem Gott der Christen beten.
    Die Zuschauer lachten bei dieser fast obszönen Geste.
    Jetzt öffnete der Mann die andere Hand, die er bisher zur Faust geballt hatte, und in der Sonne blitzte ein kleiner Gegenstand auf, den er auf die Vogelfrau richtete.
    Ein dünner, gleißender Lichtstrahl schoß in die Himmelsbläue, irrte eine Weile suchend hin und her und traf endlich in eine der gewaltigen Schwingen. Zunächst stieg eine dünne Rauchfahne empor, dann schlugen Flammen aus dem Gefieder.
    Die Harpyie begann zu trudeln und spießte sich Augenblicke später auf den Speer.
    Der Mann duckte sich und rannte zur Seite, während sich die Vogelfrau unter schrillen, tierischen Klagerufen vollends aufspießte und in Zeitlupe zur Seite sank, wobei aus dem mächtigen Rücken der Kreatur die Speerspitze hervortrat. Der Kämpfer starrte begeistert auf den sich rot färbenden Sand der Arena und riß die Arme hoch.
    Die Zuschauer brüllten ihr „Vivat“.
    Rod – der sich noch nie ganz an diese Art von Grausamkeit hatte gewöhnen können – unterdrückte einen Anfall von Übelkeit. Er nahm seinen TeleScanner vor die Augen und richtete ihn auf den Gegenstand, den der Sieger des Kampfes noch immer in der erhobenen Hand hielt.
    Es war, wie Rod eben schon vermutet hatte, ein Großes Amtssiegel Er zielte mit dem Scanner auf das Gesicht des Mannes – und erkannte ihn. Es war Ahmed Mu’allaqat, den er am Morgen ins Amt vorgeladen hatte, um ihn wegen seines ungewöhnlichen Ansinnens zu verhören, Mu’allaqat hatte seinen strittigen Antrag untadelig motivieren können, aber er war keine Amtsperson – und so konnte er das Siegel nur gestohlen haben.
    Das Delikt konnte nicht entdeckt worden sein – sonst wäre er nicht mehr am Leben –, aber weshalb war er dann in der Arena gelandet?
     
5
     
    Das Vidifon summte.
    Ginny McAndrews schlüpfte in den Hausmantel und ging zu dem Apparat auf dem Sekretär und stellte auf Empfang. Ein gepflegter weiblicher Hinterkopf mit wundervoll fallendem, schimmernd-blondem Haar materialisierte im Bildwürfel.
    Der Kopf

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