Kopf frei
Recht-mach-Sucht, Eifersucht, Herrschsucht, Darstellungssucht, Streitsucht, Harmoniesucht, aber auch Emotionen wie Beleidigtsein, Selbstmitleid, Bitterkeit, Groll ... die Liste ist endlos.
Es ist das Kennzeichen von Emotionen, dass sie uns belagern und eng machen. Sie ziehen uns von uns ab und vereiteln damit die Möglichkeit, anderen gegenüber offen zu sein. Glück, Kontakt und Gegenwart sind verloren. Durch Emotionen sind wir verstrickt, verhakelt und wir torkeln unter 50 auf der Bewusstseinsskala.
Emotionen stellen wir Gefühle gegenüber, die für reale, unverstrickte Seelenregungen stehen. Diese reichen von Freude, Leichtigkeit und Liebe bis hin zu echter Trauer. Im ersten Trainingspunkt geht es darum, Emotionen von Gefühlen zu unterscheiden, die Emotionen umzuwandeln und den Gefühlen mehr Entfaltungsraum zu verschaffen. Konkret gelingt das, wenn wir mit folgenden Fragen immer wieder unsere Wahrnehmung für die eigene Befindlichkeit schärfen:
► Hat mich mein seelischer Zustand im Griff? Dann ist’s also eine Emotion.
► Genieße ich meinen seelischen Zustand? Macht er mich offen, weich oder frei? Dann ist’s ein Gefühl.
► Wo auf der Bewusstseinsskala kann ich meine gegenwärtige Befindlichkeit ansiedeln?
Emotionen werden dadurch verursacht, dass irgendein Persönlichkeitsanteil nicht zum Zuge kommt. Im Fall der Wut die lockere Durchsetzung, in der Eifersucht ein als selbstverständlich verspürter Selbstwert, bei der Harmoniesucht eine gesunde Portion Eigensinn. Wer alle Persönlichkeitsanteile oder Kernkompetenzen sowohl in ihren verstrickten als auch ihren fröhlichen Ausdrucksformen verstehen möchte, schaue unter »Ausbildungen« auf www.ute-lauterbach.de .
Blöderweise wird der, aus welchen miesen Gründen auch immer, abgeklemmte Persönlichkeitsanteil weiterhin abgewehrt. Wir bauen aus vermeintlichem Selbstschutz Widerstände genau gegen die inneren Anteile auf, die wir beleben müssten. Schade! Das bedeutet, unsere Emotionen werden durch innere Widerstände gegen das, was uns rettete – nämlich die Integration oder Belebung von nicht gelebten Kernkompetenzen –, provoziert.
Leiten wir den Ausstieg aus unfreiwilligen Emotionen mit einigen Fragen ein:
► Was müsste ich integrieren oder selbst tun, um die Emotion nicht mehr zu brauchen?
► Welchen »Ersatzgewinn« verschafft mir die Emotion?
► Wie könnte ich stattdessen dem wirklichen Gewinn den Weg ebnen?
► Wie könnte ich von Emotion auf Gefühl umschalten? Wie könnte ich also bei mir sein?
Hilde
Die kontaktsüchtige Hilde verliebt sich in Willi, der ein wahrer Meister im Zeigen seiner Gunst ist. Er beschenkt Hilde mit Worten, Gesten und greifbaren Präsenten. Welch eine Wohltat für Hilde! Der Notstand ihrer Kinderseele – Kontaktmangel – saugt alles begierig auf und wirft sie in eine erstaunliche Passivität. Sie ist so mit Aufsaugen beschäftigt, dass sie gar nicht auf die Idee kommt, Willi ihre Freude und ihre Zuneigung in ähnlicher Weise zu zeigen. Das merkt Willi. Er schaltet einen Gang runter, womit Hildes Kopfkino mit dem Film »Kontaktversagung« wieder angeworfen ist. Jetzt spürt sie den alten Notstand wieder. Das ist die Emotion, die Hilde im Griff hat und die verhindert, dass sie bei sich ist. Dabei liebt sie Willi so sehr. Davon merkt Willi nicht viel, weil Hilde so mit sich beschäftigt ist. Ihr Notstand führt dazu, dass sie Willi das Leben schwer macht – eine verdrehte Kontaktangelform. Ihre vielen Sabotagen machen Willi ärgerlich. Er rutscht seinerseits in Emotionen und beschimpft Hilde. So wird ihre Kontaktsucht wenigstens auf diesem Wege gefüttert. Auch im Negativspektrum bleibt sie in der Rolle des »Saugens«.
Kommentar: Wir sind davon ausgegangen, dass Emotionen durch innere Widerstände nicht gelebten Persönlichkeitsanteilen gegenüber hervorgerufen werden. Das nicht Integrierte hinter Hildes Emotion ist ihre mangelnde Fähigkeit, Freude auszudrücken und ihrerseits
in Kontakt zu gehen. Ihr Kontaktdefizit müsste von ihr selbst behoben werden. Konkret heißt das, sie müsste lernen, auf sich selbst und andere zuzugehen. Anderenfalls ist Willi hoffnungslos überfordert. Der typische Beziehungssalat!
Wenn es Hilde gelingt, ihre Freude zu spüren und zu zeigen, wird sie auf der Stelle ein gutes, sie weitendes Gefühl haben und bei sich sein. So schaltet sie von Emotion auf Gefühl um, hat Kontakt zu sich und ist in der Gegenwart.
Was der erste Trainingspunkt anstrebt, klingt vielleicht recht
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