Kopf frei
komplex und umfangreich. Das ist es auch. Trotzdem eher ein Grund, es anzupacken, als die Flinte ins Korn zu werfen. Zumal unser Ziel anspruchsvoll und lohnend ist: nämlich ein Leben in echtem Austausch und in seelischer Fülle, um nicht zu sagen, in Glückseligkeit. Übrigens: Die Meisterung des ersten Trainingspunktes ersetzt alle übrigen. Er ist eine Art Passepartout. Die anderen Punkte sind leichter umzusetzen. Letztlich ergänzen sich die einzelnen Schritte.
Die Trainingshinweise zum ersten Punkt zusammengefasst: Es geht darum, Kontakt zu sich selbst herzustellen, indem der jeweilige innere Prozess verlangsamt wird und wir genau (nach)spüren, was gerade innerlich bei uns anklingt. Dann heißt es, Kontakt zum Gegenüber herstellen. Logischerweise können wir dem anderen nur eine Landefläche bei uns einräumen, wenn wir selbst bei uns sind. Wir stellen Kontakt zum anderen her, indem wir wahrnehmen, was dieser gerade tut, spricht, wie er sich verhält, was er aussendet. Das, was uns von dem Wahrgenommenen berührt, genau das sprechen wir behutsam an und schauen den anderen dabei offen an.
Fazit: Bei-sich-Sein und Kontakt zum anderen sowie zur Gegenwart sind die Basis guter Kommunikation.
Hugo ist außer sich
HUGO:
Ich kriege höchst selten die Wut. Ich bin also immer bei mir, oder?
LOTTI:
Bei dir bist du erst, wenn du mit deiner Aufmerksamkeit bei dir, bei deinem Gegenüber und bei dem Gespräch bist.
HUGO:
Wenn ich mitbekomme, wie es mir und dem anderen geht?
LOTTI:
Genau. Wenn du merkst, dass Nadines (eine seiner Verflossenen) Blick desinteressiert in die Ferne schweift.
HUGO:
Hm, das hat sie oft gemacht. Ich habe trotzdem weitergeredet.
LOTTI:
Das heißt, du warst nicht wirklich bei der Gesprächssituation, sondern einfach nur bei deinem Text.
HUGO:
Stimmt. Und das war natürlich blöd für Nadine. Langsam erfasse ich, warum sich meine Süßen aus dem Staub gemacht haben. Ich hätte mich an ihrer Stelle auch verlassen.
LOTTI:
Wer nicht bei sich ist, hat sich bereits verlassen.
??? FRAGEN UND ANTWORTEN
Können Sie noch mehr zum Unterschied von Gefühlen und
Emotionen sagen?
Wenn ich genau hinspüre und ehrlich mit mir bin, dann merke ich, dass ich mich mit der Emotion nicht wirklich wohlfühle. Sie irritiert meinen inneren Frieden. Das Gefühl der Trauer beispielsweise ist meinem inneren Frieden zuträglich.
Aber das Gefühl der Trauer macht doch eng?
Nein, nicht wirklich, denn wenn ich trauere, dann bin ich nicht eng, sondern weich und weit. Die Trauer verbindet mich mit mir, wenn auch nicht auf angenehme
Art. Ich bin mit mir konfrontiert: Innendrehung! Wenn ich wütend bin, bin ich im Grunde verletzt: Außendrehung! Diese beiden Richtungen – innen und außen – bilden das Unterscheidungskriterium zwischen Gefühl und Emotion. In der Innendrehung bin ich bei mir.
Was ist Integration?
Integration ist, wenn ich nicht gelebte Persönlichkeitsanteile zum Leben erwecke. Ob ich etwas integriert habe, kann ich an meinen Emotionen erkennen: Was ist das Ungelebte, das sich hinter meinen Emotionen verbirgt? Ich gucke, was mich an anderen stört oder was ich bewundere. Und das ahme ich in mir gemäßer Form nach. So wird es integriert.
Auch wenn ich mich beim Machen nicht wohlfühle?
Dann habe ich entweder nicht das Richtige getroffen, oder es gibt noch alte Verbote, die in mir aufmucken. Normalerweise erkenne ich die gelingende Integration daran, dass die Emotion nicht mehr kommt und ich mich am anderen nicht aufhalte. Stattdessen habe ich mehr Lebensfreude.
Bitte ein Beispiel!
Sabine nervt, dass Daniel es sich immer gemütlich macht, während sie nonstop schuftet. Dem Außenstehenden springt Sabines Projektion sofort ins Auge: Sie nervt an Daniel, was sie sich selbst verbietet. Integrationsfrage: Welche ihr gemäßen Ruheinseln könnte sie in ihr Leben einbauen?
Ist Integration als Prozess zu sehen?
Ja, und je nachhaltiger Sie etwas nach außen Projiziertes wieder integriert haben, umso selbstverständlicher verfügen Sie über die zurückgewonnene Eigenschaft.
Wie erspüre ich, ob ich bei mir bin?
An meiner inneren Ruhe, der Gelassenheit, der Unverstricktheit, dem freien Kopf. Und damit einhergehend bin ich in der Lage, ganz unparteiisch verschiedene Perspektiven einzunehmen. Ich klebe nicht mehr an meiner Perspektive. Sowie ich nicht mehr mit meinem Blickwinkel verschweißt bin, ruhe ich in mir. Der Blickwinkel ist eine egozentrische Oberflächenansicht und das
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