Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)
den geschäftlichen Aktivitäten in Peru zur Blütezeit des Leuchtenden Pfads. Meine Geldwäscheaktivitäten führten mich nach Bogotá, wo sich der persönliche Sicherheitsschutz organisieren ließ und Totschläger und gepanzerte Fahrzeuge leicht zu bekommen waren. Als ich nach Medellín, Cali, an die gottverlassene Pazifikküste und in das Kaukatal reiste, wurde ich zu einem Tourist ohne Mittel und Bedeutung. Barranquilla, Santa Marta und die Sierra Nevada waren fest in der Hand der Guerilla. Für Gringos war es äußerst gefährlich, diese Gegenden zu bereisen. Glücklicherweise wollten mich meine Kunden im schönen Cartagena treffen, das von den Konflikten weitgehend verschont blieb.
Die Gegensätze in Kolumbien könnten nicht größer sein. Das Land hat historische Persönlichkeiten und epische Schriftsteller wie García Márquez hervorgebracht, aber auch Drogenbarone wie Pablo Escobar und die berüchtigte Kokainkönigin und ehemalige Miss Kolumbien, Angie Sanclemente. Kolumbien ist größer als Spanien, Frankreich und Portugal zusammen. Es hat Wüsten und imposante Bergketten, Amazonaswälder und hochproduktives Agrarland auf verschiedenen Höhen. Es ist das einzige südamerikanische Land, das über zwei Küsten verfügt – die Pazifik- und die Karibikküste. Es ist der größte Kokainexporteur, aber auch der drittgrößte Kaffee- sowie der größte Schnittblumenexporteur weltweit. Kolumbien verfügt über reiche Mineralvorkommen, wie zum Beispiel Kupfer und Nickel, und besitzt große Silber- und Goldvorkommen. Kolumbianer sind um ein Vielfaches freundlicher als irgendein Volk in Europa oder Nordamerika. Sie erkennen schneller, wenn ihnen jemand ein X für ein U verkaufen will, und weisen Leute, die ihnen etwas vormachen, schonungslos in ihre Grenzen. Kolumbien verfügt über eine größere Pflanzen- und Tierwelt pro Flächeneinheit als jede andere Nation der Erde. Mehr als 2.000 Vogelarten und mehr als 3.000 Orchideenarten sind in Kolumbien zu Hause.
Von den letzten 200 Jahren befand sich das Land 170 Jahre im Krieg mit seinen Besetzern oder mit sich selbst. Das hat natürlich Spuren in der nationalen Psyche hinterlassen. Mehr als vier Millionen Einwohner wurden aufgrund von Bürgerkriegen, Guerilla- und Drogenkriegen vertrieben. Damit rangiert Kolumbien im weltweiten Vergleich gleich hinter dem Sudan mit 4,5 Millionen Vertriebenen. Die US-Intervention hat eine positive Wirkung gehabt. Ich habe mit Dutzenden von Kolumbianern in Regionen gesprochen, die zu den wichtigen Produzenten von Kokain und Ganja gehören. Sie alle sagen, sie hätten jetzt zwar weniger Geld als vorher, ihnen sei die relative Ruhe, die sie jetzt genössen, aber wichtiger. Viele weigern sich allerdings, in die USA zu reisen, weil sie von den Einreisebehörden wie Schwerverbrecher behandelt werden. Andere sind erzürnt, weil die USA die Marihuanaanbauer in Kolumbien schwer bestrafen, während Marihuana in vielen amerikanischen Bundesstaaten zur medizinischen Behandlung frei verfügbar und erlaubt ist. Unabhängig davon hat der Krieg gegen die Drogen die Guerillas geschwächt und die Gewaltkriminalität gesenkt, vor allem Entführungen und Mord. Auf der anderen Seite hat das kolumbianische Militär völlig über die Stränge geschlagen. Unter anderem ermordete das Militär rund 5.000 völlig unschuldige Bürger und steckte sie in Rebellenuniformen, um Kopfgeldprämien, Beförderungen und zusätzlichen Urlaub zu kassieren. Natürlich werden in Kolumbien immer noch in großem Stil Drogen angebaut. Eine Unze Marihuana erstklassiger Qualität kostet weniger als fünf Dollar und ein Gramm fast reines Kokain ist für kaum drei Dollar zu haben – verglichen mit 300 Dollar respektive 100 Dollar, die man für dieselbe Ware in Frankfurt zahlen muss. Ich schätze, dass der Anteil des Drogenhandels an der Wirtschaftsleistung des Landes in den letzten 15 Jahren von 37 auf 23 Prozent gesunken ist. Trotz allem war Kolumbien bei meiner Ankunft immer noch kein Land für nervenschwache Menschen, selbst nach den erheblichen Verbesserungen, die erzielt wurden, seit Álvaro Uribe im Jahr 2002 zum Präsidenten gewählt wurde. Selbst heute bleibt Kolumbien ein schizophrenes Land. Liebe, Hass, Menschlichkeit und Brutalität sind alle Kinder derselben Familie, die ständig um die Oberhand kämpfen.
Niemand würde vermuten, dass ich ausgerechnet nach Kolumbien gehen würde. Das Land wird weitgehend von den USA kontrolliert, wo ich juristisch betrachtet eine
Weitere Kostenlose Bücher