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Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Titel: Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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zu sein. Wenn ich diesen Schritt tat, wollte ich vom ersten Tag an Erfolg haben.
    Peter Lynch schrieb mir ein langes, äußerst positives persönliches Empfehlungsschreiben, das ich in den folgenden 15 Jahren intensiv strapazierte, um Eigenmarketing bei institutionellen Investoren zu betreiben. Das war offensichtlich kaltschnäuzig und unsensibel. Danke und sorry, Peter. Vertrau mir, es wird nicht wieder passieren.
    Ich konnte meine Vergütung um 50 Prozent steigern, war eher ein Direktor als ein niedriger Analyst und Fondsmanager, fuhr einen schicken BMW der Fünferreihe in Blaumetallic und zog in eine Villa im besten Viertel vor den Toren Frankfurts. Ich war gerade einmal 30 Jahre alt und brannte darauf, mein erstklassiges Finanzarsenal auf den unentwickelten europäischen Märkten zum Einsatz zu bringen. Die merkwürdigen Bilanzierungspraktiken, die pathologische Aversion gegen das Staubaufwirbeln, die engen, verschwiegenen Allianzen – all das waren Elemente der kontinentaleuropäischen Geschäftswelt, die nach meinem Gespür nicht nur konservativ, sondern rückwärtsgewandt waren und die ich ordentlich aufmischen wollte.
    Es fiel mir jedoch sehr schwer, mich wieder in Deutschland einzugewöhnen, weil dort immer mein ganzes deutsches Wesen wieder hervorkommt. Ich rege mich auf, wenn das Wohnzimmer unaufgeräumt ist, und werde nervös, wenn jemand zu spät kommt. Deutschland ist eine derart streng geregelte Gesellschaft, dass es vorkam, dass die wenigen von uns, die bis spätabends arbeiteten und um Mitternacht das Büro verließen, von der Polizei verfolgt wurden, die glaubte, wir wären dort eingebrochen. Einer meiner Freunde, Michael Uhlemann, wurde von der Gewerkschaft kritisiert, weil er 60–70 Stunden pro Woche arbeitete. Die Begründung der Gewerkschaft lautete, wenn Michael sich auf die normale Arbeitszeit beschränke, würde die Bank einen weiteren, gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter einstellen müssen. Das war keine besonders haifreundliche Umgebung.
    Während London und New York boomten und jeder reich werden wollte – und je reicher, desto besser –, war der Sozialneid in Deutschland äußerst ausgeprägt – ein Problem, das es in Großbritannien und den USA damals nicht gab. Ich spürte das ganz besonders, weil ich einer der bestbezahlten 30-Jährigen Deutschlands war und zudem bei Julius Bär in den Genuss eines üppigen Bonusplans kam, was zu der Zeit nicht üblich war. Ich war der Jüngste im besten Wohnviertel, verdiente das meiste Geld und hatte dazu eine schöne, kosmopolitische Frau und ein schickes neues Auto. Meine Kollegen hassten mich. Sie hassten mich auch, weil mir alles in den Schoß zu fallen schien, und ich stellte fest, dass meine Kollegen oft versuchten, an meinem Stuhl zu sägen.
    Neid, Gehässigkeit und Rachsucht sind natürlich ärgerlich und ziemlich ermüdend, wenn man versucht, etwas Gutes für ein Unternehmen zu tun, aber was wirklich unangenehm war, war die Art und Weise, wie die Niederlassung geführt wurde. Private Banking ist der Kern energiearmer, amateurhafter, konsensorientierter Ideenflüsse. Die Bank Julius Bär wollte mehr sein, als sie war – ihr quoll das Geld, das sie mit ihrem erfolgreichen Private-Management-Geschäft verdiente, aus den Ohren, aber sie wollte ins Geschäft mit Übernahmen und Fusionen einsteigen, institutionelle Investoren anwerben und im Research aktiv werden. Aus all diesen Gründen hatte die Bank eine Niederlassung in Frankfurt eröffnet und mich als aufgehenden Stern ins Unternehmen geholt, um die institutionelle Vermögensverwaltung personell zu besetzen und zu entwickeln. Sie waren Karpfen, die Haie sein wollten.
    In gewisser Hinsicht bot dieser Job eine dringend benötigte Gelegenheit für echtes Unternehmertum ohne wirkliche Nachteile, und der Fonds, den wir managten, wurde schnell zum besten europäischen Wertpapierfonds – nicht nur, weil wir ihn extrem gut managten, sondern auch, weil es kaum Konkurrenz gab. Eine maßgebliche Erfolgskomponente war die Tatsache, dass ich Susans älteren Bruder Kevin einstellte, um mir dabei zu helfen, ein brandneues Computerprogramm zu entwickeln, das eine revolutionäre Analyse und beeindruckend genaue Vorhersagen ermöglichte.
    Kevin war ein Genie. Er hatte in allen allgemeinen und fachspezifischen Hochschulzulassungstests hervorragende Noten erzielt, hielt ein Diplom von Dartmouth, besuchte die Harvard Medical School und machte seinen MBA an der Stanford Business School. Das ist

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