Kopf hoch, Freddie
Natürlich hast du es zu meiner Verteidigung getan. Er war eine richtige Bestie, aber trotzdem ist es schrecklich.«
»Sei nicht sentimental. Wir haben ohnehin zuviel Gänse auf der Farm. Das sagt Stephen immer, und Beelzebub war der wildeste Gänserich. Geschieht ihm ganz recht, weil er dich so wild angeflogen hat.«
Freddie stocherte nervös an dem toten Beelzebub herum. »Wie fett das Biest ist! Angela, wir könnten ihn nach Hause schaffen und für unsere Party verwenden. Das wäre doch netter als Schweinefleisch und vor allem so originell.«
Ihre Schwester sah sie begeistert an. »Wirklich, er ist genau das Richtige und wird vor Mrs. Greshams kritischen Augen bestehen, ja, das machen wir — wir schleppen ihn nach Hause, rupfen ihn und legen ihn in den Kühlschrank. Aber vor Stephen wollen wir es geheimhalten. Es wird ihn riesig amüsieren, wenn er erfährt, daß ich ihn auf dem Gewissen habe. Diesmal habe ich wirklich klug gehandelt.«
Sie banden dem Gänserich mit einem Stück Flachs die Beine zusammen, hievten ihn auf den Sattel von Bess, und Angela stieg vorsichtig dahinter auf.
»Eine richtige Jagdtrophäe, wie bei Frauen, die mit ihren Männern auf Großwildjagd gehen«, sagte Freddie bewundernd. »Ja, wild war er, das gemeine alte Biest. Unsere Rache ist nur gerecht.«
9
Während der fünf Tage, die Stephens Geburtstag vorangingen, waren die Gedanken der beiden Schwestern fast völlig von der Geburtstagsfeier beherrscht. Beelzebub stand naturgemäß im Vordergrund aller ihrer Planungen. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung war unangenehm, denn das Haus war klein und der Gänserich groß. Die erste Nacht verbrachte er in einem Versteck im Garten. Sobald Stephen frühmorgens fortgegangen war, begannen sie mit ihren Vorbereitungen. Sie mußten jedoch die Entdeckung machen, daß das Rupfen von Gänsen schwierig und Beelzebub auch noch im Tod widerspenstig war. Sie führten ihre Operation im Garten durch; zum Glück war es windstill, so daß es ihnen gelang, den Großteil der Federn einzusammeln und zu verbrennen.
»Sobald er normale Größe hat«, sagte sie, »können wir ihn hinten im Kühlschrank verstecken. Stephen sieht da kaum mal hinein.«
Am Tag vor dem Geburtstag verkündete Angela: »Jetzt fange ich mit Beelzebub an. Könnte ja sein, daß er zäh ist. Ich möchte kein Risiko eingehen. Heute morgen werden wir ihn weichdünsten. Ich rechne mit drei Stunden, dann müßte er genau richtig sein.«
Er war es nicht. Nach drei Stunden stach Angela ihn sachte an. Die Keulen waren steinhart, und sogar die Brust gab dem Druck der Gabel nicht nach. Bestürzt sah sie Freddie an. »Wir haben doch nichts falsch gemacht? Er ist seit vier Tagen tot. Das müßte zum Abliegen reichen.«
»Aber natürlich! In Büchern liest man doch immer von Gänsen, die im Hinterhof des Gasthauses rumlaufen und gleich darauf für die Gäste im Topf landen«, erwiderte Freddie tröstend. »Er wird schon werden. Schließlich ist er ja so groß. Ein Prachtvogel eigentlich. Er braucht eben Zeit, und da Stephen den ganzen Tag außer Haus ist, können wir uns Zeit lassen.«
Angela verließ die Küche, um wenige Minuten darauf hereinzustürzen. »Rasch! Stephen kommt! Versteck Beelzebub.«
»Verstecken? Aber wo denn?« Freddie packte den großen Kochtopf, lief damit in ihr Zimmer und schob Beelzebub so weit wie möglich unters Bett. Mit hochrotem Kopf kehrte sie zurück und sagte triumphierend: »Das paßt schon. Stephen geht nicht in mein Zimmer. Aber wie steht es mit dem Geruch?«
Angela riß alle Fenster auf. Doch eine gekochte Gans riecht besonders durchdringend, und Stephens erste Worte lauteten dementsprechend: »Hallo, was fabriziert ihr denn Gutes? Für die Party?«
»Sei nicht albern. Hühnerfutter riecht immer so komisch«, flunkerte Angela, und er ging der Sache nicht weiter nach. »Und was führt dich nach Hause? Du verschmähst doch nicht etwa das besonders gute Lunchpaket?«
»Am Traktor ist etwas kaputt gegangen, und ich möchte ihn gleich schweißen lassen. Ach, da kommt ja ein Lastwagen! Das ist der Elektriker! Ich wußte gar nicht, daß er heute kommen wollte.«
»Was will er denn?«
»Du wolltest doch noch eine Steckdose in Freddies Zimmer. Ich habe Martin gebeten, er solle vorbeischauen, wenn er nächstes Mal in die Richtung kommt. Ich lasse mich übrigens von ihm nicht aufhalten und zeige ihm nur, was du willst.«
Mit steigender Panik sah Angela, wie Stephen und ein fremder Mann in Freddies
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