Kopf hoch, Freddie
sich zu ihr um, als sie vor dem Altar auf ihn zuschritt. Als Maxwell Standish die strahlenden Mienen der beiden sah, empfand er einen seltsamen Schmerz. »Und gibt es nicht auch Grund dazu?« fragte er sich. Denn das war keine beliebige Hochzeit. Angela war seine Lieblingstochter, und heute übergab er sie der Obhut eines anderen.
Soweit folgten seine Gedanken der üblichen väterlichen Schablone, doch dann meldete sich seine Ehrlichkeit. In die Obhut eines anderen? Aber wann hatte er denn jemals die Rolle des ordentlichen und gewissenhaften Vaters gespielt? Im Geist zuckte er mit den Achseln. Angela war ohne dergleichen ausgekommen und hatte nie mehr verlangt, als er ihr mit Leichtigkeit hatte geben können. Und wenn es nicht sehr viel gewesen war? Ihr hatte es jedenfalls genügt.
Als er zurücktrat und das Paar an den Altarstufen allein ließ, fiel sein Blick auf seine jüngste Tochter, und es durchfuhr ihn ein Schock. Widerstrebend wandten sich seine Gedanken jener anderen Hochzeit zu — vor siebenundzwanzig Jahren — und der Braut von damals, die der heutigen Brautjungfer so erschreckend ähnlich, aber noch jünger und schöner gewesen war. Zum erstenmal fühlte er plötzlich Mitleid mit jenem Mädchen. Er hatte sie so begehrt, hatte sie in die Ehe gedrängt und sich bald überdrüssig und gelangweilt von ihr abgewandt. Dieses Mädchen hier, das ihr so glich, würde ein glücklicheres Schicksal haben — daran glaubte er fest.
In diesem Augenblick merkte er, daß dem betreffenden Mädchen, obwohl es gelassen geradeaus blickte, eine dicke Träne über das Gesicht lief. Doch war nichts mehr davon zu sehen, als sie aus der Sakristei kam und mit Jonathan Blake den Mittelgang entlangschritt.
Anna, die von ihrem Neffen in die Sakristei geschleppt worden war, folgte gemessen an Maxwells Arm und dachte bei sich: »Das Kind schwebt in einem Traum vom Glück. Eines Tages werde ich zusehen, wie sie mit diesem jungen Mann vom Altar kommt. Eines Tages — aber noch ist es nicht so weit.«
Angela und Stephen stellten sich nach der Trauung bereitwillig einem Trupp von Fotografen, und dann wurden die Kameras auf die Hochzeitsgesellschaft angesetzt, besonders auf Freddie und ihren Vater. Sie waren ein auffallendes Paar, und das Foto von ihnen, das in einer Wochenzeitung erschien, bereitete Alicia großen Ärger. Es war, als betrachte sie ein zwar weniger schönes, dafür aber unleugbar jüngeres Porträt ihrer selbst. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß Maxwell seinem Alter entsprechend aussah. Verächtlich dachte sie, daß man ihn ebenso für ihren wie für Freddies Vater halten konnte. Oder zumindest für ihren Onkel.
Es war eine lustige Gesellschaft. Freddie, die sich in der Runde der zahlreich anwesenden Freunde umsah, hatte das Gefühl, daß Angela schließlich doch eine richtige Hochzeit feierte.
Der Empfang, der der Trauung folgte, wurde nicht in die Lange gezogen, denn Angela und Stephen wollten bald aufbrechen, und Bill und Nick mußten ihre Maschine erreichen. Aber für Freddie war diese eine Stunde ein großer Genuß. Alle waren so außerordentlich liebenswürdig zu ihr, besonders Ken Suter, der ihre Gesellschaft angenehm und vergnüglich fand. Und dies, dachte Freddie, tat Jonathan sicher sehr gut, da er im letzten Monat alles für allzu selbstverständlich genommen hatte. Heute wich er nicht von ihrer Seite, und Freddie war selig.
Einige fuhren zur Wohnung mit, um das Brautpaar zu verabschieden. Anna, die eingestand, sie habe während der Trauung ein wenig geweint — »aber nicht annähernd so hübsch wie du, Freddie« —, küßte Angela sehr zärtlich. »Genau das, was ich mir seit dem ersten Tag unserer Bekanntschaft gewünscht habe«, sagte sie, und Stephen, der beide Arme um seine Tante legte und sie fast hochhob, sagte: »Du siehst so zufrieden aus, Tante, und glaubst, das sei alles dein Werk. Aber laß dir eines gesagt sein — es ist nicht so.«
»Wessen Werk war es denn? Und zerdrück mir nicht mein Kleid!«
»Es war unvermeidlich. Schicksal, Vorherbestimmung.« Er drehte sich um und ließ sich von seiner jungen Schwägerin glühend umarmen.
»O Stephen! Ich bin so glücklich für euch beide!«
»Danke, Freddie. Denk daran, daß wir dich so bald wie möglich auf der Farm erwarten. Sieh zu, daß du kommen kannst, bevor sich die Krankenhausmauern um dich schließen.«
»Wie gern werde ich kommen!« rief Freddie.
Zuletzt verabschiedete sich Angela von ihrem Vater.
Mit allen anderen war
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