Kopf hoch, Freddie
hättest, daß deine schmächtige kleine Frau sich zu einer Tyrannin auswachsen könnte, hättest du sie nicht geheiratet.«
Stephen merkte, daß er nachgeben mußte.
Als sie sich zu den Greshams auf den Weg machten, betrachtete Angela ihre zwei Begleiter sehr befriedigt. Freddie sah wie eine Reklame für Freiluftsport aus, und Stephen war genau richtig in seinen Flanellhosen. Er sah seine junge Frau an und sagte mit dem Behagen eines Mannes, der spürt, daß er die richtige Wahl getroffen hat: »Heute siehst du tadellos aus.«
Sie lachte. »Das nenne ich eine recht sachliche Zustimmung. Hoffentlich drückt sich Maurice galanter aus.«
Das tat dieser. Er musterte die Gesellschaft mit Kennerblick und sagte: »Charmant. Sehr klug von eurer Mutter, eine so schöne Tochter in die Welt zu setzen, und dazu eine zweite, die klein, dunkel und lebhaft ist,«
Er selbst sah aus wie ein junger Gott, schien sich aber dessen offenbar nicht bewußt zu sein. Pat, die lässig und sportlich wirkte, kam herausgelaufen und begrüßte sie herzlich. Sie verloren keine Zeit und begannen eine Serie von guten Spielen. Zu Angelas Erleichterung war keine Spur von Mrs. Gresham zu sehen.
Alle waren beachtliche Spieler. Doch Freddie und Maurice waren die Stars und spielten schließlich ein paar harte Singles, während die anderen nur zusahen. Es stand zwei zu zwei, als eine Unterbrechung eintrat, die Angela die ganze Zeit über gefürchtet hatte. Mrs. Gresham erschien und bat sie zum Tee.
Freddie sagte: »Eigentlich möchte ich jetzt keinen Tee, und außerdem wird es so früh dunkel. Sollen wir nicht weitermachen, Maurice?«
»Gut. Ich muß das nächste Spiel gewinnen, oder ich zerspringe.«
Doch die Stimme seiner Mutter unterbrach ihn mit Bestimmtheit: »Maurice, der Tee wartet. Ihr könnt nachher weiterspielen.«
Das war herrisch, beinahe grob. Zu Freddies Erstaunen begann Maurice sogleich mit dem Einsammeln der Bälle. Er sprang übers Netz und sagte: »Kommt jetzt, schöne Gegnerin, aber später möchte ich Euch vom Platz fegen.«
Doch das Single wurde nicht zu Ende gespielt. Die Teezeremonie zog sich hin, und als sie schließlich beendet war, arrangierte Mrs. Gresham ein Doppel, und nachher war es Zeit zur Heimkehr. Auf der Rückfahrt meinte Freddie nachdenklich: »Glaubst du, daß Maurice seine Mutter fürchtet? Was für eine herrschsüchtige Person! Sie ist einfach herausgekommen, hat unser Spiel beendet, und er ist hinein wie ein Lämmchen.«
»Nur um des lieben Friedens willen, denke ich«, erwiderte Angela. »Das Zusammenleben mit ihr muß schrecklich sein.« Doch später am Abend, als Freddie schon zu Bett gegangen war und sie mit Stephen in glücklicher Zweisamkeit vor dem Feuer saß, sagte sie gedankenvoll: »Die Greshams wären reizende Nachbarn, wäre da nicht diese Frau. Auf die Dauer ertrage ich sie nicht. Sie ist eine Tyrannin, und Maurice ordnet sich ihr völlig unter.«
»Er ist ein gutmütiger Kerl und möchte vermeiden, daß seine Mutter ihre Launen an Freddie ausläßt.«
»Ach, verhält sie sich immer so, wenn Maurice ein Mädchen gefällt? Auch bei harmlosen Flirts?«
Seine Miene drückte Unbestimmtheit aus, wie immer, wenn sie eine bestimmte Antwort erwartete. Er sagte: »Da fragst du mich zu viel. Wie du weißt, war Maurice früher nicht viel da. Ist dir aufgefallen, wie gut heuer das Obst ausgefallen ist?«
»Ihr Männer und eure Farmen!« rief sie aus und versetzte ihm ärgerlich einen kleinen Schubs. »Außerdem wäre es Freddie ohnehin einerlei. Es ist nicht wahrscheinlich, daß sie Maurice Gresham überhaupt ernst nimmt.«
Doch in Wirklichkeit war sie dessen nicht so sicher. Denn Freddie hatte einen so attraktiven jungen Mann bisher nicht kennengelernt und sie, Angela, selbst auch nicht. Professionelle Charmeure kannte und verachtete sie, aber Maurice tat gar nicht so, noch behauptete er, etwas anderes als ein kleiner Playboy zu sein. Er genoß das Leben und seine Freiheit, schien aber seine Attraktivität nicht weiter auszunutzen. Da wäre es sehr merkwürdig gewesen, wenn ein Mädchen von Freddies Unerfahrenheit sich nicht beeindruckt gezeigt hätte. Kein Gegensatz hätte größer sein können als der zwischen Maurice und dem nüchternen Jonathan, und vielleicht hatte Freddie im Augenblick von allzu viel Nüchternheit die Nase voll. Maurice war liebenswürdig und umgänglich, außerdem mit Humor und Schlagfertigkeit begabt. Er besaß Geld und ein gutes Aussehen. Eigentlich war er, dachte Angela
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