Kopf hoch, Freddie
noch im letzten Moment zügeln.
Der Kerl aber suchte nach einem Messer, redete und lachte dabei und verlängerte damit die Qual. Freddie konnte den Blick nicht abwenden. Fasziniert sah sie zu, wie das Messer in der Luft schwebte und dann sein Ziel traf. In einer Art Alptraum beobachtete sie, wie es versuchte, die Reste des Kuchens zu zerteilen, und dabei kläglich versagte.
»Nanu, was ist denn das? Lieber Gott, da hat jemand eine Streichholzschachtel in den Teig gerührt!«
Wie erstarrt stand Freddie da, unfähig, sich davonzustehlen, wie es Angela getan hatte. Und dann hörte sie neben sich die Stimme von Maurice, sein angenehmes Lachen: »Ach, das ist ja der letzte Schrei! In der Stadt sind schon alle wild danach, doch wußte ich nicht, daß es das auch schon auf dem Land gibt. Man nennt das einen >Überraschungskuchen<.«
»Überraschung ist genau das richtige Wort«, sagte der Farmer und betrachtete die Streichholzschachtel mit schräggelegtem Kopf. »Was soll das?«
»Ein Scherz, so wie Münzen im Pudding. Wer die Kuchenmitte anschneidet, gerät an den verborgenen Schatz. Was haben Sie denn ergattert?«
»Nicht der Rede wert. Nur eine Streichholzschachtel. Halt, stimmt nicht. Eine Schachtel mit neuen Rasierklingen! Nicht übel. Haha. Möchte wissen, wer den Kuchen auf dem Gewissen hat.«
»Keine Ahnung. Das müssen Sie erraten, und wenn Sie die Dame entdeckt haben, müssen Sie sie um den nächsten Tanz bitten. Hoffentlich haben Sie Glück, und sie ist hübsch.«
»Muß ich rausbekommen. Hm, wer könnte es sein?«
Doch die Dame blieb unauffindbar. Freddie, die die Szene sprachlos verfolgt hatte, packte Maurice am Arm und ergriff eiligst die Flucht. Angela hatte den Büfettraum bereits verlassen. Minutenlang vergingen sie vor Lachen, und dann sagte Freddie: »Aber was ist mit der Kuchenplatte? Wenn wir sie mitnehmen, werden die Leute alles merken.«
»Die Platte?« wiederholte ihre Schwester hitzig. »Ach was, die alberne Platte! Wage ja nicht, ihr nahezukommen! Sie paßt ohnehin nicht zum übrigen Geschirr, und außerdem würde ich lieber ein Dutzend Platten verlieren, als diese eine zu holen. Ach, da kommt ja Stephen! Und jetzt, Stephen, streite ja nicht ab, daß du gelacht hast, denn ich habe dich beobachtet.«
»Ein äußerst knappes Entrinnen war das — und gerettet hat euch nur Maurice. Das eigentliche Opfer aber bin ich! Wie soll ich mich morgen rasieren? Zufällig war in der Schachtel mein gesamter Vorrat an neuen Klingen!«
An diesem Abend verabredeten Stephen, seine Frau und Freddie mit Pat und ihrem Bruder, sich von nun an zu duzen. Alle konnten einander sehr gut leiden.
7
»Stephen begleitet uns zum Tennis bei den Greshams«, verkündete Angela.
»Weiß er das schon?« fragte Freddie höchst interessiert.
»Nein, aber er wird es gleich erfahren und kommt auf jeden Fall mit.«
Das ging allerdings nicht ohne Stephens Protest vonstatten. An diesem speziellen Samstag gab es nämlich eine Menge zu tun. Da Stephens diesbezüglicher Einwand unbeachtet blieb, brachte er noch vor, daß er, obwohl Tennisliebhaber, nicht sehr erpicht auf Mrs. Gresham sei. »Russell ist ja ein netter Kerl, aber in ihrer Nähe habe ich immer das Gefühl, als säße ich in einem Kühlschrank.«
»Heute gehört der Tag den jungen Leuten. Du wirst die Dame des Hauses wahrscheinlich gar nicht zu Gesicht bekommen. Und außerdem gehe ich nicht, wenn du nicht mitkommst.«
Er fühlte sich geschmeichelt, begehrte aber noch einmal auf: »Komm mir nicht damit, meine Liebe! Ich selbst kann nicht oft fort, möchte aber nicht, daß du zu einer Frau wirst, die sich ans Haus gebunden fühlt.«
»Zu einer solchen Frau werde ich sicher nicht. Ich möchte aber auch nicht, daß du sieben Tage in der Woche an die Farm gekettet bist. Was ist schon ein einziger Tag, wenn du ohnehin die übrigen sechs arbeitest?«
Das war reinste Blasphemie. »Ein Tag in der Woche? Ja, aber siehst du denn nicht ein, daß es auf der Farm ohne Unterbrechung weitergehen muß?«
»Es wird auch ohne dich gehen. Mrs. Newton und ich haben darüber gesprochen, und wir haben das Gefühl...«
»Du und Mrs. Newton? Wie ihr Frauen doch gegen einen Mann zusammenhaltet!«
»Das müssen wir, und sie gibt mir recht. Sie wird darauf achten, daß Andy sich einen Tag in der Woche freinimmt und daß ihr euch abwechselt.«
»Armer Andy! Wer hätte gedacht, daß diese schmächtige kleine Frau sich als Tyrannin entpuppt?«
»Armer Stephen! Wenn du gewußt
Weitere Kostenlose Bücher