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Kopf hoch, Freddie

Kopf hoch, Freddie

Titel: Kopf hoch, Freddie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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bleiben.
    »Ich hoffe, meine Frau wird mich bei dieser Gelegenheit auch so ansehen«, sagte Maurice ganz laut, und Pat versetzte ihm einen wütenden Schubs. »Ruhig, du Lümmel! Sonst findet sich jemand, der dich rauswirft.«
    »Im Gegenteil, jetzt ist der Augenblick, da ich mich erhebe und den Beifall anführe«, sagte er und tat es auch. Gleich darauf begriff Freddie, was er mit der »musikalischen Huldigung« gemeint hatte, denn die Pianistin spielte die Anfangstakte von »Hoch sollen sie leben!«, bei denen alle sich erhoben und einstimmten. Freddie fand das so rührend, daß ihr fast ein Klumpen in die Kehle gestiegen wäre, hätte Maurice nicht bemerkt: »Der liebe Stephen! Unterschütterlich liebenswürdig, und unsere kleine Angela umwerfend schüchtern. Aber jetzt müssen sie sich vor dem ganzen Publikum bewähren.«
    Stephen hatte schon zu viele Einstandsfeiern mitgemacht, als daß er nicht gewußt hätte, daß er keine Zeit verlieren durfte. Die jungen Leute juckte es, endlich tanzen zu dürfen, weil die Reden gottlob vorbei waren. Er führte Angela auf die Tanzfläche und wartete auf die Anfangstakte des Walzers, den die Sitte forderte. Dann legte er den Arm um sie und flüsterte: »Nur Mut! Das Schlimmste ist überstanden, und wir haben es gleich geschafft.« Sie tanzten wie in glückseliger Beschwingtheit um den ganzen Saal. Lachen und Beifall folgten, und dann waren die Zeremonien erledigt. Alle stürzten auf die Tanzfläche. Maurice verlor keine Zeit und forderte Freddie auf, während drei junge Männer um einen Tanz mit Pat stritten, die augenscheinlich das beliebteste, wenn auch nicht hübscheste Mädchen im Saal war.
    »Alle mögen Pat, nicht wahr?« sagte Freddie, während sie mit Maurice in einer perfekt abgestimmten Schrittfolge davonglitt. »Weil sie zu allen gleich nett ist.«
    »Sie ist nicht übel«, erwiderte ihr Bruder, wobei er es sorgfältig vermied, Begeisterung zu zeigen. »Hat daheim kein leichtes Leben, lebt im Ballsaal richtig auf.«
    »Wenn ihre Mutter nicht dabei ist, ist sie tatsächlich wie ausgewechselt«, dachte Freddie. Pat lachte, als einer nach dem anderen sie engagierte, plauderte freundlich mit allen und wechselte hin und wieder einen Blick voll Verständnisinnigkeit mit ihrem Vater oder einen voll spöttischer Herausforderung mit Maurice.
    Freddie sagte: »So ist sie einfach faszinierend. Ein Jammer, daß...« Aber dann hielt sie verlegen inne, weil sie den Rat ihrer Lehrerin wieder einmal außer acht gelassen hatte, nämlich erst zu überlegen und dann zu reden.
    Doch Maurice beendete den Satz ohne eine Spur von Verlegenheit. »Ein Jammer, daß sie nicht immer so ist? Zu Hause wäre das nicht so einfach. Natürlich sollte sie sich endlich ihre Freiheit erkämpfen. Albern, dieses Pflichtgefühl.«
    »So? Leider kennt man in meiner Familie Pflichtgefühle kaum. Schade. Ich halte sie nämlich für gut und richtig.«
    »Meine Liebe, eine deiner anziehendsten Eigenschaften ist deine Schlichtheit. Was bist du doch für ein nettes, altmodisches Mädchen! Das bist du nämlich wirklich, bloß sieht man es dir nicht an — zum Glück. Komm, gehen wir einen trinken.«
    »Trinken? Aber hier wird doch nicht getrunken, oder?«
    »Nein, hier nicht, aber draußen gibt es Dinge wie Autos, wie du weißt, und wo es Autos gibt, ist Alkohol nicht fern.«
    »Das glaube ich nicht! Diese netten, ruhigen Menschen! Außerdem denke ich nicht daran, zu irgendeinem Wagen hinauszuschleichen. Das wäre albern und angeberisch. Wenn du etwas trinken willst, dann eben ohne mich! Ich nehme an, jemand anderer wird mich zum Tanz auffordern.«
    »Bombensicher, du langweilige Puritanerin, und aus diesem Grund muß ich mir die schlichte Freude eines Gins versagen und an deiner holden Seite bleiben, obwohl mir die Zunge heraushängt.«
    Freddie glaubte ihm kein Wort. Männer liebten solche Redereien und hielten sich dabei für Leute von Welt. Das sagte sie auch zu Stephen, als Maurice Angela um einen Tanz gebeten hatte und sie selbst mit ihrem Schwager tanzte. Er lachte über ihr ernstes Gesicht. »Du würdest dich wundern, wie viele der Burschen eine Flasche im Wagen versteckt haben! Schadet doch nicht, wenn sie nicht übertreiben. Natürlich ist es peinlich, wenn die Polizei eine Razzia macht und die Wagen durchsucht.«
    »Ja, ist sie denn dazu berechtigt?«
    »Gewiß, wenn die Wagen in Saalnähe parken. Dann werfen alle ihre Flaschen ins Gebüsch, und die Findigen, die den Ortsbrauch kennen, stehen am

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