Kopf hoch, Freddie
her, aber wenn ich das tue, wirkt es nicht.«
Freddie, die mit dem Lachen kämpfte, sagte: »Ich versuch’s mal. Ich bin größer. Du hängst dich an die Beine.«
Außer daß die Säge sich bog und ein Zahn stumpf wurde, erreichte sie aber nichts, und ihre Schwester sagte: »Die verdammte Säge! Holen wir uns eine Axt. Zerhacken geht leichter.«
Und das erwies sich in den nächsten Minuten als zutreffend. Freddie hielt die schwankenden Hammelbeine fest, während Angela wie wild drauflos hieb, bis schließlich die Kreatur, wie Freddie den Hammel nannte, unter ihren Händen entzwei ging, wenn auch nicht in der Mitte.
»Einerlei«, sagte Angela. »Es sind zwei Teile, und wir können jetzt Andys Anteil in den Vorratsraum schleppen. Der Anblick dieser Fleischmasse macht mich krank. Von unserem Anteil wollen wir eine Keule abtrennen.«
Nach etlichen Hieben war das erreicht, doch hatte die Keule eine ungewöhnliche Form bekommen, und kleine Knochensplitter ragten unangenehm aus ihr hervor. »Mir ist es einerlei, und wenn Stephen ein Stück Knochen verschluckt, geschieht es ihm ganz recht, weil er uns diese gräßliche Arbeit überlassen hat«, sagte Angela, deren Laune nun ganz erheblich gelitten hatte.
»Aber Angela, es bleibt uns keine Zeit mehr, das Riesending weichzukochen. Wir müssen es mit Koteletts versuchen.«
Das taten sie, doch mit nicht geringerem Kraftaufwand. »Wenn ich bloß zweimal dieselbe Stelle träfe! Sie sind völlig zerstückelt«, seufzte Angela.
»Macht nichts«, erwiderte Freddie aufmunternd. »Sie werden ganz zart sein. Wie Gehacktes. Rasch in die Bratpfanne damit!«
Als das erledigt war, entschied Angela, sie müsse unbedingt eine halbe Stunde im Garten arbeiten, um ihren aufgestauten Unwillen abzureagieren. Dabei wurde sie begeistert von Freddie unterstützt, die sich mit einer Hacke so wild über ein Stück leeren Bodens hermachte, daß der Stiel abbrach. Traurig betrachtete sie den Holzrest in ihrer Hand.
»Ist ja nicht deine Schuld«, wurde sie von ihrer Schwester getröstet. »Sie war ohnehin schon kaputt.«
»Ich hole mir eine andere und helfe dir beim Jäten«, sagte Freddie, und Angela war einverstanden. »Meine Laune ist schon viel besser«, sagte sie. »Merkwürdig, welche Wirkung der Garten ausübt...«
Doch ihre gute Stimmung war wie weggeblasen, als sie einen Entsetzensschrei hörte und sah, daß Freddie vor der Tür zur Spülküche stand und erstaunt ein Rinnsal anstarrte, das die Treppe herunterlief. »Lieber Gott, die Spülküche steht unter Wasser«, rief Freddie und verschwand im Inneren, um zu entdecken, daß Angela, die beim Waschen eines Kohlkopfes von dem Wunsch nach Gartenarbeit erfaßt worden war, vergessen hatte, den Wasserhahn abzudrehen. »Schrecklich!« rief sie ihrer wütenden Schwester zu, »aber jetzt ist es wenigstens sauber hier drinnen. Ich hole den groben Besen und fege aus, und du holst den Lappen.«
Das Wasser hatte sich über den Großteil des Spülküchenbodens ergossen, und es kostete sie eine anstrengende halbe Stunde, ehe sie ihn auch nur teilweise trockengelegt hatten. Doch dann konnte Angela wieder lachen und sagen: »Bin ich froh, daß es noch trocknet, ehe Stephen nach Hause kommt.«
Aber die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Bei ihrer Arbeit in der Spülküche war die Küchentür geschlossen, trotzdem drang jetzt der unverkennbare Geruch nach Verbranntem durch. Mit einem Ausruf der Verzweiflung stürzte Angela zum Backrohr und stellte den Herd ab. »Heiliger Strohsack«, sagte sie ärgerlich, »du solltest den Backröhrenboden sehen!« Sie war sich darüber im klaren, daß sie bei ihren Arbeiten heute ordentlich auf die Nase gefallen war. Sie hatte zu starke Hitze eingestellt und dann in der Freude über die Gartenarbeit und in dem Ärger über das aus dem Haus rinnende Wasser völlig das Fleisch vergessen. Sie verbrannte sich dazu noch böse, weil sie nicht warten wollte, bis das Backrohr ausgekühlt war. Stephen durfte auf keinen Fall merken, welch untüchtige Frau er geheiratet hatte.
»Ein verhexter Tag war das!« bemerkte sie, als Freddie ihr die Hand verband.
Danach genügte es, daß Stephen hereinkam, ausnahmsweise ein verärgertes Gesicht machte und sagte: »Was zum Teufel ist mit der Axt geschehen? Ihr habt doch nicht etwa Felsen gespalten, oder?«
Das war zuviel, und in einem zornsprühenden Satz sagte sie ihm, was sie von Ehemännern hielt, die sich einen schönen Tag machten und es ihren Frauen
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