Kopf hoch, Freddie
überließen, mit großen schweren Hammeln fertig zu werden, die man mühsam umherschleppen und mit dem erstbesten Werkzeug zerlegen mußte.
Stephen machte zunächst ein erschrockenes, dann ein entschuldigungheischendes Gesicht. »Tut mir sehr leid, Liebes. Wir waren heute morgen in großer Eile, und da habe ich es glattweg vergessen. Warum hast du dir die Mühe gemacht? Wir hätten Eier essen können.«
»Eier? Das heißt es nachher immer, und dann tun die Männer halbverhungert und sind beleidigt.«
Freddie war entsetzt. Angela war wirklich vollkommen unmöglich. Natürlich war sie todmüde, doch Stephen wahrscheinlich auch. Er aber lächelte nur und sagte: »Ach, war es wieder einer dieser Tage? Und ich dachte, du unterhältst dich gut!«
»Unterhalten! Alles ist danebengegangen, und ich habe die Hausarbeit einfach satt. Wie kommst du auf die Idee, wir hätten uns gut unterhalten?«
»Ich habe Russell Gresham am Straßenzaun getroffen, und er hat gesagt, ihr seid ins Kino gefahren.«
Das klang sehr trocken, und Angela geriet in Verlegenheit. In Wahrheit hatte sie das Vergnügen des Vormittags vergessen und dachte nur noch an das seither passierte Ungemach und ihre eigene Unzulänglichkeit. »Ja, das hätte ich fast vergessen. Wir sind leider in solcher Eile davon, daß die Küche unaufgeräumt blieb, und diese schreckliche Mrs. Hill kam während unserer Abwesenheit, und ich weiß genau, daß sie darüber reden wird.«
»Was macht das schon aus? Und dann ist dein Mann fortgegangen und hat es dir überlassen, dich mit einem Fünfzig-Pfund-Hammel abzuplagen.«
»Das ist noch nicht alles. Heute habe ich alles falsch gemacht — ich habe den Wasserhahn nicht zugedreht und alles überschwemmt und das Abendessen im Backrohr verbrennen lassen. Ich bin eine schrecklich dumme Person.«
Für den Rest des Abends war sie ganz reumütige Zerknirschung und geriet nicht mal in Rage, als Stephen, nachdem er den Deckel der Bratpfanne gelüftet hatte, fragte: »Na, was haben wir denn da? Gehacktes vermutlich?«
Später sagte sie: »Liebling, ist dir klar, daß du nächste Woche Geburtstag hast? Ich möchte eine richtige Feier — um zu zeigen, daß ich ein anständiges Abendessen auf den Tisch bringen kann. Laden wir doch die Greshams ein!«
»Diese Kocherei! — Aber warum willst du die Greshams einladen?«
»Weil wir an der Reihe sind. Wir waren zweimal zum Tennis bei ihnen, und sie wollen uns überallhin mitnehmen. Langsam fühle ich mich wie eine Schuldnerin. Wir werden uns mit einem festlichen Dinner revanchieren.«
»Ich möchte eigentlich nicht. Es gibt eine Menge Arbeit, und du kochst ohnehin nicht gern... Aber wenn du unbedingt willst, dann bestelle beim Metzger in Winslow etwas — allerdings kein Hammelfleisch. Das bekommen sie zu Hause reichlich aufgetischt. Natürlich könnte ich ein paar Hühner schlachten...«
»Meine schönen Hennen schlachten? Nie im Leben. Wir haben ja nur fünf, und alle legen sie. Nein, ich werde beim Metzger Schweinernes bestellen.«
Angela war begeistert von ihrer ersten Abendeinladung und besprach die Speisenfolge ausgiebig mit ihrer Schwester, als sie am nächsten Tag ausritten. »Wird man wohl nicht merken, daß der Fruchtsalat aus der Dose kommt?« fragte sie beklommen. »Ich könnte ja in Winslow Obst und Früchte besorgen. Ja, das machen wir, dazu noch Eis... Achtung, ich helfe dir hier beim Tor. Stephen könnte wirklich Scharniere anbringen.« Sie waren so darin vertieft, das Tor wieder einzuhängen, daß sie ein lautes Zischen überhörten. Ohne Warnung kam der große Gänserich, den Angela Beelzebub genannt hatte, auf sie zugelaufen. Er flatterte auf Freddie los, die das Gatter zwischen sich und ihn zu bringen suchte. Angela packte einen dicken Stock, der in der Nähe lag, und lief eilends ihrer Schwester zu Hilfe. Sie hieb auf den wildgewordenen Vogel ein, verfehlte ihn und hob einen Stein auf, den sie blindlings in Richtung Beelzebubs warf.
Und dann geschah ein Wunder. Der Gänserich sank zu Boden, tat noch einige krampfhafte Zuckungen und blieb reglos liegen. Freddie näherte sich ihm vorsichtig, blickte auf ihn nieder und stieß atemlos hervor: »Angela, du hast ihn getötet. Wirklich, er ist tot.«
»Unsinn«, sagte Angela zuversichtlich, betrachtete aber nervös den reglos daliegenden Vogel. »Das ist doch nicht möglich. Noch nie im Leben habe ich ein Ziel getroffen. Ich bin eine sehr schlechte Schützin.«
»Diesmal hast du getroffen. Er ist mausetot.
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