Kopf hoch, Freddie
ganz gut, wenn es ehrlich gemeint ist.«
»Aber natürlich. — Danke, Jonathan, er sagt, er komme gern mit. Wo? Wir waren vor kurzem in dem neuen Restaurant, wo man auch tanzen kann, aber vielleicht ziehst du etwas Stilleres vor?«
»Ich denke, meine Ohren und Nerven werden es verkraften. Wir treffen uns um sieben vor dem Eingang. Leider muß ich um neun schon wieder weg — ich muß einen Krankenbesuch machen.«
»Macht nichts. Es bleiben uns immerhin zwei Stunden. Da können wir uns nach Herzenslust unterhalten.«
Jonathan lächelte, als er auflegte. Natürlich hatte Freddie einen Verehrer, einen Jungen vom Land, der ihr in die Stadt nachgelaufen war.
Maurice war eine echte Überraschung, als Jonathan ihn an jenem Abend kennenlernte. »Ein typischer Playboy«, dachte er sarkastisch. Zunächst war die Atmosphäre ein wenig gespannt. Alicia Standish war über das Wiederauftauchen von Blake nicht entzückt. Sie hatte gehofft, dieser Irrtum sei endgültig vorüber. Maurice war der richtige Typ für ihre Tochter und würde sie sicher nicht ermutigen, Krankenschwester oder etwas ähnlich Langweiliges zu werden.
Sie machte kein Hehl daraus, daß sie ihn vorzog, und er fühlte sich bemüßigt, sie zum Tanzen aufzufordern. Als sie an den Tisch zurückgekehrt waren, ärgerte ihn die verklärte Aufmerksamkeit, mit der Freddie den höchst langweiligen Ausführungen des Arztes folgte. Mit diesem Blick hatte sie ihn selbst nur ganz selten angesehen. Er starrte Jonathan an, und es dauerte nicht lange, da schlug er vor, sie sollten sich alle in seinem Wagen einen Drink genehmigen. »Möchten Sie mitkommen?« fragte er so nebenbei den Arzt.
»Tut mir leid, aber ich muß um neun einen Krankenbesuch machen. Vielen Dank, aber bei einem Arzt wirkt es nicht gut, wenn er nach Alkohol riecht. Em Jammer, aber leider nicht zu ändern.«
»Ich komme mit«, sagte Freddie, sprang auf und hakte sich bei Maurice unter. Jonathan zog die Brauen hoch. Er wandte sich an Mrs. Standish und versuchte es mit Konversation, doch seine Gedanken schweiften ab. Freddie gehörte nicht zu den Mädchen, die hinausgingen und im Wagen heimlich etwas tranken — es sei denn, sie hatte sich sehr geändert. Aber mit neunzehn ändert man sich rasch, besonders dann, wenn die Erfahrungen reichlich spät kommen und sich überstürzen. Er hatte bemerkt, daß sie rauchte, und zwar auf sehr gewandte Weise. Der Junge war attraktiv und ihr offensichtlich sehr ergeben.
Inzwischen bemühte sich Freddie ernsthaft, aber nicht ganz erfolgreich, Maurice vom Trinken abzuhalten. Sie kamen sehr bald wieder und sahen, daß Jonathan Alicia Standish gewissenhaft, wenn auch nicht sehr gewandt über die Tanzfläche bewegte. »Dem Himmel sei Dank«, sagte Maurice und legte den Arm um Freddie. Sie würden es dem Burschen zeigen, wie gut sie miteinander tanzten.
Trotz seiner Bemühungen kam der Zeitpunkt, da Freddie und Jonathan wieder allein am Tisch saßen. Er forderte sie nicht zum Tanzen auf, sondern sagte: »Ein Pech, daß ich so früh gehen muß. Deine Mutter hat gesagt, sie reise in vier Tagen ab. Danach mußt du einen Abend mit mir verbringen. Ganz ruhig — in meinem Haus. Mrs. James hat dich nicht vergessen, und es wird langsam Zeit für ein großes Kaminfeuer, wie wir es besprochen haben.«
Sie vergaß ihre Unnahbarkeit und sagte eifrig: »Sehr gern, aber was ist mit Maurice?«
»Muß er denn immer mitkommen?«
»Nun ja, er hat mich hergebracht und will bleiben, bis der Krankenpflegekurs anfängt. Er war so nett zu mir.«
»Hat er denn keine andere Beschäftigung?«
»Im Augenblick nicht. Er bekommt aber bald eine Farm und hat eine Menge Geld.«
»Ein Glückspilz. Nun, da will ich mich nicht aufdrängen... Du hast noch immer die Absicht, mit dem Krankenpflegekurs zu beginnen?«
»Natürlich. Warum fragst du mich? Ich sagte doch, ich würde es dich wissen lassen, falls ich meine Absicht ändere, und das ist nicht der Fall.«
»Dann warte ich, bis der Kurs beginnt. In letzter Zeit habe ich mich im Warten geübt, Freddie. Und dann — dieser Ansturm von Arbeit! Ich habe es mir nicht ausgesucht. Aber es ist mein Beruf. Das siehst du doch ein, oder?«
Sie schmolz sofort dahin. »Natürlich, und es ist herrlich, dich wiederzusehen. Aber Maurice war so nett, und mit ihm ist es immer so lustig. Er ist ganz verrückt und albern und jung.«
»Alles das, was ich nicht bin«, dachte Jonathan. Laut sagte er: »Da kommen sie. Er ist wirklich ein reizender junger
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