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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Rafer etwas. »Das letzte Mal, daß ich etwas mit einem Privatdetektiv zu tun hatte, war, als so ein Kerl daherkam, der behauptete, an einem Vermißtenfall zu arbeiten. Ich habe mir ziemlich viel Mühe gemacht, die Sache zu recherchieren, mir zwei Tage Zeit dafür genommen, um den Gesuchten in einem anderen Bundesstaat aufzutreiben. Und auf einmal stellt sich heraus, daß der Detektiv mich angelogen hatte. Er wollte nur eine offenstehende Schuld eintreiben. Ich war stinksauer.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verdenken«, sagte ich. Ich begann krampfhaft zu überlegen, ob ich ihn auch angelogen hatte.
    »Haben Sie eine Theorie zu diesem Angriff heute nacht?«
    »Ich nehme an, es war derselbe Kerl, der mir vom Tiny’s aus gefolgt ist«, sagte ich.
    Sein Blick wanderte wieder zur Straße. »Davon habe ich gehört. Corbet hat dafür gesorgt, daß wir eine Kopie des Berichts bekommen. Ich habe ihn an die Highway Patrol weitergeleitet, damit die auch die Augen offenhalten können. Fehlt irgendwas?«
    »Ich habe gar nicht nachgesehen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mich darum zu kümmern«, sagte ich und hob die Hand. »Jedenfalls bezweifle ich, daß Diebstahl das Motiv war. Ich glaube, es ging darum, mich von meinen Ermittlungen abzubringen.«
    »Warum?«
    »Wenn ich das nur wüßte. Ich habe das Gefühl, er möchte Tom Newquist schützen. Etwas Besseres fällt mir nicht ein.«
    »Ich bin nicht davon überzeugt, daß es irgend etwas mit Tom zu tun hat.«
    »Und ich kann es nicht beweisen. Was schließen wir nun daraus?«
    »Sie könnten sich irren, wissen Sie. Sie sind alleinstehend und attraktiv. Das macht Sie zu einem natürlichen Ziel...«
    »Wofür? Der Angriff war nicht sexuell motiviert. Es war nichts anderes als gewaltsame Körperverletzung im herkömmlichen Sinn. Der Kerl wollte mich massiv verletzen.«
    »Was noch?«
    »Wie >was noch    Er warf mir einen Seitenblick zu und schüttelte dann ausdruckslos den Kopf. Ich sah, wie er überlegte. »Ich versuche mich zu erinnern, wann ich es zuletzt gesehen habe. Er hatte es immer ganz in seiner Nähe, aber ich weiß, daß es nicht in seinen Schreibtischschubladen war, weil wir die ausgeräumt haben.«
    »Der Officer von der Highway Patrol kann sich auch nicht erinnern, es in seinem Wagen gesehen zu haben. Er ist zwar nicht auf die Idee gekommen, danach zu suchen, aber es ist irgendwie seltsam. Es nervt Sie bestimmt, daß ich auf diesem Punkt herumreite...«
    »Hören Sie, ich habe mich neulich danebenbenommen. Ich rege mich eben leicht über Selma auf. Es hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    Ich spürte, wie sich die distanzierte Anspannung zwischen uns lockerte. Es gibt nichts Entwaffnenderes als ein Geständnis dieser Art. »Vielleicht spielt es ja auch gar keine Rolle«, sagte ich. »Wie verfahren Sie denn im allgemeinen mit Berichten? Sind nicht ohnehin die meisten seiner Notizen mittlerweile getippt und abgeheftet worden?«
    »Möglich. Er hat selbst Kopien all seiner Berichte in der jeweiligen Akte aufbewahrt. Die Originale werden ans Archiv nach In-dependence geschickt. Berichte werden in regelmäßigen Abständen eingereicht. Die jüngeren Kollegen scheinen solche Dinge besser organisiert zu haben. Alte Hasen wie Tom und ich neigen dazu, alles dann zu erledigen, wenn es uns gerade in den Kram paßt.«
    »Wäre es irgendwie möglich, sich zurückzuarbeiten, indem man nachsieht, welche Berichte fehlen?«
    »Ich weiß nicht, wie Sie das anstellen wollen, und es würde Ihnen auch nicht viel sagen. Sie hätten keine Möglichkeit, herauszufinden, wo er war und mit wem er gesprochen hat, geschweige denn, etwas über den Inhalt der Gespräche zu erfahren. Es ist nichts Außergewöhnliches, daß in einer Akte ein paar Berichte fehlen — vor allem, wenn er an einem Fall gearbeitet und seine Notizen noch nicht abgetippt hatte. Außerdem werden nicht sämtliche Notizen eingefügt, sondern nur die Daten, die er für relevant hielt. Man kann eine Menge Zeug hinkritzeln, das nicht der Rede wert ist, wenn man es sich genau ansieht.«
    »Und wenn er Informationen zu einem seiner Fälle gesammelt hat?«
    »Das hat er wahrscheinlich. Es hätte auch ein Fall sein können, an dem jemand anders gearbeitet hat und den er aus irgendeinem Grund wieder auf gegriffen hat.«
    »Wie zum Beispiel?«
    Rafer zuckte mit den Achseln.

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