Kopfgeld auf Han Solo
Zuckuss wußte, wohin die Rebellen gegangen waren -wohin sie sich zu fliehen genötigt gesehen hatten.
Der Gedanke überwältigte ihn. Er blieb noch eine Weile, nachdem die Intuition sich eingestellt hatte, in seiner Meditation und versuchte, sie zu bestätigen - und dabei verdichtete sich die Erkenntnis, daß das, was er erfahren hatte, zutraf.
Die Rebellen hatten die Galaxis verlassen.
Sie hatten einen Punkt oberhalb der galaktischen Ebene aufgesucht weit entfernt von allen Sternen - von allen Orten, wohin das Imperium sie möglicherweise verfolgen konnte. Das Imperium hatte ihnen keinen anderen Ort gelassen, wohin sie als Armee fliehen konnten. In dem Augenblick wurde ihm bewußt, in welch verzweifelter Lage sich die Rebellenstreitkräfte befanden. Aus dem Gravitationsschacht der Galaxis emporzusteigen, war keine leichte Aufgabe. Viele Schiffe waren zu einem solchen Manöver überhaupt nicht imstande. Es würde Verluste geben, zusätzlich zu denen, die sie hier erlitten hatten. Das Imperium mußte kurz vor der völligen Vernichtung der Rebellen gestanden haben. Daß sie dieses Risiko eingingen, verriet das Maß ihrer Verzweiflung -aber zugleich auch das Maß ihrer Entschlossenheit und ihres Mutes und den festen Willen, sich neu zu formieren und weiterzukämpfen.
Sie waren wahrhaftig würdige Gegner.
Nachdem er und 4-LOM Han Solo und seine Gefährten gefangen hatten, dachte Zuckuss, würde er sie ehren. Er würde sie dennoch den Imperialen ausliefern, aber bis zu jenem Augenblick würde er ihnen jede Ehre zuteil werden lassen. Sie verdienten in ihrer Niederlage Ehre und Respekt.
Zuckuss löste sich langsam aus seiner Meditation und begann sich des ihn umgebenden Schiffes bewußt zu werden: sein Pilotensessel, das Armaturenbrett vor ihm, das Zischen von Ammoniak im Lebenserhaltungssystem. Er schlug die Augen auf und streckte sich - und hustete und hustete. Er konnte eine ganze Weile nicht mit dem Husten aufhören. Blut kam hoch. Er injizierte sich Medizin, um das Husten unter Kontrolle zu bekommen, und wischte sich über den Mund.
Er wußte, daß seine Verletzungen nicht von selbst heilen würden - er konnte nur die Symptome vor anderen verborgen.
Er sah sich nach 4-LOM um. Der Droid war irgendwohin gegangen. Zuckuss fragte sich, ob am Schiff irgend etwas nicht stimmte, »Computer«, sagte er. »Wo ist 4-LOM?«
»In Akquisitionszelle eins.«
Eigenartig, dachte Zuckuss. Was machte der Droid dort? Zuckuss scannte das Sonnensystem und konnte nur wenig Aktivität feststellen. Die meisten imperialen Schiffe hatten sich entfernt. In der Nähe von Hoth waren noch drei Schiffe im Orbit, vermutlich gab es auf dem Planeten noch einige Truppen. Ein Sternenzerstörer hatte gerade einen abgeschossenen Rebellentransporter hereingebracht. Zuckuss wußte, daß er nacheinander die anderen sechzehn bergen würde. Anzeichen eines weiteren Kopfgeldjägerschiffs waren nicht zu erkennen. Er und 4-LOM waren die letzten, die das System verlassen würden.
»Computer«, sagte Zuckuss. Sie hatten einen der manchmal nicht ganz verläßlichen stimmaktivierten Computer von Mechis III installiert. »Kurs setzen auf Punkt 2,427 mal 3,886 mal 673,52 über der galaktischen Ebene. Ist dieses Schiff zu einer solchen Reise imstande?«
Der Computer antwortete nicht sofort. Der Befehl war auch ungewöhnlich. Schließlich sprach er. »Dieses Schiff kann mit augenblicklicher Masse den definierten Punkt in zwei Standardtagen erreichen.«
Ausgezeichnet, dachte Zuckuss. »Kurskoordinaten speichern«, wies er den Computer an und ging dann 4-LOM suchen.
Er fand den Droiden auf einer Liege in einer Akquisitionskammer vor; er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen da, die Hände im Schoß, die metallenen Finger gefaltet und starrte unverwandt die gegenüberliegende Wand an.
Es sah so aus, als würde er meditieren.
»4-LOM«, sagte Zuckuss. »Was tust du?«
»Ich versuche zu meditieren«, sagte der Droid, als ob Meditation zu den normalen Aktivitäten eines Droiden gehörte. Dabei sah er Zuckuss nicht an, sondern fuhr fort, vor sich hinzustarren.
Zuckuss stand verblüfft vor ihm. Plötzlich wurde ihm vieles klar - weshalb 4-LOM ihn nicht schon lange verlassen hatte, weshalb der Droid ständig Fragen hinsichtlich seiner Meditationen stellte, weshalb der Droid nie von seiner Seite wich, wenn er meditierte.
4-LOM hatte ihn beobachtet. Er versuchte in Erfahrung zu bringen, wie man sich intuitives Wissen verschaffte.
Zuckuss fing wieder zu husten
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