Kopfgeld auf Han Solo
Lehne fest; ihr Mund stand vor Schreck offen.
»Jetzt ist alles gut«, sagte Dengar in der Hoffnung, sie damit beruhigen zu können.
»Warum... warum folgen Sie Han Solo immer noch?« fragte sie. »Er ist doch bereits gefangen!«
Dengar zögerte, versuchte, die richtigen Worte zu finden. Er hatte nicht die leiseste Hoffnung, Boba Fett einzuholen. Das Schiff des Kopfgeldjägers war viel zu schnell, und außerdem würde er wahrscheinlich dicht vor Jabbas Palast landen, so daß er keine Gelegenheit bekommen würde, Boba Fett aus dem Hinterhalt abzuschießen. Nein, was ihn drängte, war etwas anderes. »Ich will nur ein einziges Mal an ihn herankommen«, sagte er. »Ich will ihn berühren, nur einmal. - Außerdem hat Solo hochgestellte Freunde in der Rebellion«, fügte er hinzu, bemüht, einen nagenden Verdacht in Worte zu kleiden. »Ich vermute, daß die versuchen werden, ihn dort herauszuholen -wenn Jabba der Hutt, ihn nicht zuerst tötet. Falls nicht, will ich dabeisein und ihn aufs neue einfangen.« Dengar hatte diesen Vorwand improvisiert, aber irgendwie klang er echt, selbst wenn ihm dabei bewußt wurde, daß Han Solo jetzt anfing, geradezu mythische Dimensionen anzunehmen. Ebenso wie Dengar dazu verdammt schien, immer nur ein halber Mensch zu sein, war in ihm die Erkenntnis gereift, daß Han Solo für ihn ewig eine flüchtige Nemesis bleiben würde, die er nie greifen konnte.
Und zugleich wußte Dengar, daß er es irgendwie fertigbringen mußte, diesen ewigen Kreislauf zu durchbrechen. Es war eine Hoffnung, die durch nichts gerechtfertigt war, aber er mußte sich selbst wiederfinden, das war genauso ein Zwang wie der, Han Solo zu fangen.
DREI: DIE EINSAMKEIT
In den nächsten Tagen unterhielt sich Dengar oft und ausführlich mit Manaroo: Sie erzählte ihm von ihrem Leben auf Aruza, wo sie auf einer Farm aufgewachsen war. Ihre Mutter hatte Tongeschirr hergestellt. Ihr Vater war ein kleiner Verwaltungsbeamter gewesen. Auf ihrer Farm hatte Manaroo schon früh gelernt. die beinahe vernunftbegabten Dolabäume zum Blühen zu bringen und aus ihren Blüten den dicken Saft zu gewinnen, den die Arzte von Aruza häufig als Antibiotikum verordneten.
Als Dreijährige hatte Manaroo zu tanzen angefangen, und als sie neun Jahre alt war, hatte sie bereits einige interstellare Wettbewerbe gewonnen. Dengar hatte sie immer für ein einfaches Eingeborenenmädchen gehalten, das nur wenig in der Galaxis herumgekommen war und das Leben kaum kannte. Er war daher nicht wenig verwundert, als sie ihm von Floßfahrten auf der stürmischen Wasserwelt Bengat erzählte oder wie sie einmal einen Piratenüberfall auf einen Sternenliner überlebt hatte.
Und manchmal erzählte sie ihm von den Erfahrungen ihrer Freunde, mit denen sie sich die Attanni geteilt hatte, als ob solche Erfahrungen ihre eigenen gewesen wären. Die Liste der Leute, die sie als Freunde oder Familienangehörige bezeichnete, war riesengroß, und die Schmerzen, die sie erlitten hatte, indem sie das Leben mit ihnen teilte, waren in gleicher Weise gewaltig, denn jeder ihrer Freunde und Freundinnen hatten wiederum durch die Attanni selbst Erinnerungen mit anderen geteilt, so daß sie alle wie Staubkörner in einem gewaltigen Netz gefangen waren.
Dengar hatte sie für eine junge Frau ohne Belang gehalten, aber allmählich wurde ihm bewußt, daß sie viel reifer war, als er sich das vorgestellt hatte, viel stärker, als er hätte ahnen können.
Dengar wiederum erzählte ihr von seinem Leben auf Corellia, wo er schon als Kind seinem Vater dabei geholfen hatte, Sturzdrachen zu reparieren, und dann in seinen frühen Teenager jähren damit Rennen geflogen war. Was er ihr verschwieg, war, daß er in jenen Jahren immer im Schatten von Han gelebt hatte und schließlich in einem Rennen mit Han Solo verletzt worden war. Er erzählte ihr nur von den Operationen, die das Imperium an ihm durchgeführt hatte, und wie sie ihn mit ständigen Drohungen und mit dem Versprechen, eines Tages die Fähigkeit zum Fühlen und Empfinden wiederherzustellen, dazu gebracht hatten, Attentäter zu werden.
Aber Dengar hatte sich seine Opfer stets ausgesucht und nur diejenigen zur Strecke gebracht, von denen er überzeugt war, daß sie den Tod verdienten.
Das hatte, wie nicht anders zu erwarten, dazu geführt, daß Manaroo ihn fragte: »Und weshalb verdient Han Solo den Tod?«
»Ich bin nicht sicher, ob er ihn wirklich verdient«, mußte Dengar zugeben. »Aber er hätte mich einmal beinahe getötet,
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