Kopfgeld auf Han Solo
Saal in ihren Bann gezogen hatte, blickte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte, und ihre Stimme klang angespannt, besorgt. »Ich mußte mich dem Zugriff des Imperiums entziehen«, sagte sie, »aber jetzt ist es auch hier. Sie haben diesen Mann gefangen, den Sie gesucht haben - Han Solo. Einer der Sicherheitsleute hat es mir gesagt.«
Dengar staunte. Er hatte manchmal Mühe, sich klarzumachen, daß auch jemand, der keine mnemiotischen Drogen eingenommen hatte, nicht... dumm war. »Du hast dir Solos Namen gemerkt? Nach so langer Zeit?«
»Ich wollte Ihnen helfen, ihn zu finden«, sagte Manaroo. »Ich wollte mich bei Ihnen revanchieren. Ich habe auch nach ihm gesucht.« Das überraschte Dengar noch mehr: Daß eine so reine gute Tat Früchte tragen konnte, war ihm bisher nicht vorgekommen. »Aber ich habe erst erfahren, daß er hier ist, als die ihn schon gefangen hatten. Und jetzt hat das Imperium versprochen. Han Solo einem anderen Kopfgeldjäger zu übergeben, der ihm hierher gefolgt ist, einem Mann, der sich Boba Fett nennt.«
»Weißt du, wo Boba Fett ist?«
Die Tänzerin schüttelte den Kopf.
Dengar überlegte. »Ein Mann wie Boba Fett läßt sein Opfer nicht gern allein. Er ist sicherlich darauf erpicht, Solo auf sein Schiff zu bringen und schnell wieder zu starten.«
Dengar war stark versucht, Boba Fett aus dem Hinterhalt niederzuschießen und ihm seinen Fang abzunehmen, aber im Laufe der letzten Tage hatte seine Wut sich etwas gelegt. Natürlich hatte Boba Fett eine Bombe in sein Schiff geschmuggelt, aber er hatte immerhin auch Sorge dafür getragen, daß er den Anschlag überlebte und sich in Sicherheit bringen konnte. Das war eine nette Geste und eine völlig überflüssige obendrein.
Und deshalb wollte Dengar sich revanchieren. Han stehlen wollte er nach wie vor - schließlich hätte er, Dengar, den Fang gemacht, wenn Boba Fett nicht gewesen wäre - aber Boba Fett sollte dabei nicht mehr Schaden erleiden, als er selbst erlitten hatte. Und das zu bewerkstelligen, würde einige Mühe kosten.
»Was werden Sie jetzt tun?« wollte Manaroo wissen.
»Wenn die Imperialen Han Solo noch nicht an Boba Fett ausgeliefert haben«, überlegte Dengar, »dann heißt das, daß sie ihn noch verhören. Und das kann noch einige Tage dauern.«
Ein Kellner trat an den Tisch, und Dengar forderte Manaroo auf. als sein Gast zu bestellen. Dann lehnte er sich zurück und betrachtete sie. Sie wirkte immer noch nervös und unsicher, als hätte sie ihn enttäuscht, wo sie ihn doch in Wirklichkeit hochgradig verblüfft hatte. Außerdem war es vermutlich gar nicht so leicht gewesen, dem Wachmann die Informationen abzuluchsen, die sie ihm geliefert hatte. Plötzlich kam es ihm in den Sinn, daß es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, sie als Partnerin zu gewinnen.
»Hat Ihnen mein Tanz gefallen?« fragte sie.
»Du warst sehr gut. Ich habe noch nie jemanden so tanzen sehen«, sagte Dengar. »Wie hast du das gelernt?«
»Das ist nicht schwer«, sagte Manaroo. »Auf Aruza nutzen wir unsere kybernetischen Links, um unsere Gefühle untereinander auszutauschen. Wir sind Technoempathen. Wenn ich tanze, dann weiß ich, was den Zuschauern gefällt, und kann ihnen das zeigen, was ihnen am meisten Spaß macht.«
»Aber du kannst dich ihnen nicht ganz hingeben«, sagte Dengar.
»Weshalb sagen Sie das?«
Dengar suchte nach den richtigen Worten. »Weil ich mir bei deinem Tanz gewünscht habe, du würdest für mich allein tanzen. Ich denke, jeder Mann muß so fühlen, wenn er dich tanzen sieht.«
Manaroo lächelte, sah ihm in die Augen. Ihre Augen waren riesengroß und von so tiefem Schwarz, daß die Glühkugeln an der Decke sich in ihnen spiegelten. »Sie haben recht. Wenn ich tanze, dann tue ich immer so, als wollte ich allen Freude machen, die mir zusehen, aber tief in meinem Innersten tanze ich nur für mich.«
Zu seiner Verblüffung griff sie nach seiner Hand, und ihre Berührung war ihm beinahe peinlich. Seine Hände waren so groß, so kräftig, daß er das Gefühl hatte, sie wären Pranken, ein Gefühl, als wäre er ein riesiges, fremdartiges Tier, das neben ihr am Tisch saß.
»Du scheinst dich hier sehr wohl zu fühlen«, sagte Dengar.
»Wirklich?« flüsterte sie, und wieder staunte Dengar, wie rau und belegt ihre Stimme sein konnte.
»Das stimmt aber nicht. Ich bin schrecklich allein. Ich bin mir noch nie so. so leer vorgekommen.«
»Wie kann das sein?« fragte Dengar. »Ich bin sicher, daß es hier viele
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