Kopfgeld auf Han Solo
und deshalb will ich ihn fangen und dazu zwingen, daß er mir sagt, weshalb er das getan hat. Und dann werde ich entscheiden, ob ich ihn leben lasse.«
Am nächsten Abend hatten sie Tatooine fast erreicht, und Dengar ging an die Pilotenkonsole, um seine Systeme zu überprüfen.
Manaroo trat hinter ihn. »Hmm. «, sagte sie und begann, seinen Nacken zu massieren. »Sie sind ja völlig verspannt.« Er versuchte sich zu lockern, genoß das wohlige Gefühl, das sie in ihm erzeugte. »Wissen Sie, Sie haben mir schon zweimal das Leben gerettet. Ich schulde Ihnen dafür etwas. Schließen Sie die Augen.«
Ihre Hand tastete sich unter die Verbände an seinem Hals, berührte sein kybernetisches Interface. Er spürte, wie sie dort etwas einstöpselte, und richtete sich ruckartig auf.
»Was ist das?« sagte er und drehte sich um.
Sie zeigte ihm einen kleinen goldenen Ring mit einem Gewinde für einen Interfaceanschluß. »Das ist ein Teil von meinem Attanni«, sagte sie. »Damit können Sie mich empfangen, fühlen, was ich fühle. Aber ich werde Ihre Gedanken oder Empfindungen nicht lesen können und habe auch keinen Zugang zu Ihren Erinnerungen.«
Er ließ zu, daß sie den Ring in seinen Anschluß schob und ihn solange drehte, bis er festsaß. Und dann konnte er plötzlich durch ihre Ohren hören und durch ihre Augen sehen. Er spürte die Intensität ihrer Empfindungen.
Manaroo hatte Angst, und die Furcht saß wie ein Knoten in ihrer Magengrube. Sie beobachtete ihn. »Schließen Sie die Augen, damit Sie keine Doppelbilder sehen«, sagte sie, aber Dengar reagierte nicht sofort.
Ihre Furcht durchströmte ihn wie eisiges Feuer; es war die intensivste Empfindung, die er je wahrgenommen hatte. Zuerst kam sie ihm vor wie Wasser für einen Menschen, der seit Tagen gedurstet hat, aber allmählich wurde ihm bewußt, daß es nur selten dazu kam, daß jemand so intensive Furcht empfand. Er fragte sich, wovor sie Angst hatte.
Manaroo beobachtete ihn unverwandt und legte ihm die Hände auf die Schultern, küßte ihn, und er fühlte ihren trockenen Mund, schmeckte ihre Hoffnung und ihr Sehnen, und ein Teil von ihm staunte über die Eindringlichkeit ihres Sehnens. Und dann begriff er, weshalb sie ihn fürchtete. Sie hatte Angst, daß er sie zurückstoßen, sie abweisen würde. Auch ihre Einsamkeit konnte er fühlen, sie war wie eine schmerzende Leere in ihr. Und jede ihrer Empfindungen kam zu ihm, als wäre sie völlig neu, als hätte sie bisher noch nie jemand entdeckt.
Seine Anwesenheit tat ihr gut, sie kam sich beschützt vor, und das erklärte teilweise die starken Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte. Dengar versuchte, ihr Bewußtsein zu erforschen, versuchte herauszufinden, wie tief die Gefühle waren, die sie ihm entgegenbrachte, aber der Attanni, den sie an seinem Implantat befestigt hatte, konnte nur die Empfindungen empfangen, die sie aussandte. Ihre Gedanken und Erinnerungen konnte er damit nicht ergründen.
Sie küßte ihn zärtlich auf die Stirn und hielt in fest und erinnerte sich dabei kurz an ihre Mutter auf Aruza, wie sie sie als Kind geküßt hatte. Dabei kam in ihr ein so starkes Schuldgefühl darüber auf, daß sie ihre Eltern auf Aruza zurückgelassen hatte, daß Dengar zusammenzuckte, Manaroo stieß einen kleinen Schrei aus, voll Bedauern darüber, daß sie ihm solchen Schmerz zugefügt hatte, und tastete nach dem Attanni, um ihn aus seinem Halsanschluß zu lösen.
Dengar saß schwer atmend da, beinahe keuchend, und der Schweiß rann ihm von der Stirn. Er hatte seit vielen Jahren keine Schuld mehr empfunden, gute, saubere Schuld. Er hatte ebenso gleichgültig anständige Leute für das Imperium hingeschlachtet, wie er Manaroos Eltern und Freunde, ohne auch nur darüber nachzudenken, im Stich gelassen hatte.
Jetzt lehnte er sich zurück, atmete schwer und lächelte zugleich darüber, daß er zum erstenmal seit Jahrzehnten so etwas wie Reuegefühle in sich verspürt hatte.
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Manaroo schweratmend und steckte den Attanni mit unsicherer Hand in eine Tasche.
»Ich weiß«, nickte Dengar mit einem leichten Grinsen und spürte, wie ihm die Worte in der Kehle steckenblieben. Er schickte sich an aufzustehen, aber dann mußte er feststellen, daß die starken Empfindungen seine Beine geschwächt und ihm Tränen in die Augen getrieben hatten. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, wo es ihm peinlich gewesen wäre, sich solche Empfindungen anmerken zu lassen. Jetzt lehnte er
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