Kopfgeld auf Han Solo
sich bloß zurück und genoß sie.
Als er wieder ungehindert sprechen konnte, sagte er: »Wir müssen nach Aruza zurück und deine Eltern holen - und mit ihnen so viele Leute, wie wir nur können.«
»Warum sagen Sie das?« entfuhr es Manaroo, weil das ihr Wunsch gewesen war, sie ihn aber nicht geäußert hatte.
»Dein. Gewissen. hat es mir gesagt«, flüsterte Dengar, und in dem Augenblick wurde ihm vielleicht zum erstenmal bewußt, was ihm das Imperium genommen hatte: die Fähigkeit, Freude zu empfinden. Liebe, Sorge und Schuld.
In den letzten Jahren hatte er nie auch nur andeutungsweise den Wunsch verspürt, einem anderen Wesen zu helfen.
So ist es also, wenn man ein Mensch ist, wurde ihm bewußt. Da sitzt man da und weiß, daß auf der anderen Seite der Galaxis jemand Schmerzen empfindet, daß jemand leidet, und deshalb ist es meine Pflicht, zu ihnen zu gehen, ganz gleich, wie groß das Risiko ist oder was es kostet. Und ich muß sie von diesem Schmerz befreien.
Das war eine Art zu denken, die Dengar zu lange Zeit verschlossen gewesen war, so sehr, daß er vergessen hatte, daß es sie überhaupt gab.
In den letzten Monaten, in denen er Jagd auf Han Solo gemacht hatte, hatte Dengar sich häufig über die Spur, die der andere hinterließ, gewundert. Er hatte häufig eine logische Route verlassen, die ihm leicht die Flucht vor dem Imperium erlaubt hätte, und hatte sich kopfüber in den Kampf gestürzt. Das hatte Dengar jedesmal so verblüfft, daß er immer wieder Schwierigkeiten gehabt hatte, Solos nächsten Schritt vorauszuberechnen, weil man nie wissen konnte, ob Solo vielleicht plötzlich auf die Idee kam, ein ganzes Bataillon anzugreifen oder einen Angriff gegen einen Sternenzerstörer zu fliegen. Es ging sogar das Gerücht, daß Han Solo einmal die Unverschämtheit besessen hatte, den Imperator persönlich anzurufen, ihm grausige Verbrechen vorzuwerfen und ihn zu einem Boxkampf herauszufordern! Damals hatte Dengar das Gerücht bezweifelt, weil ihm ein solches Verhalten zu unlogisch erschienen war, aber jetzt sah er es in einem anderen Licht.
Am Ende begriff Dengar, weshalb seine Jagd auf Han Solo zum Scheitern verurteilt gewesen war: Han Solo besaß ein Gewissen, und dieses Gewissen führte ihn wie ein Navicomputer auf einen bestimmten Kurs, einen Kurs, den Dengar - bis jetzt - unmöglich hätte begreifen können.
»Du und dein Attanni könntet mir sehr nützlich sein«, sagte Dengar, und dann erklärte er ihr, was ihm gerade klargeworden war. »Das könnte meine Chance sein, Han Solo zu fangen.«
»Und was würden Sie dann mit ihm tun?« flüsterte Manaroo.
Dengar überlegte. Wenn er ein Gewissen hatte, würde das möglicherweise auch seine Arbeit beeinträchtigen. Sicherlich hätte er in früheren Jahren so manches Opfer verschont, dessen Vernichtung das Imperium von ihm verlangt hatte. »Das weiß ich nicht genau«, sagte Dengar.
»Dann sollten wir es herausfinden«, sagte Manaroo und drückte ihm den Attanni in die Hand. »Wenn Sie ihm das nächste Mal begegnen, meine ich,«
Dengar fing an, neue Anweisungen in seinen Navicomputer zu tippen. »Zuerst müssen wir nach Aruza fliegen und deine Eltern holen.«.
Später kehrte Dengar schließlich nach Tatooine zurück. In der Zwischenzeit gab er sich mit Hilfe Manaroos als Offizier des imperialen Nachrichtendienstes aus, der beauftragt war, eine große Zahl aruzanischer Diplomaten »in Sicherheit zu bringen«.
Mit Hilfe der Rebellenallianz entwendete er einen großen imperialen Gefängnisleichter, mit dem er hunderttausend Menschen vom Planeten wegbringen konnte, und besetzte das Schiff mit den entsprechenden Vollzugsbeamten, Folterbeauftragten und anderem Personal.
Die Rebellenallianz kostete es wenig Mühe, dem neuen KOMEN-OR-Stützpunktkommandanten gefälschte Befehle zukommen zu lassen, die ihn anwiesen, Gefangene mit Shuttlefahrzeugen zu dem Leichter zu bringen.
Die imperialen Offiziere waren gut ausgebildet und erfüllten diese Befehle buchstabengetreu.
Nur einmal kam es dazu, daß jemand Dengars Autorität anzweifelte - der sich aus der ganzen Dreckarbeit herausgehalten hatte und während der ganzen Mission an Bord des Leichters geblieben war und persönlich »die Einkerkerung geleitet« hatte.
Als der neue Stützpunktkommandant unmittelbar vor Dengars Abreise per Holovid anrief und von Dengar wissen wollte, wo die Gefangenen hingebracht wurden, hatte er den Mann nur mit eisiger Miene fixiert und gesagt: »Das wollen Sie doch eigentlich
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