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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Johnson ­Sirleaf zur Präsidentin im Jahr 2005 wurden alle Scheindiplomaten aus den Rängen entfernt. Ich blieb, überlebte und prosperierte.
    Ich habe in meinem Leben viele Konfliktgebiete und verarmte Gegenden gesehen, aber auf Liberia war ich nicht vorbereitet. 80 Prozent der Gebäude in Monrovia lagen in Schutt und Asche. Die gesamte Stadt war ohne Strom, mit der Ausnahme von einigen Notgeneratoren in den heruntergekommenen ­Regierungsgebäuden. Große und dicht bevölkerte Stadtviertel hatten weder Toi­letten noch irgendwelche sanitären Anlagen oder ein Abwasserkanalsystem. Prostituierte boten ihre Dienste für umgerechnet 25 Cent an. Es grassierten Malaria und andere Krankheiten und der Drogenkonsum war immens. Nachts versank die gesamte Stadt mit mehr als einer Million Einwohner in pechschwarzer Dunkelheit. Ich traf einen ehemaligen Stammesführer und Warlord, der Parlamentsabgeordneter war und seine Feinde verspeiste, um sich unbesiegbar zu machen. Andere Warlords töteten unschuldige Kinder, rissen ihnen das Herz heraus und aßen es und tranken das Blut ihrer Feinde, bevor sie in die Schlacht zogen. Verglichen mit Monrovia war Walpole der reinste Country Club. Meine Reisen nach Liberia sind eine Lektion in ­Demut und machen mich dankbar für das privilegierte Leben, das ich bisher geführt habe. Liberianer, die keine fünf Cent in der Tasche hatten, aber trotzdem lachten und Späße machten, kurierten mich für Tage von meinem überhöhten Selbstbedeutungsgefühl.
    Schrittweise erkannte ich die emotionale Rendite, die man mit Selbstlosigkeit und guten Taten erzielt. Tatsächlich beweisen elektronische Messungen, dass die Ergebnisse des »Gebens« eine fünfmal so hohe emotionale Befriedigung bewirken wie das Empfangen oder Nehmen. Auch Humor und Selbstironie bieten eine hohe Dividende. Menschen, die viel lachen, leben im Schnitt sieben Jahre länger als andere. Der Apostel der Gier und des Reichtums, der sich für einige der ärmsten und hoffnungslosesten Orte der Welt engagierte, schien mir damals ein etwas komisches Bild zu sein. Zwar wird man für einen Diamantenschmuggler oder Waffenhändler gehalten, wenn man jemandem erzählt, man arbeite für Liberia, aber meine Bindung an das Land und seine Menschen hat mir eine große emotionale Befriedigung verschafft.
    Wohltätigkeit und Diplomatie wurden für mich zu Synonymen, da ich das Land seit 2003 repräsentiere und nicht einen Cent dafür kassiert habe. Mir meine Arbeit bezahlen zu lassen wäre ungefähr so, als würde ich einen Sozialhilfeempfänger bestehlen. Im Schnitt verdienen Liberianer 40 Dollar pro Monat – vorausgesetzt man gehört zu den 15 Prozent der Bevölkerung, die überhaupt Arbeit haben. 80 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze, das heißt, sie haben weniger als 1,25 Dollar täglich zum Leben. Liberia ist mit einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von 500 Dollar das viertärmste Land der Welt. Das entspricht knapp über einem Prozent des amerikanischen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts. Vor Samuel Does Militärputsch im Jahr 1980 war Liberia in vier aufeinander folgenden Jahrzehnten gewachsen. Liberia besaß nicht nur das größte Schiffsregister der Welt, sondern auch eines der wichtigsten Unternehmensregister. Liberia war ein Nettonahrungsmittelexporteur und ein wichtiger regionaler Führer in der Bergbau- und der Nutzholz­industrie, im Fischfang und der Landwirtschaft. Es wurde Klein-Amerika genannt.
    Die United Methodist University ist die führende private Ausbildungsstätte des Landes. Ich hatte einen Lehrstuhl für Unternehmertum finanziert und für die besten drei Aufsätze über die unternehmerische Entwicklung in Liberia einen Preis von 6.000 Dollar ausgeschrieben. Es wurden mehr als 100 Beiträge eingereicht, von denen ich die 20 besten prüfte. Die Abhandlungen der drei Sieger hatten allesamt Harvard-Business-School-Niveau. Der hohe Standard der eingereichten Arbeiten verblüffte mich zutiefst, wenn man bedenkt, welch minimale Ressourcen den Studenten zur Verfügung standen und dass sie in einem kriegsgebeutelten Land aufgewachsen waren.
    Bisher habe ich Liberias nationales Basketballstadion finanziert, das nach mir und meiner Exfrau benannt ist. Ich habe zum großen Teil den Bau des Liberia Renaissance Educational Complex finanziert, der bei Weitem die beste und modernste öffentliche Schule des Landes ist. Viele meiner Kunden und Kontakte haben ebenfalls Geld gespendet. Ich habe jahrelang mit zwei weiteren großzügigen

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