Kopfgeldjagd
Regulierungsbehörden somit getäuscht, ist hundertprozentig unwahr, und das kann ich jederzeit beweisen.
Auch die Zusammensetzung der Fonds war alles andere als geheim. Alle Investitionen sowie ihre Herkunft waren vollkommen transparent, entsprachen den ACMH-Vorschriften und waren somit für die internen Prüfer, den CEO, den Finanzvorstand und jedes Verwaltungsratsmitglieds ersichtlich, das sich die Mühe machte, diese Information in elektronischer oder schriftlicher Form abzurufen. Sie stand auch den externen Banken, Prüfern und Depotbanken offen. Auch die jährlichen Fondsberichte und die zahlreichen Börsenunterlagen enthielten detaillierte Informationen. Jede Behauptung, ich hätte diese Aktien heimlich gekauft beziehungsweise die Investments verschleiert, ist hundertprozentig falsch und lässt sich jederzeit entkräften. Ja, ich habe umfangreich in amerikanische Wachstumsunternehmen investiert. Tatsache ist, dass alle Fondsmanager von ACMH diese weniger liquiden kleineren Unternehmen irgendwann in ihrem Portfolio hatten. Daran war absolut nichts illegal. Wir haben uns zu jedem Zeitpunkt an die in den Fondsprospekten genannten Investmentbeschränkungen gehalten.
Die dritte Behauptung, die sich auf die Aufblähung der Fondsvermögen bezieht, ist komplexer. Wir kauften Unternehmensaktien – und beschafften den Unternehmen somit Kapital – zu Kursen, die unter ihrem Marktwert lagen. Für die Bewertung dieser Positionen verwendeten wir allerdings den Marktpreis und nicht unsere Kosten. Das war eine akzeptierte und übliche Branchenpraxis. Wenn Sie für fünf Dollar eine Unternehmensaktie kaufen, deren Marktwert anschließend auf zehn Dollar beziffert wird, dann steigt Ihr Nettovermögenswert offensichtlich an. Unsere Wirtschaftsprüfer besaßen alle relevanten Informationen. Trotz regelmäßiger, intensiver, gründlicher und ausführlicher Prüfungsverfahren korrigierten sie nie unsere Fondsbewertung. Sowohl unser Hedgefondsprüfer (Ernst and Young) als auch unsere Depotbanken (Fortis und State Street) gehörten ohne jeden Zweifel zu den europäischen Marktführern und galten in der Hedgefondsindustrie als Goldstandard. Auch unsere Prime-Broker waren erstklassig: Morgan Stanley, damals die größte Prime-Bank für Hedgefonds, sowie die Deutsche Bank, die größte und profitabelste deutsche Bank. Unsere Banken beobachteten und überprüften ständig die Wertigkeit und Vollständigkeit unserer Investments für Margenzwecke. Nach meinem Ausscheiden legten alle unsere Prüfer, Depotbanken und Banken einheitlich das Mandat nieder. Ich hatte mit diesen Organisationen schon Jahre vor der Gründung von ACMH zusammengearbeitet. Nach meinem Ausscheiden heuerte der Verwaltungsrat von ACMH eine drittklassige Wirtschaftsprüfung an, die das Zahlenwerk umformulieren sollte, um mir die ganze Schuld an den Portfolioverlusten in die Schuhe zu schieben.
Mein großer Fehler war, dass ich zu viele kleine, wenig liquide Early-Stage-Wachstumsunternehmen im Portfolio hatte, als der Markt in den größten Bärenmarkt seit 80 Jahren eintrat. Man kann mir also durchaus die Schuld an schlechten Investmententscheidungen geben.
Nach meinen Ausstieg hatten die Investoren wenig Vertrauen in den Verwaltungsrat und meine Kollegen. Die ACMH-Aktie büßte neun Zehntel ihres Wertes ein. Die Investoren wollten ihr Geld zurück. ACMH war gezwungen, viele Millionen Aktien zu verkaufen, was den Abwärtsdruck auf die Portfolios weiter verstärkte. Und nicht nur das – ACMH musste in einen dramatisch fallenden Markt verkaufen. Jeder wusste das und nutzte die Situation aus. Ohne ihren aktivsten Investor und Promoter gerieten viele dieser Geld verschlingenden Wachstumsunternehmen aus dem Tritt. Einige wenige überlebten und scheinen sich zu behaupten. Nach meinem Ausscheiden erwirtschaftete ACMH hohe Verluste in den Fonds. Wieder versuchte das Unternehmen, die gesamte Schuld an ihrem unfähigen Portfoliomanagement auf mich abzuwälzen. Der Verwaltungsrat lehnte mein Angebot ab und zog es vor, an JRs idiotischer Vergütungsformel für die Fondsmanager festzuhalten. Anstatt ACMH zu restrukturieren, sprangen ihnen innerhalb weniger Monate sämtliche Spitzenmanager ab. Aber sie hörten nicht auf, bösartige Lügen über mich zu verbreiten. Am Ende mussten nicht nur alle ACMH-Niederlassungen geschlossen werden, das Unternehmen verschwendete zudem viele Millionen an Investorengeldern für Prozesse und private Ermittlungen.
Die letzte Behauptung ist die
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