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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Wolfsrudeltaktik und diesen »fiesen kleinen Typen mit dem Schnauzer« (Hitler) aus, der die Juden ausgeräuchert hatte, und beäugte mich mindestens zwei weitere Wochen mit großem Misstrauen. Als er schließlich mitbekam, dass ich mit einer bekannten 1,85 Meter großen Mulattin, dem Fotomodell Charmaine Williams ausging, sagte er mir: »Du bist vielleicht immer noch ein Nazi, aber offensichtlich stehst du auf schwarze Muschis. Also nehme ich an, dass Nigger vergasen am Ende doch nicht dein Ding ist.«
    Als er mir gegenüber etwas entspannter und offener wurde, erzählte ich ihm, ich stamme aus einer alten germanischen Familie, die bis zu Rittern und Drachen zurückreiche, wobei ich meine historischen Wurzeln etwas vereinfacht darstellte. Er erfasste das Bild aber perfekt und begann, mich »Der Graf« zu nennen. Dieser Spitzname setzte sich durch. Ich war nicht mehr länger die große weiße Hoffnung, der fliegende Holländer oder einfach Larry. Für meine Mannschaftskollegen war ich ab jetzt »Der Graf«.
    Dank Smokeys und Vincents Schutzfunktion war ich in East Harlem und der South Bronx völlig sicher. Wenn ich meinen Porsche im Viertel parkte, wurden mir nie die Reifen oder der Motor geklaut. Stattdessen fand ich üblicherweise ein paar Amateurhuren in Miniröcken vor, die sich auf meiner Motorhaube rekelten und auf ein heißes Date nach dem Spiel warteten. Niemand legte sich mit dem Grafen oder seinem Auto an. Ich war definitiv gut vernetzt und geschützt, aber ich hielt mich so weit wie möglich von den Geschäften meiner Beschützer fern. Ich hatte keine Lust, nach meinen kurzen Pariser Ausflügen in die Drogenindustrie Scarface Konkurrenz zu machen. Ich benutzte meinen Porsche, um damit zu den Spielen zu fahren, allerdings zog ich es vor, von Vincent in seinem großartigen gepimpten Van abgeholt zu werden, nachdem er in Central Manhattan und der Wall Street seine Bestellungen abgeliefert hatte.
    Eines Morgens hatte ich in Begleitung von vier Investmentbankern und dem Vorstandsvorsitzenden des größten Energieversorgers Deutschlands gerade die Unternehmenszentrale verlassen, als ich jemanden nach mir rufen hörte: »Yo, Graf, Graf, alter Motherfucker , schau hierher Nigga . Ich bin’s, Vince. Komm und grüß deinen Trainer.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Vincent sein überdimensioniertes Pimpmobil am Straßenrand parkte und seine beeindruckende Körpermasse auf die verblüfften Bankiers und den Unternehmensführer zubewegte. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen, als Vincent näher kam. Dieser erfasste die Situation sofort und wiegelte ab: »Entspannt euch, ihr Snowflakes 5 . Werde euch schon nicht auf offener Straße ausrauben. Das ist mein Homeboy , der Graf. Er hat gestern 20 Punkte gegen Rod geworfen.« Und ich kam in den Genuss einer seiner berühmten Knochenbrecher-Umarmungen.
    Beim Mittagessen war der deutsche Vorstandsvorsitzende neugierig, was es mit dieser ungewöhnlichen Begegnung auf sich hatte. Meine Kollegen fürchteten, uns könnte aufgrund dieses Vorfalls eine große Anleiheemission durch die Lappen gehen, aber ich hatte die Situation im Griff. Auf die Frage, wer dieser merkwürdige Mann war, der mir beinahe die Wirbelsäule gebrochen und mich »Nigga« genannt hatte, antwortete ich ihm, ich spiele bei wohltätigen Basketballturnieren mit, um sozial benachteiligte Kinder der Pfarrgemeinde St. Mary’s in der South Bronx zu unterstützen, und Vince sei mein Trainer. Außerdem hätten wir vor Kurzem 5.000 Dollar für die Kinderbücherei gespendet. Er war eindeutig beeindruckt und gratulierte mir zu meinem wohltätigen Engagement und meiner Großzügigkeit sowie meinem bereitwilligen Umgang mit Menschen, die weniger Glück im Leben hatten. Wir bekamen die Anleiheemission. Meine Kollegen wussten nicht, was sie von dem Ganzen halten sollten, vor allem, weil einige dieser Schleimbeutel ihr Crack eindeutig von Smokey Inc. bezogen.
    Mein letztes Saisonturnier mit Smokeys Team fand in East New York über einen Zeitraum von vier Wochen statt. Zwar verfügte ich in Teilen von Harlem und der South Bronx über ausgezeichnete Beziehungen, aber East New York war sozusagen fremdes Feindesland. Dort genoss ich keine Protektion und mein Porsche war in der Werkstatt. Das Turnier war für uns alle wichtig, weil einer unserer Mannschaftskollegen dort erschossen worden war, und dieses Turnier war das dritte Jahresturnier zu seinem Gedenken. Bei dem Eröffnungsspiel nicht aufzutauchen war undenkbar. Alle

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