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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Partymittelpunkt der Stadt. Der Klub versandte üblicherweise formelle Einladungen, auf denen zum Beispiel stand: »Florian Homm und Ingrid Rockefeller laden Sie zu einer privaten Party im Studio 54 ein.« Ich ging allerdings nur selten zu diesen Partys, wobei ich die Hälfte der Zeit nicht einmal mitbekam, dass ich Gastgeber einer Klubparty oder selber eingeladen war.
    Am Ende feierte ich doch zu viel und wurde nach neun Monaten als Analyst gefeuert, weil man mich wiederholt unrasiert, ungewaschen und schlafend in meinem Büro, das einen Blick auf die Freiheitsstatue und die Bucht von Manhattan bot, überrascht hatte. Das war für einen ordentlichen Unternehmensvertreter und Mitglied der Wall Street kein angemessenes Verhalten. Meine Vorgesetzten hatten kein Problem mit meiner Arbeit oder der Qualität meiner Recherchen; zum Problem wurden meine Einstellung und mein Lebensstil. Als mich die Research-Abteilung feuerte, ging ich daher einfach über den Flur des 49. Stockwerks und landete einen neuen Job als Finanzberater und Commission-Broker im Foreign Office, was effektiv bedeutete, dass ich innerhalb der Unternehmensstruktur mein eigener Lizenz-Makler und damit fast so etwas wie ein selbstständiger Unternehmer war. Die neue Abteilung bat um ein Zeugnis ihrer Kollegen vom anderen Ende des Flurs, in dessen letzter Zeile stand: »Er ist eine ziemlich eigenwillige Person und könnte auf sich allein gestellt sehr erfolgreich sein.« Das unterschreibe ich sofort.
    In dieser Zeit befand ich mich in meiner körperlichen Blütezeit und blieb süchtig nach Basketball. Alle hochgewachsenen Menschen sollten Gott für Basketball danken. Der wettbewerbsorientierte Sport übte einen großartigen Einfluss aus und schützte mich vor intellektuellem und physischem Nihilismus. Leistungssport erfordert beständige Disziplin und pflegt den Wettbewerbsinstinkt. Diejenigen, denen es gelingt, ihre sportlichen Fähigkeiten später ins Geschäftsleben zu übertragen, sind oft sehr erfolgreich.
    Als ich als schlaksiger Zwölfjähriger begann, Basketball zu spielen, sagte mein deutscher Trainer, man solle alle meine Knochen brechen und neu anordnen, damit meine Bewegungen weniger linkisch wären. Ich war einfach zu schnell gewachsen und ein unkoordinierter Klotz, der deswegen oft ausgelacht wurde.
    Wenn man sich einer Sache täglich fünf oder sechs Stunden lang widmet, wird man auf diesem Gebiet in ungefähr fünf oder sechs Jahren wahrscheinlich ein Virtuose. Das nennt man die »10.000-Stunden-Regel.« Bis zu meinem 18. Lebensjahr hatte ich mich von einem linkischen Klotz zu einem wendigen Basketballspieler entwickelt, der von diesem Sport leben konnte und Deutschland bei internationalen Turnieren vertrat.
    Wenn man einen Moment lang den finanziellen Aspekt außer Acht lässt, lassen sich mit Sport zudem wunderbar Rassen-, Klassen- und Kulturbarrieren einreißen. Ich spielte Basketball in Afrika, China, in der Karibik, in Mexiko, Kontinentaleuropa, England und den USA. Ich spielte in Slums, die selbst hartgesottene Polizisten nicht zu betreten wagten. Ich spielte vor 20.000 Zuschauern und gegen internationale Superstars und NBA-Legenden und schnitt dabei nicht schlecht ab. Und ich lernte dabei einige großartige Leute kennen.
    Mithilfe des Basketballsports lernte ich auch, mich zu behaupten. Angesichts der Tatsache, dass viele meiner Mannschaftskollegen hartgesottene Rauf bolde, wenn nicht sogar waschechte Kriminelle waren, führten die ständi ge Übung und das De-facto-Nahkampftraining dazu, dass ich später im Leben nicht so leicht einzuschüchtern war. Das war für meine spätere Karriere als feindselige »Heuschrecke«, Leerverkäufer, Greenmailer 4 , Nachtklub- und Bordellbesitzer äußerst nützlich.
    Im Sommer 1984, während einer Auszeit vom Investmentbanking, spielte ich in mehreren Amateur- und Profiligen wie zum Beispiel der Michelob Professional League am Manhattan College, nahm am legendären Basketballturnier im Rucker Park in Harlem teil und spielte in der West 4 th Street Summer Pro League in Greenwich Village auf dem berühmten Basketballfeld, das aufgrund seines mannshohen Maschendrahtzauns nur The Cage (der Käfig) genannt wird. Praktisch alle Spieler waren herausragende College-Sportler, Legenden von den innerstädtischen Basketballplätzen oder Ersatzspieler der NBA. In meinem besten Match warf ich 33 Punkte gegen einen Ersatzbankspieler der Detroit Pistons namens John Bostic, ein kompletter Bricklayer – totale

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