Kopfgeldjagd
zuvor dreimal verlobt gewesen. Eine meiner Verlobten war ein heißes mulattisches Fotomodell, das mir bei einem scheußlichen Curry in ihrer Wohnung in London einen Heiratsantrag machte. Die zweite war Lynne Perry, die mir sagte, es sei an der Zeit zu heiraten, was ich nicht so sah. Und die letzte war Colette Creppel, deren Eltern unsere Verlobung auf einer Silvesterparty im historischen Columns Hotel von New Orleans, das ihnen gehörte, vor mehreren Hundert ihrer engsten Freunde feierlich bekannt gegeben hatten. Das Problem war, dass keiner von uns beiden dem anderen einen Heiratsantrag gemacht hatte – wir hatten nicht einmal über Heirat gesprochen. Ich mochte die Creppels. Sie versuchten einfach, mich unter Einsatz ihres charmanten Südstaaten-Charmes zur Heirat ihrer Tochter zu bewegen.
Ich hatte schon immer große Probleme mit dauerhafter Bindung und einer Beziehung in lebenslanger Monogamie. Oscar Wilde sagte einmal: »Man sollte immer verliebt sein. Und aus diesem Grund sollte man nie heiraten.« Ich fand, da war einiges dran. Tagsüber ein Fidelity (Treue)-Mann zu sein, hatte etwas Komisches, wenn man bedenkt, dass ich nicht an dieses Konzept glaube. Es gibt zu viele empirische Beweise, die zeigen, dass die männlichen unserer Vorfahren, die über einen herausragenden Status verfügten, viele Frauen beziehungsweise viele Paarungsmöglichkeiten hatten. Ich hatte nicht vor, gegen das, was den meisten Männern von Natur aus gegeben ist, groß anzukämpfen: vielfältige Sexualpartner. Selbstverständlich gibt es auch einige Frauen, die so veranlagt sind. Meine Mutter war ein gutes Beispiel und hatte mich das gelehrt.
Aber abgesehen davon fühlte ich mich nach zahlreichen oberflächlichen Sexaffären zunehmend hohl und leer und begann zu definieren, wonach ich suchte. Die meisten Männer widmen dem Kauf ihres Autos mehr Gedanken und Energie als der Überlegung, wie ihre zukünftige Frau beschaffen sein soll. Ganz anders ich, der Überflieger, der selbst erklärte hochleistungsfähige Meister der geistigen Selbstbefriedigung und Extrospektion. Während meiner Arbeitsstunden bei Fidelity skizzierte ich eine vieldimensionale Matrixanalyse der perfekten Ehefrau mit Formeln und Ergebnissen auf Basis von Alter, Aussehen, Intelligenz, Humor, Stärke, Reichtum, Mütterlichkeit und so weiter. Sie würde Europäerin und gleichzeitig Latina sein müssen. Europäische Frauen haben im Allgemeinen mehr Klasse, verkomplizieren aber immer alles und nehmen sich selber zu wichtig. Dagegen sind Latinas warmherziger und spaßorientierter. Sie würde mindestens vier Sprachen sprechen müssen. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit jemandem die Welt zu bereisen, für den ich ständig die Speisekarten übersetzen musste. Natürlich musste sie stark, freundlich und geduldig sein. Sie würde einen Sinn für fatalistischen Humor besitzen müssen, um mich an meinen dunklen Tagen auszuhalten. Außerdem musste sie sich allein beschäftigen können und sich selbst genug sein, denn ich plante ganz gewiss nicht, viel Zeit zu Hause zu verbringen. Zudem zog ich eine Alleinerbin mit einem unbegrenzten Treuhandfonds und einem großen zu erwartenden Erbe vor. Selbstverständlich musste sie mich mehr lieben als sich selbst und in alle Ewigkeit treu sein. Alles was ich tun musste, war, eine Frau zu finden und zu verführen, die meine bescheidenen Auswahlkriterien erfüllte.
Ich traf Susan in einem geschmacklosen Bostoner Nachtklub namens Sansibar. Es war ein trauriger Dienstagabend, und die patriotische Frauenvereinigung Töchter der Amerikanischen Revolution hatte offensichtlich Ausgang erhalten. In Unkenntnis der Kleidervorschrift (Anzug und Krawatte) trug ich ein kurzärmeliges Hemd, auf dessen Vorderseite in großen Lettern die Aufschrift »DOO-DOO« (ein gekürztes Shakespeare-Zitat) prangte. Ich war von einem Ferienaufenthalt auf den Bermudas ziemlich braun gebrannt und wirkte zwischen den kreidebleichen, teigigen Neuengländern äußerst fehl am Platze. Was ich vor allem sah, waren schwer übergewichtige falsche Blondinen in schwarzen Rollkragenpullovern mit Perlenketten.
Als ich mich bereits damit abgefunden hatte, an diesem Abend alleine zu bleiben, fiel mir plötzlich diese schlanke, wohlgeformte ungefähr 1,75 Meter große Sensation am anderen Ende der Tanzfläche auf. Sie trug ein enges schwarzes Ganzkörperoutfit und einen glänzenden Ledergürtel, der sich eng um ihre schlanke Taille schmiegte (man darf nicht vergessen, es war Ende
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