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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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    Sechs Jahre Harvard hatten mich gezwungen, tatsächlich etwas zu lernen. Ich war intellektuell weniger oberflächlich und hatte ausgezeichnete Analysefähigkeiten. Ich war gewiefter als die meisten und immer noch respektlos und spaßorientiert. Ich wusste zudem, dass ich gewiss nicht stinkreich werden würde, indem ich nach Stunden abrechnete, wie Berater oder Anwälte, oder an Transaktionsgebühren verdiente, wie Investmentbanker, während ich mich zum Partner hochschleimen musste. Ich würde stinkreich werden, indem ich lernte, wie ich meinen ständig wachsenden Geldberg am besten investierte, und indem ich mein eigenes Unternehmen aufbaute. Ich wollte Branchen- und Unternehmensdynamiken verstehen, damit ich eines Tages mein eigenes Unternehmen gründen und später verkaufen konnte. Anstatt zu viel Energie auf immer gleiche Fallstudien zu verschwenden, konzentrierte ich mich ganz und gar auf den Bewerbungsprozess. Als Folge erhielt ich zahlreiche lukrative Angebote von mehreren Investmentbanken, Spitzenberatungen wie Bain und McKinsey und Investmentmanagern wie Fidelity und T. Rowe Price.
    Ende September 1987 ging ich als Fondsmanager und Analyst zu Fidelity Management and Research in Bean Town (Boston), wenngleich das Vergütungspaket schlechter war als die Angebote der Investmentbanken und Unternehmensberatungen. Von zentraler Bedeutung und extrem attraktiv war allerdings der Umstand, dass einige der cleversten Investoren dort arbeiteten, darunter die Ikone des Fondsmanagements, Peter Lynch, und ich würde die Chance haben, mit ihnen zu arbeiten und täglich von ihnen zu lernen. Lynch ist und bleibt eine Legende. Während seiner Zeit als Manager des Fidelity-Magellan-Fonds von 1977 bis 1990 erzielte er Jahresrenditen von 29 Prozent auf Vermögenswerte, die von 20 Millionen auf 14 Milliarden anwuchsen. Fidelity war eine echt globale Truppe, die größte Investmentfondsgesellschaft der Welt, die in allen möglichen Industrien investierte. Es würde sehr nützlich sein, in ihrer Nähe zu sein.
    Mein jüngster Rückzug von den Drogen war gepaart mit der Entschlossenheit, ein pflichterfülltes Angestelltenleben zu führen. An meinem ersten Tag gab mir Fidelity meinen eigenen Fonds (einen ihrer schwankungsanfälligsten High-Beta-Fonds, den Fidelity Broadcast and Media Fund), was bis dahin beispiellos war. 22 Tage später, am Montag, den 19. Oktober 1987, büßte der Dow Jones Industrial Average in dem größten Einbruch innerhalb eines Tages in der Geschichte 22,6 Prozent ein. Die weltweite Finanzindustrie befand sich in einem tiefen Schockzustand und war ebenso tief verunsichert. Selbst die relativ stabile Investmentfondsbranche wurde vom Schwarzen Montag schwer getroffen.
    Bei Fidelity wurden in der Abteilung Operations Research Entlassungen angekündigt. Die Absolventen der Eliteuniversitäten, die im Vermögensmanagement arbeiteten, blieben jedoch unangetastet, und es wurde nach wie vor selektiv eingestellt. Erfahrene Fondsmanager verdienten wahrscheinlich im Schnitt das 25-fache eines durchschnittlichen Mitarbeiters von Operations Research, wo die Stimmung besonders düster war. Diese Typen konnten uns so schon nicht ausstehen. Jetzt hassten sie uns.
    Meine eigene Situation hätte nicht besser sein können. Ich hatte kurz vor dem Börsensturz zahlreiche Positionen verkauft und den Bargeldbestand erhöht, weil die meisten Bewertungen schwachsinnig hoch waren. Mit diesem Geld wollte ich weniger teure Medienaktien in Europa und Asien sowie einige äußerst ertragreiche konvertible Anleihen kaufen. Der Fonds verfügte am Tag des Börsenzusammenbruchs über fast 40 Prozent Bargeld. Das war eine Mischung aus Glück und Geschick. Kein anderer von Fidelitys mehr als hundert Wertpapierfonds hatte an diesem Tag einen größeren Portfolioschutz und schnitt im Vergleich zu seinen Benchmarks besser ab. Daher war ich in bester Stimmung und sehr optimistisch, während sich einige meiner weniger glücklichen Kollegen über Entlassungen Sorgen machten und für alle Fälle ihren Kontostand überprüften. Ich habe depressive Märkte schon immer geliebt. Sie bieten so viele Chancen.
    Einige Tage später traf die Fondsmanagementgruppe in der unternehmensinternen Basketballliga auf das Team von Operations Research. In der Vergangenheit deklassierten die Jungs von Operations und Research die Fondsmanagement-Streber stets um mindestens 40

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