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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Scholz
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wirklich verdient hätte, so erkannte er hier und da den Anflug eines Sehnens in Angelikas Augen. Und dies vor allem dann, wenn er und Yvonne mal wieder einen schlechten Tag erwischt hatten. Gemeinsam.
    Wenn dann Angelika auf der Bildfläche erschien, e rkannte Manfred seine Yvi nicht wieder. Und wollte sie manchmal auch nicht erkennen. Weil das ein Mehr an Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen gebraucht hätte, das Manfred nun nicht wirklich in seinem psychologischen Einbauschränkchen zwischen den Ohren besaß.
    Da war mit Angelika leichter gut Kirschen essen.
    Und als sie ihm eines Tages "Himmel und Äd met Flönz" servierte — an einem Tag an dem Angelika die beiden zu sich eingeladen hatte — und Manfred ihre Kochkünste über den grünen Klee lobte, da hatte Yvonne nicht einfach nur einen ihrer Tage.
     
    Nein, da war der Tag gekommen, an dem das überdehnte Freundschaftsband der beiden Frauen riss.
    Und zwar en dgültig.
    Von nun an trug man die vorab vor sich hin brutzelnde Fehde in aller Öffentlichkeit aus. Aber mit Stil. Von Kartoffelsalat über gedeckten Apfelkuchen, von Waffeln über Koteletts bis hinzu selbst gemachter Kräuterbutter: kein rheinisches Gericht kam ungekocht davon. Kein Dip und keine Nachspeise blieben davon verschont. Und kein Buffet blieb unbehelligt von den Kochkünsten der beiden.
    Die beiden ehemaligen Freundinnen schenkten sich nichts.
    Zehn lange Jahre lang entwickelte sich dieser Streit, wurde entsprechend bewürzt und befeuert durch das anwesende Publikum, das sich in jener Zeit der jeweiligen Seite dieser Medaille zugehörig fühlte.
    Team Angelika. Team Yvonne.
    Und dann kam irgendwann Konrad in diese Gleichung.
    Konrad gehört dieser seltenen Gruppierung Mann an, die von zuhause aus schon das Warten gelernt hat. Er schwärmte für Angelika schon während der Schulzeit. Nur sie nicht für ihn. Als Manfred auf der Bühne des Lebens erschien, wog er sämtliche Möglichkeiten gegeneinander ab und berief sich auf das was er am besten konnte: warten. Gut Ding will bekanntlich Weile haben, heißt es ja nicht von ungefähr.
    Beim Treffen zum zehnjährigen Bestehen der Abschlusskla sse, war die Zeit reif. Angelika auch.
    Und so pflückte er sie — behutsam wie eine reife Frucht, die ansonsten bei zu viel Druck die entsprechenden Dellen zeigt.
    Konrad umging dies, indem er Angelika Komplimente hören ließ, die ihre Kochkünste in entsprechendes Licht rückten. Denn schließlich hatte Angelika es sich nicht nehmen lassen, dem Buffet entsprechendes beizusteuern.
    Und so bekam Konrad neben einer zweiten Portion Leber mit Zwiebeln als einmaliges Dessert Angelikas Zuneigung hinterdrein und obenauf.
    Liebe geht durch den Magen heißt es. Ja, ich werde tatsäc hlich nicht müde dies zu betonen. Manchmal beginnt sie auch dort.
    Und dabei löschte das bei Angelika somit erwachende Glücksgefühl die schwelende Glut ihres Missmutes Yvonne gegenüber. Ohne dass Angelika dies wirklich so geplant hatte. Hormone halt. Alles wiederholt sich irgendwie. Und wie sich die beiden ehemaligen Freundinnen wieder lernten zu versöhnen, so machte Yvonne Angelika schlussendlich das umfassende Friedensangebot: „Wenn du möchtest, würde ich für dich - entschuldige: für euch — gerne das Hochzeitsessen ausrichten."
    Angelika nahm dankend an.
    Doch in ihrer Perfektion fand sich dann doch aufgrund ihrer reibungslosen Planung und dem daraus resultierenden Ablauf ein kleines Zeitfenster.
    Ich habe keine Ahnung, was es genau war, das Ang elika ritt, als sie tatsächlich noch am Morgen vor der Hochzeit „Hämmchen mit Sauerkraut" machte. Ich vermute mal, ein Teil ihres Gemütes war über die Jahre hinweg einfach zu viel mit Bitterkeit vollgesogen, ob des einstigen Verlustes der Gunst gegenüber Manfred. Ihr größter Tag sollte somit auch die einst erlittene Schmach tilgen. Angelikas Plan ging tatsächlich auf. Wenn auch nur kurzzeitig.
    Als nach vollzogenem Ringtausch die Hochzeitsg esellschaft ihre Ausgelassenheit zur Schau stellen konnte, wurde entsprechend aufgefahren und getafelt. Und Manfred sorgte dafür, dass diese Feierlichkeit in die Annalen der Dorfgemeinschaft einging. Dafür brauchte es nur zwei Fauxpas.
    Den ersten leistete er sich, als er Angelikas Häm mchen über den grünen Klee lobte. Er tat dies mit den Worten: „Angelika, wunderbar! Besser als alles, was meine Frau mir je aufgetischt hat in all den Jahren!"
    Manchmal macht nicht nur der Ton die Musik, so ndern auch die Lautstärke.

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