KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
derartigem entgegenzusteuern.
Auch wenn ein voller Bauch bekanntlich nicht gern studiert — vor allem seine Mitmenschen — wir sollten uns nun besser anstellen, denn das Buffet scheint komplett. Die beiden Kontrahentinnen haben das Angebot in Augenschein genommen und nicken sich distanziert kühl zu.
Lasst die Spiele beginnen!
So zieht es nun die Anwesenheit zu den angerichteten Köstlichkeiten — da versucht sich eine Kinderstimme Gehör zu verschaffen. Das Gemurmel der Erwachsenen ist jedoch zu laut.
„Ruhe!" , erklingt eine andere Kinderstimme.
Dermaßen überrascht wird alles still.
„Danke!", sagt die andere Kinderstimme.
Und folgendes gibt die erste helle Kinderstimme kund:
„Wir — die Kinder vom Kindergarten Kleine Groß — haben uns dieses Jahr zum Erntedank was gedacht: warum geben wir nicht anderen etwas ab? Denen, die nicht so viel haben?"
Die Stimme stockt. Die bisherigen Sätze kamen einigerm aßen flüssig, vermutlich weil sie ihr vorneweg souffliert wurden. Jetzt könnte die freie Rede beginnen — aber da hakt es dann. Viele Augen sind auf die Kleine gerichtet, auch Yvonne und Angelika machen lange Hälse. Und Angelika verschlägt es fast den Atem, als sie ihre Tochter Martina erkennt, die da das Wort ergriffen hat.
Soeben sucht ihr Blick den von Konrad, der sich — ganz der Vater — etwas seitlich im Hintergrund hält.
Er nickt und beugt sich zu ihr. Sie flüstert ihm etwas zu, er nickt erneut. Dann lässt er seinen Blick über uns hungrige Anwesende schweifen und erklärt:
„Was meine Tochter — was alle Kleine-Großen — Ihnen, verehrte Eltern und Freunde, mitteilen möchten, ist, dass wir uns entschlossen haben, Ihnen für Ihren Einsatz in diesem Jahr zu danken und deshalb das Kochen und Backen selbst übernehmen. Gelinde gesagt: Es gibt für alle dasselbe — Pommes. Weil die Kinder sich das so gewünscht haben. Im ersten Stock ist alles vorbereitet, entsprechende Soßen sind während der letzten beiden Tage von den Kindern unter entsprechender Aufsicht hergestellt worden.”
„Und Würstchen auch!", beeilt sich Martina noch hi nzuzufügen. Während sie ihren Vater ob seiner Vergesslichkeit in die Seite knufft.
„Und Würstchen auch!", wiederholt Konrad brav, was beinah unausgesprochen blieb.
„Und das Buffet?"
Yvonnes Stimme ist Frage und Anklage zugleich.
Alle wenden sich ihr zu.
„Richtig! Und was ist mit unserem Buffet?"
Angelika beeilt sich ihrer Busenfeindin beizuspringen.
„Das erhält heute die Dormagener Tafel!"
Martinas Worte sind eine Erklärung, die keinen Widerspruch duldet.
„Denn heute ist Erntedank. So hat man uns erklärt, dass wir uns für die Gaben bedanken wollen. Wir, die wir durchaus etwas haben", fährt Konrad fort.
Er lächelt seiner Frau entgegen, die ihm über die Distanz hinweg einen Blick zuwirft, der Fassungslosigkeit und Enttäuschung zu gleichen Teilen enthält.
„Und wir danken ganz besonders meiner Frau Ang elika und ihrer alten Freundin Yvonne, unserer reizenden Sekretärin des Kindergartens, die uns bei der Ausführung dieses Planes so tatkräftig unterstützt haben. Danke, ihr müsst jetzt nicht mehr weiterspielen. Ihr habt das vortrefflich gemacht! Einen Riesenapplaus für die beiden. Und für alle anderen, die dem Herbstbuffet so vortrefflich gespendet haben!"
Der Beifall beginnt spärlich, doch die Kinder die sich nun von überall her erheben und durch die Reihen ihrer Eltern auf die Damen vom Buffet zutreten und wild klatschen, sorgen dafür, dass sich auch die zunächst Zögerlichen schlussendlich dem Applaus anschließen. Und wenn der Nebenmann gute Miene zum bösen Spiel macht und die Nebenfrau auch, dann ist das so.
Und wenn schon — dann gibt's eben Pommes!
Auch gut!
Man sieht, wie es in den Gesichtern der beiden Frauen arbeitet, als sie sich für die Lüge und gegen das Offensichtliche entscheiden. Manchmal ist der erste Schritt aufeinander zu tatsächlich nur mit unfairen Mitteln zu erzwingen.
Manchmal funktioniert es, manchmal nicht.
Und manchmal gibt es am Ende Pommes für alle.
Und für die weniger Begüterten ein Essen , von dem sie sich noch nach langer Zeit erzählen werden.
Was sie getan haben.
Ich war dort.
Es war himmlisch.
Aber die Pommes — unerreicht!
Das Echo aller Furcht
„Das, was wir im Leben schaffen, klingt in der Ewigkeit nach!" Als ich diesem Satz das erste Mal begegnete, wussten mein Herz wie auch mein Verstand, dass sie ihr Credo gefunden hatten. So hing dieser
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