KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
wissen wollte.
So fand ich irgendwann in den frühen Morgenstu nden heim.
Mit Bedacht so wenig Geräusche zu produzieren wie möglich , schlüpfte ich in die Wohnung, aus meinen Sachen und ins Bett zu meiner Frau.
Julia schmiegte sich im Schlaf an mich, sie hat einen tiefen und ruhigen Schlaf. Im Gegensatz zu mir.
Die Wiederholung der Geschehnisse des Tages lief auf der Innenseite meiner Iris ab, projiziert vom rastlosen Gedächtnis, das die Erinnerungen zusammensuchte und sie auszugsweise durch meinen Kopf rattern ließ.
„Erlauben Sie mir Ihnen zu helfen, damit Sie uns he lfen?“
Die Worte von Herrn Cho klangen in ihrer ruhigen freundl ichen Art in meinen Ohren, als ich den Beutel aus meinem Jackett holte, das ich beim Ausziehen achtlos neben dem Bett hatte fallen lassen.
Der nachtblaue Beutel schien in der Dunkelheit leicht zu schimmern. War er nicht gerade noch gleich schwarz gewesen? Konnte nicht sein – das schob ich auf meine Müdigkeit und ihrem Verlangen, den Nerven Streiche zu spielen.
Ich öffnete ihn und griff mit zwei spitzen Fingern hinein.
Sand.
“ Traumsand.“
Ich zerrieb ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, ließ ihn wieder in den Beutel rieseln.
Für einen Augenblick erwachte der skeptische Erwachsene in mir zu voller Größe. Blödsinn!, war sein allumfassendes Urteil. Der Teil von mir – müde und gläubig – ignorierte ihn und ließ mich nochmals in den Beutel greifen.
„Verwenden Sie ihn achtsam.“
Ich spürte zwei drei Körner zwischen meinen Fingern und führte sie zu meinen Augen.
Sei dein eigener Sandmann, lächelte ich in mich hinein, um die Körner unter meinen Lidern zu platzieren.
Ich zwinkerte kurz ob des leichten Drucks, den die Fremdkörper auf der Hornhaut auslösten. Dann schienen sie ve rschwunden, aufgelöst.
Julia drückte sich erneut an mich und es gelang mir gerade so, den Beutel auf dem Boden neben dem Bett abzustellen.
Ich streckte mich aus – nur um von allen Gliedmaßen gleichzeitig in den Schlaf gezogen zu werden, der sich sanft aber unnachgiebig in mir ausbreitete wie eine köstliche Welle…
Die Haustür schwingt auf. Drei Treppenstufen nur, dann bin ich durch sie hindurch und stehe im Flur. Links geht es in die Küche, rechts gleich hinter der Garderobe das Gäste-WC. Ich durchmesse mein Haus mit festem Schritt. Prüfe die Beschaffenheit des Bodens, der Wände und der Decke. Alles steht im richtigen Winkel zueinander. Der Garten, den ich durch das Panoramafenster im Wohnzimmer erblicke, ist sorgsam angelegt. Im Sandkasten unter einer alten Kastanie sehe ich Julia und Ben wie sie zusammen wirken.
Ich nehme all diese Eindrücke in mir auf, atme das Haus förmlich ein. Dann verlasse ich es auf dieselbe Weise, wie ich es betreten habe. Indem der Traum endet.
Alles würde gut werden. Das war die Hinterlassenschaft des Traumes in mir.
Und es fühlte sich gut an. Schon am Morgen, als ich erwachte. Auch meine Familie bemerkte dies. Etwas hatte sich verändert. In mir. Und das bekam auch ihnen.
Als ich die Wohnung nach dem Frühstück verlassen wollte, zupfte Julia am Jackenrevers und flüsterte mir ins Ohr: „Wo auch immer du deine mürrische Art der letzten Zeit hingebracht hast – lass sie dort. Ihr kommt besser ohne einander aus.“
Ben winkte mir vom Platz am Küchentisch zu: Ein Clownsg esicht aus Nutella.
Er sah schlichtweg zum Anbeißen aus.
„Wir sind heute auf der Baustelle. Ein gewisser Arch itekt erzählte was vom „Abschluss der Fundamentsarbeiten“, ließ mich Julia wissen, dann wischte sie mir ein imaginäres Stäubchen von der Schulter und bugsierte mich zur Tür hinaus.
„Geh mal bis dahin Brötchenverdienen.“
Ich musste mich nicht umdrehen, um ihr Lächeln zu spüren. Es ging mir durch Mark und Bein.
So schwebte ich durch den Tag.
Ein Gespräch, das gestrige Treffen mit unseren Geschäftspartnern betreffend, verlief angenehm und war erfreulich kurz. Der sich anschließende Arbeitstag erschien ausgefüllt und deshalb kurz. Aber keineswegs Stress generierend.
Zu guter Letzt die Fahrt zur Baustelle, auf der mich Julia und der Bauleiter schon erwarteten.
Das Fundament war – mit Hilfe meines Sohnes, der nicht müde wurde zu betonen, dass er auch Sand da zu gegeben hatte – kurz vorher fertig gegossen worden.
Alles in allem ein runder Tag.
Als Julia und ich es uns bei Einbruch der Dunkelheit auf dem Balkon vor der Küche unseres derzeitigen Reiches im dritten Stock gemütlich machen wollten, nachdem wir
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