Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Scholz
Vom Netzwerk:
Tür
     
    Es wartet.
    Auf seine Chance.
    Auf mich.
    Draußen vor der Tür.
    Es macht keine Anstalten hereinzukommen.
    Aber Es wartet.
    Draußen vor der Tür.
    Hier bin ich.
    Sicher.
    Sicher?
    Bin ich mir da sicher?
    Das Haus ist alt.
    Älter als jeder zweite lebende Bewohner des Ortes.
    Sieht man es bei Tageslicht, so ist nicht sicher, ob es den nächsten Tag erleben wird.
    Das sind die, die uns alle überleben werden.
    Denn das Haus hütet eine Legende.
    Und ist inzwischen selbst eine solche geworden.
    Und Legenden tragen.
    Durch Zeit und Raum.
    Hier ist von beidem mehr als genug.
    Mich fröstelt.
    Allein.
    Hier.
    Im Dunkeln.
    Während Es wartet.
    Draußen vor der Tür.
    Ich sah es nur als das, was es seit langer Zeit war: eine Legende.
    Schließlich hielt ich mich für einen aufgeklärten rat ionalen Menschen.
    Bis ich den Waldspaziergang antrat.
    Während die Dämmerung fiel.
    Ich hielt mich für einen aufgeklärten rationalen Me nschen.
    Bis die Nacht fiel.
    Und die Geräusche kamen.
    Bis Es kam.
    Und die Geräusche gingen.
    Bis auf mich und meinen Herzschlag.
    Den Herzschlag, der die Gedanken, die durch meinen Kopf rasten und der Gänsehaut somit Raum gab, niederschlug.
    Meine Beine in ständige Bewegung setzten.
    Im Dunkel.
    Wo ich alsbald den Weg verlor.
    Und ich das Haus fand.
    Der Mond in dieser Nacht brach nur ein einziges Mal durch die Wolken und leuchtete mir heim.
    Gewissermaßen.
    Alt, verlassen, gedrückt vom Alter und vom Wetter.
    Gehalten von seiner Legende.
    Und so betrat ich es.
    Und so stehe ich noch immer.
    Und Es wartet immer noch, draußen vor der Tür.
    Meine Angst.
    Mein Entsetzen.
    Mein Dunkel.
    Ich weiß, dass es wartet.
    Lauert.
    Es ist genauso draußen wie Es hier drinnen bei mir ist.
    Und mächtiger kann Es wahrlich nicht sein.
    Ich rieche die Fäulnis an diesem Ort,
    schmecke meine Panik im Mund.
    Höre Es in meinem Kopf.
    Spüre Es in all meinen Gliedern.
    Schwitze Angst aus jeder Pore.
    Knarren.
    Dunkelheit. Keuchen.
    Dunkelheit. Knurren?
    Dunkelheit.
    Und als die Schwärze , die mich umgibt und die Schwärze, die ich in mir trage ineinander fließen...
    ...stürze ich nach vorne...
    ...durch die Dunkelheit zur Tür und öffne sie mit einem Ruck. SO werden Legenden geboren, denke ich noch. Draußen wird drinnen, drinnen wird draußen.
    Und dann gibt es nur noch das Haus, mich und Es.
    Draußen. Vor der Tür.

Dream on
     
    Ich hatte immer den Traum, ein Traumhaus zu bauen.
    Schon im Sandkasten des Kindergartens machte mir so leicht keiner was vor. Meine Türme, Burgen, Mauern – alles mit Bedacht und Präzision erschaffen. So gab es für mich später nur ein Ziel in der Berufswahl: Architekt.
    Auch hier ließ ich Bedacht und Präzision walten.
    Einige Studienkollegen lachten über mich. Sollten sie.
    Als die Zeit reif war, gewannen meine Entwürfe Au fmerksamkeit und Preise. Während ihnen nur vergönnt war, Wohnsilos oder Supermärkte zu gestalten.
    Nebenbei – ohne das s ich dies je geplant hätte – gewann ich die Aufmerksamkeit und daraufhin das Herz meiner Frau.
     
    Meine Traumfrau.
    Sie hielt mir den Rücken frei, als ich mich bei Ausschreibu ngen für architektonische Ausschreibungen bewarb und mehr als einmal im Büro nächtigte.
    Andere Damen reagierten da im Vergleich wesentlich u ngnädiger, wenn ihre Herren selbiges taten.
    Doch Julia war anders. So anders wie ich.
    Wenn ich ihr von meinen Schöpfungen erzählte, die in ihren besten Umsetzungen das Alte mit dem G egenwärtigen zu etwas Neuem führen konnten, so war sie diejenige, die den entscheidenden Schritt zurück machte, um es zu seiner Gänze vor ihrem geistigen Auge sehen zu können. Das ist eine Gabe, die nicht viele besitzen.
    Und wenn sie nach meinen Ausführungen ihr Fazit zog und ein kleines „Aber“ für mich hatte, so spitzte ich die Ohren. Denn das „Aber“ war es, das meine architektonischen Schöpfungen das entscheidende Quäntchen besonders werden ließ.
    Wenn ich beim ersten Mal ihren Anteil am Gelingen bei der Laudatio zur feierlichen Eröffnung des Musikpavillons uns erer Stadt entsprechend würdigen wollte, so knebelte mich ihr Blick.
    Das war unser beider Geheimnis.
    Und sollte es auch bleiben.
    Als ich sie nach dem Empfang darauf ansprach, gab sie mir zu verstehen, dass dies ihr Geschenk an mich war, ihre Fähigkeit Besonderes noch ein wenig b esonderer machen zu können.
    Meine Gegenleistung war mein Schweigen.
    Ich unternahm einen letzten Versuch ihr zu entlocken, warum.
    Und daraufhin

Weitere Kostenlose Bücher