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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Scholz
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mehr zu sehen. Sie pendelt auch nicht mehr. Aber ihr Schatten wird über den Boden Richtung Wand geworfen.
    Hastig kommt er auf die Beine, schmeißt die Kellertür zu und drückt sich mit dem Rücken dagegen. Dann rutscht er wieder auf den Fußboden zurück und bleibt erst mal sitzen.
     
    Vera. Hat sie ihn doch mal wieder überrascht.
    Vera. Wie konnte sie nur.
    Vera. Endlich ist mal Ruhe.
     
    Er verlangsamt seine Gedanken und seinen Herzschlag. Es dauert, aber schließlich haben beide ungefähr dieselbe Frequenz. Bei dieser Leistung kann er am besten existieren. Wenn nur der Durst nicht wäre.
    Aber keine zehn Pferde brächten ihn noch mal die Treppe hinunter. Der Bierkasten steht am Regal an der Wand links unten im Keller. Dazu müsste er an Vera vorbei. Nichts da!
     
    Vera.
    Von seiner Position aus schaut er zum Küchentisch. Das Handy liegt da oben. Vielleicht sollte er mal jemanden anrufen. Den Notarzt zum Beispiel.
    Aber was könnte der schon groß machen?
    Lebendig erschien Vera ihm nicht mehr.
    Ja wenn die Sachlage wie letzten Samstag wäre, als sie ihm mal wieder vor die Faust laufen musste. War auch wieder Vollmond gewesen. Und die Biere auf der Stecke zum Schlaf mal wieder vorher ausgegangen. Da konnten die Sanis helfen. Aber jetzt?
     
    Er erhebt sich. Es ist wie eine Kontinentalplattenverschiebung. Zumindest für seinen Körper. Er selbst könnte Kontinentalplattenverschiebung ja noch nicht einmal buchstabieren, wenn er zwischen die Platten käme. Auf jeden Fall erreicht er schlussendlich den Stuhl, von dem seine Reise begann. Trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte und bringt seine Gedanken und den Herzschlag wieder zusammen.
    Erst dann wählt er die Notrufnummer.
    Und legt beim Abheben an der anderen Seite erst mal wieder auf.
    Hat Zeit. Kann man ja nix machen. Nix mehr.
    Der Durst bleibt und lehnt in ihm an ihn und flüstert ihm zu: „Na alter Junge, kommt mal was?“
    Blick zum Kühlschrank. Kühlschrank blickt zurück.
    Seufzend schlurft er zu einer zweiten Inspektion zum Gerät und – wird fündig.
    Grießpudding! Leckeres Zeug.
    Gierig schaufelt er sich die süße Speise in den Mund. Eine gewisse Saftigkeit der Masse verjagt auch das offensichtliche Durstgefühl vom Platz.
    Noch zwei Löffel voll.
    Seine Backenzähne mahlen, auch wenn es nicht wirklich etwas zu kauen gibt.
    Seine Gedanken wollen gerade abschweifen, Worte suchen , die er den Herren vom Tatütata geben kann, damit er nicht gänzlich ganz dumm da steht, wenn sie kommen – und sie werden kommen und die grüne Minna wohl auch gleich mitbringen – da hat er in dem süßen Brei plötzlich etwas gespürt.
    Wassn dassn?
    Er kaut ein- zweimal, dann spuckt er das Etwas aus.
    Sähe Vera ähnlich, wenn sie ihm da etwas in seinen Lie blingsnachtisch untergejubelt hätte.
    Sein erster Gedanke: ein Kondom (als Zaunpfahlwink in Richtung seiner Affäre). Aber so gewieft war Vera eigentlich nie.
    Er schaut genauer hin: Plastik ist es. Und in ihm ein gefalt etes Stück Papier. Er wischt die Speisereste von dem Plastik und reißt es auf. Das Papier wird entfaltet, während die Plastikverpackung achtlos auf dem Küchenfußboden landet. Und dann liest er folgendes in Veras Schrift: „Wohl bekomm ´s. Nach all den Jahren. Ich hab immer zu dir gehalten. Auch als es dir dreckig ging. Wenn du keinen Job hattest. Aber mit dem dummen kleinen Flittchen. Ausgerechnet mit der.  Kein Arsch in der Hose für einen Streit, aber den Schwanz auf Wanderschaft schicken?  Nicht mit mir.  Ich zeig dir Ewigkeit! Ich hoffe, es schmeckt!“
    Miststück!, schreit es in seinem Kopf.
    Er springt auf, klappernd geht der Stuhl zu Boden.
    Er spuckt aus, fährt mit der Zunge durch die Mun dhöhle, versucht jedes Krümelchen, das noch in Zahnzwischenräumen steckt zu bekommen und spuckt einfach aus. Er packt sich das Geschirrtuch von der Spüle und wischt sich mit dem Stoff den Mund aus, dann dreht er den Wasserhahn auf, hält den Kopf unter und trinkt ein paar Schlucke, gurgelt, spuckt erneut.
    Mist ! Mist! Mist!
    Er kommt wieder hoch.
    Erst mal ein Kippchen zur Beruhigung.
    Er fischt eine mit zittrigen Fingern aus der Packung , die in der Brusttasche in seinem Hemd steckt und steckt sie sich zwischen die Lippen. Feuer?
    In der Ferne draußen glaubt er den Krankenwagen zu hören. Vielleicht kommt der Notarzt ja noch rechtzeitig, denkt er.
    Er stolpert zum Küchentisch. An ihm vorbei geht´s in Ric htung Tür. Drei Schritte können sehr sehr weit sein. Vielleicht

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