KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
der Spielothek zwei Straßen weiter irgendwann an Vera vorbeizog und ihn zu einer Dummheit verleitete. Die binnen einer Woche die zwei Straßen bis in die heimische Wohnung geschlendert kam. Von wegen: einmalige Sache.
Wenigstens dreimal hatte er in jener Zeit fremde Früchte genossen.
Veras Hass, Enttäuschung und Angst hatten sich die Waage gehalten. Nur ihm gegenüber erlaubte sich, das zänkische Eheweib zu geben. In den Nächten schlug sie seine Hand aus, die nach Versöhnung heischend ihre Schulter berührte.
„Du tust ja so, als hätte ich dich eine Ewigkeit betrogen! Das war gar nix. Und das weißt du!“, murmelte er beleidigt und drehte sich um. Ihr Weinen, das bald darauf einsetzte, ignorierte er.
„Was weißt du schon von Ewigkeit?“, flüsterte sie heiser. Zumindest hatte er gemeint dies gehört zu haben. Aber er konnte sich auch getäuscht haben.
Am nächsten Tag war Vera die Unerbittliche, die sie am Abend zuvor gewesen war. Und behielt diese Ro lle von nun an bei.
Das geht nun schon vier Monate so. Und DAS ist tatsächlich Ewigkeit. In ihrer gnadenlosesten Form.
Und natürlich weiß man inzwischen im Haus darüber Bescheid. Der Flurfunk funktioniert hier bestens. Die beiden Funkerinnen aus dem dritten und ersten Stock haben jahrzehntelange Übung auf diesem Sektor.
Seufzend erhebt er sich vom Küchenstuhl und schlappt zum Küchenbord. Zum Fernsehgerät.
Mit einem Klick lässt er die Welt verstummen. Ahhh, tut das gut. Stille breitet sich schlagartig aus. Gut so.
Er beginnt nun den Saustall in seinem Kopf zu sorti eren.
Gut, so viel ist da gar nicht, was man sortieren muss – aber auch die Grundabfolge von 1 zu 2 zu 3 und zurück will gepflegt werden.
Und wie er da so steht, die Hand immer noch ausg estreckt und den Knopf am Fernsehgerät zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, könnte vermutlich selbst Rodin eine neue Version des “Denkers“ nach seiner Vorlage kreieren wollen.
Mit dem Schwerpunkt auf “modern“.
Die Stille sackt von seinem Kopf in ihn hinein. Und sammelt sich kurz. In diesem Moment fällt ihm auf, dass der Grund für die Stille auch darin zu finden ist, dass Vera nicht zu hören ist. Wo steckt sie?
Nicht, dass er sie wirklich vermissen würde – aber es wäre zumindest gut zu wissen, wo sie steckt.
Überblick behalten – hat ihm sein Vater immer gepredigt. Ansonsten war seine Predigt kurz und knapp: Auge um Auge. Zahn um Zahn.
Vera hat mehr als einmal aus diesen Predigten zitiert b ekommen. Dann funktionierte das auch.
Mal mehr, mal weniger.
„VERAAAAAAAAAaaaaaaaaa…“
Er hustet sich durch den Brüller, der die Küche kur zzeitig wackeln lässt. Nichts.
Dafür merkt er, wie trocken sein Mund und seine Kehle sind. Dagegen lässt sich was machen.
Wie günstig, dass er direkt neben dem Kühlschrank steht. Ein Griff, Tür auf, Pulle greifen, Problem erledigt. Nur: es ist kein Bier mehr im Kühlschrank, muss er feststellen. Es ist zum Irrewerden.
Aber es hilft ja nix.
Also lagert er den Ärger erst mal zwischen und wendet sich nach links am Fenster vorbei zur Tür, die in den Keller führt. Zur Sonne, zur Freiheit, zum Alkohol. Vierzehn ausgetretene Stufen hinab, nachdem er den Lichtschalter betätigt hat.
Unten angekommen dann wieder nach links.
Das Bier schon vor dem Auge läuft er mit getrübter Wahrnehmung in das, was von der Kellerdecke hängt: Vera.
Erschrocken stolpert er zurück, greift nach der Wand hinter sich, will sich reflexartig abstützen.
Doch er greift ins Leere.
Setzt sich unsanft.
„Hääääääääächhhhhhhhh…“Die unausgewogene Mischung aus Überraschung und En tsetzen lässt aus seiner trockenen Kehle nur diese gepresste Ansammlung an Lauten zu.
Vera – von dem Zusammenprall in Bewegung gesetzt – pe ndelt mal nach links, dann nach rechts.
Und wirft Schatten auf ihn, da die Kellerleuchte hi nter ihr angebracht ist.
Ihr e Augen stehen weit offen und ein Lächeln hat zum Zeitpunkt ihres Todes ihre Mundwinkel festgeklammert. Zementiert für die Ewigkeit.
„Häääächhhhhhhh…. Rrrrghhhh“
Er hustet, während er auf dem Hintern sitzend stückweise von ihr fortrutscht. Zur Treppe hin. Nur weg aus diesem Alptraum.
Als seine Hände , die er hinter sich gesetzt hat die unterste Stufe berühren, dreht er sich so schnell er kann um und erklimmt die Treppe auf allen Vieren.
Nur raus hier.
Oben angekommen, wirft er noch einen Blick in den Keller. Das Knarren ist nicht mehr zu hören, Vera auch nicht
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