Kopfueber in die Kissen Roman
noch angetrabt! Also die hatten Nerven …
Auf einmal fühlte sie sich in die Luft geworfen, denn Kenny hatte sie kurzerhand unter den Kniekehlen gepackt. Er fing an zu rennen. Rennen! Mir einer ausgewachsenen Frau auf den Armen!
Seine Schuhsohlen hasteten über Beton. Sie fühlte, wie sich seine Armmuskeln anspannten, dann flog sie durch die Luft. Sie flog und landete prompt im tiefen Ende des Swimmingpools der Travelers.
Das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen. Sie sank … kam wieder hoch … prustete und spuckte … blinzelte, bis sie durch ihre am Kopf klebenden Haare etwas sehen konnte.
Kenny starrte mit dem traurigsten, verzweifeltsten Gesichtsausdruck, den sie je gesehen hatte, vom Poolrand zu ihr herab. Während sie noch versuchte, sich aus all dem einen Reim zu machen, streckte er sich und sprang kurzerhand hinterher, mit Klamotten, Schuhen und allem.
Ihre eigenen Sandalen rutschten ihr von den Füßen, als sie mit Wassertreten begann und darauf wartete, dass er wieder auftauchte.
Prustend und verzweifelt schlug er um sich. »Ich liebe dich!«, rief er. »Und es hat weder was mit Golf, noch der Tour, noch sonst was zu tun -, sondern nur mit mir selbst, mit meinen eigenen innersten Gefühlen! Und du liebst mich! Es ist nicht bloß Sex. Dafür bist du viel zu unschuldig.«
Sie starrte ihn an - kohlschwarzes Haar, das ihm am Kopf klebte, sein wunderschönes, sonnengebräuntes Gesicht, über
das das Wasser rann, seine schwarzen, dichten Wimpern und Augen, die vor Leidenschaft glühten. »Es tut mir Leid, dass ich zu so einem ungünstigen Zeitpunkt draufkam - aber wann hab ich je was zu einem passenden gemacht? Und ich hab’s endlich kapiert, wirklich. Außerdem alles Mögliche andere.« Er musterte sie forschend. »Ich weiß, dass ich viel verlange. Der Gedanke, den Rest seines Lebens mit einem Menschen verbringen zu müssen, der so instabil ist wie ich, muss einem ja Angst einjagen! Aber du bist stark, Emma, und mutig, und du kannst es schaffen, wenn du wirklich willst!« Er hielt inne. »Nicht wahr?«
Sie war so baff, dass sie kein Wort herausbrachte.
Obwohl eine Antwort ausblieb, gab er nicht auf, strampelte weiter und versuchte, sie zu überzeugen. »Ich weiß, dass ich dir wahrscheinlich nie soviel wie deine Schule bedeuten werde - aber eine Schule kann dir wiederum nicht das geben, was ich dir geben kann. Eine Schule schenkt dir keine Kinder und geht auch nicht zum Sonnenuntergang am Pedernales mit dir spazieren - und eine Schule kann dich nicht zum Lachen bringen.« Seine Stimme war leise und schließlich heiser geworden. »Aber ich, Emma, ich kann das, und noch viel mehr. Du musst mir bloß’ne Chance lassen.«
Trotz der Kühle des Poolwassers begann sich allmählich eine gewisse Wärme in ihr auszubreiten. Wieso hatte sie nicht daran gedacht, dass Kenny die Dinge nie wie andere Leute anpackte? Das machte ihn ja gleichzeitig so nervig und so wundervoll.
Das Gewicht seiner durchweichten Golfschuhe zog ihn tiefer als sie, doch er ließ sich nicht davon beirren und sprach weiter drängend auf sie ein. »Wir sind verheiratet, Schätzchen. Die Ehe mag ja in einer kitschigen Hochzeitskapelle in Las Vegas geschlossen worden sein - aber ich hab meine Gelübde nicht so einfach dahingeplappert … sondern nehme sie sehr ernst. Wenn du dich nicht mit mir verheiratet fühlst, dann heiraten wir eben noch mal, gleich hier in Wynette, oder wir fliegen nach England und heiraten dort! Du musst bloß einsehen, dass es eine
wirkliche, echte Ehe ist. Wir gehören zusammen, und so soll es auch sein.«
Sie gehörten zusammen. Dieser Mann gehörte zu ihr.
»Ich weiß, wie sehr dir diese Schule am Herzen liegt. Vielleicht kann ich sie ja unter Umständen kaufen oder so was. Mit’nem Kredit würde ich bisschen die Werbetrommel rühren. Wir müssten dann zwar die Ranch aufgeben, aber ich bin dazu bereit, wenn es nötig ist, um dich glücklich zu machen.«
Er nahm ihr regelrecht den Atem. Die Ranch verkaufen, um St. Gert’s zu retten? Das konnte sie sich nicht vorstellen - denken war ihr überhaupt nicht mehr möglich -, aber ihrer Seele wuchsen Flügel. Gleichzeitig konnte sie die Verzweiflung in seinen Augen nicht länger ertragen und meldete sich zu Wort.
»Das ist schon das zweite Mal, dass du mich in einen Pool wirfst.«
Kenny blickte vollkommen zerknirscht drein. »Du wolltest mich für immer verlassen, und das war das Einzige, was mir einfiel, dich aufzuhalten.«
»Mich einfach in den Pool
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