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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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Betrunkener über die ebene Fläche bis zur Grube. Als er am Rand ankam, streckte er seine Arme wie ein Turmspringer in die Höhe und schrie: „Ich sehe alles!“ Sein Körper wurde von heftigen Kontraktionen heimgesucht, als jagten in kurzen, unregelmäßigen Abstä n den Stromstöße durch ihn hindurch. Plötzlich griff er sich an den Kopf und riss an seinen Haaren. Er brüllte wie ein Mann, der auf einem Scheiterhaufen von den Flammen verzehrt wurde. „Ich sehe alles!“ Darauf stürzte er sich in die Tiefe.

    *
    Die zertrümmerten Schneeraupen und Schneemobile gaben der Garage das Aussehen eines Kriegsschauplatzes. Das Gefährt, das gegen einen der Pfeiler gekracht und daraufhin explodiert war, brannte noch immer. Das F auchen des Feuers war das einzige Geräusch, das die Grube erfüllte.
    John Arnold wagte nicht, sich auszumalen, was Chad Kruger und seiner Assistentin gerade hinter dem Stahltor widerfuhr. Was war überhaupt mit Simon Radcliffe? Unterstützte er sie bei ihrer geplanten Aktion? Lebte er überhaupt noch?
    Als Arnold den fünf Meter hohen Verschlussmechanismus erneut vor sich sah, sank seine Überzeugung, dass sie das Tor ohne größere Probleme öffnen könnten.
    Sam Richards war in dieser Hinsicht als moralische Unterstützung nicht zu gebrauchen. So wie er das gewaltige Stahlteil betrachtete, hätte er sich gena u so gut das Wort Sorge auf die Stirn tätowieren lassen können.
    „Wehe Sie sagen jetzt auch nur ein Wort“, maulte Arnold.
    „Freuen Sie sich schon einmal auf einen netten Stromschlag.“
    John Arnold seufzte. „Kein Wort, habe ich gesagt.“ Als er die Stahlstreben genauer untersuchte, erkannte er zwei Haken. Griffe, schoss es ihm durch den Kopf. Es gab tatsächlich die Möglichkeit, die Verriegelung per Hand zu lösen. Als Richards eine der Streben berührt hatte, hatte es ihn durch die halbe Garage gepfeffert. Er hatte leichte Brandwunden an seinen Händen davongetragen. Ob ihm dies nun auch widerfahren würde?
    „Hat das eigentlich wehgetan?“
    „Der Stromschlag?“
    „Der Stromschlag.“
    Richards verdrehte genervt seine Augen. „Wenn Sie wirklich solch ein Weichei sind, verkürzen wir eben die ganze Angelegenheit.“ Er packte Arnold an den Schultern. Mit einem heftigen Stoß drückte er ihn gegen die Strebe. Das Metall gab ein tiefes, dumpfes Hallen von sich.
    Arnold schrie wie am Spieß. Er brüllte sich beinahe die Lunge aus dem Leib.
    Richards ließ ihn wieder los. „Sehen Sie, manchmal muss man einfach i m provisieren.“
    John Arnold kam sich vor wie ein Idiot. Er lehnte sich gegen die senkrecht verlaufende Strebe, während sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte. Er hätte beinahe die Kontrolle über seine Blase verloren. Seine Vermutung stimmte. Auch wenn der Beweis auf diese unehrenhafte Weise erbracht wo r den war. Die Stromzufuhr hatte sich nach dem Schließen des Tores nicht wieder aktiviert.
    Normalerweise hätte er sich nun an die Entriegelung des Tors machen so l len. Doch ein weiterer Umstand führte dazu, dass er sich keinen Schritt b e wegte. Wenige Meter vor ihnen standen fünf von Allans Männern, die sie in einem Halbkreis umringten. Sein Augenmerk richtete sich vor allem auf eine der grauenvoll zugerichteten Gestalten. An dem nackten Oberkörper hing die Haut in Fetzen herunter. Die Augen wirkten wie weiße Marmorkugeln, die in einer dunkelroten Maske steckten. Die Gesichtszüge, sofern man überhaupt davon sprechen konnte, glichen denen von Tom Wilson. Im Gegensatz zu den anderen, die mit zugespitzten Metallteilen und Messern bewaffnet waren, trug er seine Glock bei sich.
    Der Lauf richtete sich auf Arnold.

11
    Simon lag am Boden der Grube wie eine weggeworfene Marionette. Mit se i nem Kopf war er direkt auf einem der Runensteine aufgeschlagen. Die Hälfte seines Gesichts glich einer Mischung aus zerrissenem Fleisch und weißen Knochenstücken.
    Yui unterdrückte ein Würgen, als sie vom Grubenrand zu ihm hinuntersah. Dicht neben dem Objekt herrschte eine dichte Schwüle. Der schwere Geruch belastete sie zusätzlich. Obwohl sie atmete, kam es ihr vor, als würde kaum Luft in ihre Lungen dringen. Hin und wieder wurde sie von Wellen sexueller Erregung durchflutet. Obwohl sie sich dagegen wehrte, erreichten die einze l nen Schübe eine stets größere Wirkung. Vorhin hätte sie sich beinahe verge s sen. Chad hatte sie an der Hand berührt, was in ihr eine wahre Gefühlsexpl o sion ausgelöst hatte. Am liebsten hätte sie es an Ort und Stelle

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