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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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zerquetscht werden. Dabei handelte es sich um die positive Variante. Den schlimmeren Fall wollte sie sich nicht vorstellen.
    Simon hantierte inzwischen an dem Reißverschluss des eingeklemmten Stiefels herum. Sie stellte fest, dass sie seine Berührungen nicht mehr spürte.
    „Was machen Sie da, Mr. Radcliffe?“, rief Mason.
    „Den Stiefel aufbekommen. Es muss doch irgendwie …“
    Der Rest des Satzes ging in einem lauten Schrei unter. Der Stiefel entglitt ihm, als der Aufzug weiter emporfuhr.
    Diesmal setzte seine Fahrt ungehindert fort.
    Yui zappelte wie ein Fisch an der Angel. Sie sah, wie sich der Kabinenrand dem Türrahmen näherte. Ihr Kopf baumelte in der Luft.
    Mason brüllte Befehle, die sie nicht mehr mitbekam.
    Simon packte in einem letzten Versuch ihr linkes Bein.
    Yui sah alles nur noch verschwommen. Wurde ihr Bein jetzt abgetrennt?
    Simon schrie.
    Der plötzliche Schwindel bereitete ihr Übelkeit. Ein Knirschen ertönte. Wie in Zeitlupe sah sie sich durch die Luft stürzen. Ihr Kopf und ihre Schultern schlugen auf dem eisigen Boden auf, bevor ihr übriger Körper ebenfalls auf die harte Eisfläche knallte. Sie dachte, was Chad wohl sagen würde, wenn er sie mit nur einem Bein sähe. Kurz darauf wurde ihr schwarz vor Augen.

    *
    Ihr fiel nichts anderes ein, als zurück in das Zimmer ihres Vaters zu gehen.
    Dieses verdammte Tor ließ sich nicht öffnen. Sie nahm an, dass die Verri e gelung früher rein mechanisch funktioniert hatte. Ihr Vater oder jemand aus seinem Team hatte die elektronische Sicherheitsvorrichtung installiert. Sie fragte sich, welcher Sicherheit dadurch gedient war. Ihr Vater konnte dabei nur seine Mannschaft im Sinn gehabt haben.
    Julia hatte von dem Tor nichts gewusst. Ihr Vater hatte ihr nie etwas da r über erzählt. Sie hatte seiner Aussage geglaubt, dass KOR dazu diente, das Eis am Pol der Unzulänglichkeit zu erforschen. Diese Erklärung stufte sie inzw i schen als Ausrede ein. Die Bewunderung gegenüber ihrem Vater nahm durch diese Wende jedoch keinen Schaden. Im Gegenteil, sie liebte ihn umso mehr. Sein Verhalten zeigte, dass er sich um sie Sorgen machte und sie b e schützen wollte. Hatte er etwa gewusst, auf welches Risiko er sich bei seiner Aktion einließ? Die letzten Tage, die sie gemeinsam verbracht ha t ten, bevor ihr Vater zu seiner Expedition aufgebrochen war, hatte sie gut in Eri n nerung. Er hatte viel zu tun gehabt, doch hatte er sich zwischendurch Zeit geno m men, um mit ihr kleinere Ausflüge zu unternehmen oder ihr Lieblingsresta u rant aufzus u chen. Sie liebte die indische Küche. Daher hatte er sie mehrmals in das Maharadscha eingeladen, ein Restaurant in einer der Seite n straßen von Dundee. Sie erinnerte sich daran, dass er sich über seine Reise keinerlei So r gen gemacht hatte. Er war natürlich aufgeregt. Doch dieses G e fühl entsprach dem typ i schen Lampenfieber, das viele Forscher kurz vor dem Beginn ihrer Projekte packte. Die Regel lautete, dass kurz vor einem Projek t start meistens noch etwas dazwischenkam, das das ganze Vorhaben zum Scheitern brachte. Ein Projekt, das sich mit prähistorischen Siedlungsgebieten am nördlichen Pola r kreis beschäftigen sollte und das sie mit initiiert hatte, war vor wenigen Jahren von einem solchen Schicksal heimgesucht worden. Sie würde das nie an die große Glocke hängen, doch damals hatte sie sich über den Misserfolg gefreut. An dem Projekt hatte sich auch Yui Okada beteiligt. Schon von A n fang an hatte sie es als Frechheit empfunden, dass eine wissenschaftliche Assistentin das Projekt mitleiten durfte. Ihrer Meinung nach sollten nur Pr o fessorinnen und Professoren mit einer solch komplexen Aufgabe betraut werden. Sie wusste nichts Genaues über den Sachverhalt. Julia nahm an, dass Chad Kruger gehofft hatte, die Karriere seines Betthä s chens zu fördern. Es hatte nicht geklappt. Julia grinste auch jetzt noch vor Schadenfreude. Diese dumme Pute konnte von ihr aus auf der Stra ß e landen. Bei ihrem Vater b e wahrheitete sich der Spruch über das knappe Scheitern von Forschungspr o jekten glücklicherweise nicht. Zwei Tage nach ihrem letzten Besuch im Mah a radscha sta r tete Allan Whitehead mit einer Maschine der British Airways nach Australien, wo er in Sydney an Bord des Forschung s schiffes Poseidon ging. Von da an hatten sie nur noch per Funk kommun i ziert.
    Bei all den positiven Eindrücken, die sie von ihm hatte, zerbrach sie sich über eine bestimmte Sache den Kopf. Die Finanzierung von KOR

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