KOR (German Edition)
Puppe stellt ihn jedenfalls in kein günstiges Licht“, meinte Arnold. „Außerdem sollten wir weiter nach Wilson suchen.“
„Es gibt nur die eine Spur und die hört zwanzig Meter hinter uns plötzlich auf“, sagte Chad . „Kehren wir erst einmal um. Entweder ist Wilson tatsäc h lich in die Station zurückgekehrt oder …“
Maggie richtete sich wieder auf. „Oder?“
Chad führte seinen Gedankengang nicht zu E nde.
John Arnold leuchtete auf das Gesicht der toten Frau. „Und die Leiche?“
„Nehmen wir mit.“
„Ich hätte wirklich nicht fragen sollen.“
*
In der Kabine gab es keinerlei Anzeichen von Blut. Der Boden war überz o gen von den nassen Reifenspuren der Sackkarre sowie von Masons Schuha b drücken. Und sie kniete natürlich mittendrin in dieser dunkelgrauen Soße . Dass ihre Hose dabei schmutzig wurde, ärgerte sie nicht. Yui freute sich schon darauf, wenn sie ihre Polarkleidung endlich ausziehen konnte. Sie füh l te sich darin unbeholfen wie ein Schneemann. Der einzige Vorteil lag darin, dass sie nicht fror.
Die Spiegelwände wiesen keinerlei Flecke auf. Es gab nicht einmal Schmie r spuren. Simon musste an einer Überdosis F antasie leiden. Sie konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, was ihn erschreckt hatte. Sie hielt ihn nicht für jemanden, der sich leicht durcheinanderbringen ließ. Simon kam ihr vor wie ein Mann, der nur an Tatsachen glaubte. Er strahlte eine innere Au s geglichenheit aus, etwas, das Yui eindeutig fehlte. Es hatte Yui mehr als nur überrascht, Simon so sehr aufbrausen zu sehen. Sie nahm es ihm nicht übel, auch wenn es sie zunächst ziemlich genervt hatte. Er hatte vor irgendetwas Angst gehabt. Unbeschreibliche Angst. Sie konnte jedoch keinen Grund en t decken.
Erst als sie aufstand, nahm sie die geschlossene Tür wahr. Sie drückte den Schalter, der dafür sorgen sollte, dass die Tür zurückrollte. Der Mechanismus reagierte nicht. Yui drückte den Knopf erneut. Das Ergebnis fiel nicht anders aus.
„Wirklich toll. Wenn jemand eine Person kennt, die mitten am Südpol in einem Aufzug stecken geblieben ist, der soll jetzt bitte die Hand heben.“
Sie drückte den Knopf mehrmals hintereinander. Die Tür funktionierte nicht. Yui hatte bisher noch nie in einem Aufzug festgesessen. Und dies, obwohl sie in einem Haus lebte, in dem der Fahrstuhl aus dem Jahr 1964 stammte.
Sie presste ihre Finger in den schmalen Türspalt, um die Tür au f zudrücken. Ihre Kraft reichte nicht. Die Tür leistete zu starken Widerstand.
Sie klopfte gegen das Metall. „Mr. Radcliffe! Mr. Mason! Ich sitze fest!”
„Was haben Sie gesagt?“ Simons Stimme drang dumpf durch die Metal l schicht.
„Ich sitze hier fest!“
Sie hörte Simon irgendetwas murmeln. Wahrscheinlich besprach er sich mit Mason. Kurz darauf erwiderte der Biologe: „Warten Sie einen Augenblick!“
Yui vernahm, wie von außen etwas gegen die Tür schabte. Vielleicht ein Stemmeisen. Sie hoffte es zumindest.
Im selben Moment setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Yui fiel durch den plötzlichen Ruck beinahe zu Boden. Sie hielt sich an dem Griff der Rückwand fest. „Wenn er oben hält, öffnet sich auch wieder die Tür“, mac h te sie sich Mut.
Der Fahrstuhl passierte Deck Eins, um wenige Sekunden später auf Deck Zwei zu halten. Yui wartete mit Hoffen und Bangen darauf, dass sie die enge Kabine endlich verlassen konnte.
Die Tür blieb zu.
Langsam fühlte sie eine schleichende Angst in sich emporsteigen. Sie drückte sämtliche Knöpfe nacheinander. Es passierte nichts. Selbst der Alarmknopf verursachte keinerlei Reaktion.
„Verdammter Mist.“
Mit einem Ruck fuhr der Fahrstuhl nach unten, nur um nach wenigen M e tern mitten im Schacht stecken zu bleiben.
Yui hatte noch nie unter Klaustrophobie gelitten. In dieser Situation jedoch kam ihr die Kabine zunehmend enger vor. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und rann über ihren Rücken.
Das Licht flackerte und ging schließlich ganz aus.
In der Dunkelheit vernahm Yui deutlich ihren rasenden Herzschlag. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihr Atem ging schneller. Sie drückte sich eng an die Rückwand. Sie spürte eine Präsenz, die vor ihr in der Kabine lauerte. Di e ses Gefühl entsprang wahrscheinlich ihrer zunehmenden Furcht. In der Du n kelheit begannen, Urängste die Funktionen des menschl i chen Gehirns zu steuern. Dies konnte unter anderem zu ungewollten Wahnvorstellungen fü h ren. Wenn man nicht wusste, was sich in der Finsternis
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